piwik no script img

Noam ChomskyChefankläger der USA

Wann immer auf der Welt Unrecht geschieht, Noam Chomsky kommentiert es. Am Samstag wird der streitbarer Linguist 80. Er gilt als linker Leuchtturm - oder als in Orthodoxie erstarrtes Fossil.

Seit jahrzehnten antiimperialistischer Großkritiker: Noam Chomsky. Bild: dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • S
    Shefmeister

    Zu Noam Chomskys 80. hat die taz nichts besseres zu bieten ? Dieser Artikel hätte so in der “Welt” erscheinen können.

     

    “Die USA hatten führend an der militärischen Niederschlagung der faschistischen Systeme im Zweiten Weltkrieg mitgewirkt. Doch 22 Jahre später schien dies auf Seiten der Chomsky-Linken bereits vergessen.”

     

    Falsch. Chomsky blieb auf der Suche nach Motiven und Ursachen standhaft, anstatt sich von Phrasen wie der obigen den Mund verbieten zu lassen. Dank dieser Standhaftigkeit kann heute z.B. die gezielte Verwendung der USA von Nazi-Verbrechern in Südamerika nach 1945 nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden.

     

    Und wo verriet Chomsky denn bitte menschenrechtlich-demokratische Werte? Im Gegenteil, seit Jahrzehnten präsentiert er empirische Belege für den Opportunismus westlicher Regierungen, die auf beide Prinzipien gern mal pfeifen bzw. sie in Grund und Boden treten, wenn die Interessenlage anders steht. Hier Afghanistan ins Feld zu führen, offenbart Herrn Fanizadehs Ignoranz zur US-Politik gegenüber Afghanistan unter Clinton. Auch die hat Chomsky ausgiebig dokumentiert. Die Lektüre hätte sich vorm Schreiben dieses Artikels durchaus gelohnt.

  • M
    michaelbolz

    Die Chancen der Globalisierung... Ich sehe die ja auch, das Gute im Schlechten, das Glas halbvoll. Aber das ist doch, ehrlich gesagt, Utopie - eine Möglichkeit, Chance - gar Zweckoptimismus? Ich denke, häufig sieht es genau so aus.

     

    Genauso aber gilt, dass Chomsky einen Teil der Wirklichkeit richtig darstellt, auch wenn Teile seiner Darstellung befremdlich wirken mögen. Manchmal geht es mir genauso in persönlichen Dingen, die Politik, Leben und Gesellschaft betreffend - von einem Tag auf den anderen. Das heißt aber nicht, dass neue Erkenntnisse und Erfahrungen immer einen besseren Weg, oder eine neue Möglichkeit oder Chance weisen, selbst wenn er erst interessant klingt.

     

    Auf vielen neuen Wegen begegnet man Altem (oft archaisch Altem) in neuem (Sprach)Gewand, (Bezeichnungs- und Beziehungs)Mustern, deren "neue bzw. neuere Darstellung" sie aber nicht besser oder schlechter, oder, was vielleicht am besten wäre: anders macht. Gerade Befremdliches weist oft viel deutlicher auf die wirklichen Gegebenheiten, als vielbeschworenes "Neues"; das vermeintlich Einfache sich als wirklichkeitsnäher, als eine vermeintlich "neue Sicht".

     

    Das Hitler und der Nationalsozialismus auch (unter anderem) das Produkt einer kapitalistischen Gesellschaft ist, ist ein Teil der Wirklichkeit, nicht nur der historisch wirksamen, der wir, um sie wirklich zu verstehen, noch viel zu nahe sind. Wir mühen uns noch mit den Grundzügen der Sozialisation unserer "Zivilisation" und befinden uns darin noch in wilden Spekulationspartys - sonst würden wir doch nicht bsp. eine solche Politik wie in Deutschland optimistisch ernsthaft als Chance begreifen bzw. "nur" die Chance darin erkennen. Zweckoptimismus.

     

    Heine beendet sein Gedicht "Wahrhaftig" mit den Worten: "Wie sehr auch das Zeug gefällt, So macht es doch noch lang keine Welt."

    Ein gutes Motto für überzogenen Optimismus und Utopismus.