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die wahrheitJahrestag der Liebe

Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Sarkozys kleiner Nici schwillt an.

Endlich wieder einmal beschwingt folgt die Première Dame ihrem kleinen Nici durch den Élysée-Palast. Bild: ap

Mon cher journal intime …

Hatte das deutsche Walross zum Essen. Keine Ahnung, was Nici immer mit der macht, dass sie so gereizt ist. Vielleicht ist es sein ewiges Gegrabbel. An seinen politischen Positionen kann es nicht liegen, die hat er von mir. Und zu mir ist sie immer sehr freundlich. Ihr Französisch ist zwar eher mies, aber auf Englisch klappt es ganz gut mit uns. Leider kann man mit ihr so wenig übers Shoppen reden. Aber mit Autos kennt sie sich aus, und als ich ihr dann zusagte, mit meinem neuen Austin Martin die Straße vor dem Palast auf und ab zu fahren, hat sie sich wirklich gefreut. Insgesamt aber war es keine gute Idee, die beiden nach der Konferenz herkommen zu lassen. Es ist recht anstrengend, geradezurücken, was Nici verbockt hat.

Vorhin hat meine ehemals marode Schwester angerufen. Wegen Weihnachten. Jetzt geht das Stühlerücken wieder los. Wer mit wem, wo, wie lang, bei welchen Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Maman hat schon verkünden lassen, sie stehe dieses Jahr für rein gar nichts zur Verfügung, sie verbringe die Feiertage auf St. Lucia. Ich frage mich, was sie da will. Ich glaube, sie hat einen Neuen. Sie ist in letzter Zeit noch aufgedrehter als sonst und immer gut durchblutet. Was natürlich auch an der Flasche Champus liegen mag, die sie mittags um 15 Uhr immer schon intus hat. Würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn da was wäre. Wäre mir jedenfalls lieber als dieses ganze Pipapo mit dem blöden Köter die ganze Zeit. Nicht genug, dass sie seine Nase hat richten lassen, jetzt bekommt er auch noch ein eigenes Reitpferd.

Na, auf jeden Fall hat Valerie mal wieder Angst, dass sie wieder allein unter ihrer Tanne sitzt, und fragt, ob wir zusammen feiern wollen. Ich habe gesagt, ich müsse erstmal mit Nici reden, ob es schon Pläne gebe, weil wir ja vielleicht eine Einladung in die Skihütte von einem Rüstungsindustriellen haben. Die haben wir nicht, das weiß ich, aber ich musste mir Luft zum Nachdenken verschaffen. Ich wette, wenn wir sagen: "Na gut, komm her", geht ausgerechnet am 24. irgendwo in Frankreich eine Bombe hoch, Nici muss zum Tatort und ich sitz mit der Plunze und Aurelién allein hier rum und kann den ganzen Abend Halma spielen. Und das einen Tag nach meinem Geburtstag!

By the way: Bestimmt lässt Valerie sich die Gelegenheit nicht entgehen, mir wieder so einen furchtbaren Bekenntnisquatsch zu schenken: "Mit 40 fing mein Leben an - eine 60-Jährige erzählt". Oder sie spielt die Eso-Karte und kommt mit Zeugs wie "Die Botschaft der Krafttiere" oder "Räucherrituale für Paläste und Tempel" um die Ecke.

Montag ist Welt-Aids-Tag. Da engagiere ich mich als Botschafterin des Weltfonds gegen Aids. Damit ist auch endlich das Ehrenamt-Ding eingetütet. Ich werde dann in Kindergärten über Geschlechtskrankheiten sprechen und mit Hilfe von Bananen und Kondomen zeigen, wie man sich schützt. Ich bin ein wenig aufgeregt, ich habe überhaupt keine Praxis mehr. Ich hoffe, ich krieg das hin und blamiere mich nicht.

Freitag, 28. 11. 2008

Jetzt date ich Nici seit über einem Jahr, und es ist auch oft nicht langweilig. Er schafft es immer mal wieder, mich zu überraschen. Gestern hatte er Depardieu im Gepäck. Der hatte schon total einen sitzen, als sie hier eintrudelten, und als er ging, waren wir beide blau. Mein Wassertrinker hatte sich beizeiten abgeseilt, und so hatten der Dicke und ich einen recht lustigen Abend. Depardieu hat mir Szenen seiner größten Erfolge vorgespielt. Was ich gar nicht wusste: Als Student war er das Double von Flipper. Seine erste Rolle.

Es war ganz schön, mal wieder einen richtigen Mann im Haus zu haben, auch wenn er mich nicht eine Sekunde anmacht. Dafür ist er einfach zu fett.

Insgesamt finde ich das aber schon eine harte Nummer: ein Jahr. Und fast die ganze Zeit wird "Nici - Das Soloprogramm" gespielt. Hatte ja kurz vor dem Mono-Versprechen noch einen Neuzugang (erinnere den Namen nicht mehr, aber der war eh nullachtfünfzehn, der Rest allerdings war nullachtvierundzwanzig). Aber wirklich: ein Jahr. Zum Glück war es wenigstens ganz aufregend mit der Queen, dem Papst, Yves Saint Laurents Sprung in die Kiste und Black-Magic-Obama an meinem Lounge-Table. Aber ehrlich gesagt, frage ich mich, wie das weitergehen soll. Wo sollen die Kicks herkommen? Vielleicht hätte ich die Top-Leute nicht alle in meinem ersten Jahr treffen sollen, sondern sie etwas aufheben, damit die nächsten Monate nicht vollkommen öde werden.

Sonntag, 30. 11. 2008

Ich hatte für morgen einen tollen Einfall: Um gut für die Kindergartenvorführung vorbereitet zu sein, wollte ich ein wenig an Nici üben. Das Kondom mit links aufziehen, ohne Hingucken, mit Fäustlingen für kalte Wintertage, mit den Zähnen. Natürlich hatte ich für die Kinder extra Gummis mit Fruchtgeschmack besorgt, dummerweise aber vergessen, dass mein kleiner Schatz keine Erdbeeren verträgt. Na jedenfalls ist sein Glied schlagartig angeschwollen und mit Quaddeln bedeckt. Dr. Leroc ist jetzt bei ihm und schaut, ob sich was machen lässt. SILKE BURMESTER

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