Taiwans Chefin der Chinadiplomatie: Die mit Pekings Pandas tanzt
Eine ehemalige Abgeordnete von Taiwans Unabhängigkeitspartei koordiniert ist heute Chefin des "Rats für Festlandsangelegenheiten" - und betreibt mit China Pandademokratie.
eit einem halben Jahr ist die 52-jährige Lai Shin-yuan Chefin des "Rats für Festlandsangelegenheiten" in der Regierung von Präsident Ma Ying-jeou. Lai ist damit zuständig für die komplizierten Beziehungen Taiwans mit China - die in diesen Tagen durch die "Panda-Diplomatie" belebt werden. Denn das Pandapärchen "Tuantuan" und "Yuanyuan" soll am Dienstag in den Zoo von Taipei einziehen. Der Vorgänger von Präsident Ma hatte das Geschenk aus Peking nicht haben wollen - die beiden Namen der putzigen Tiere heißen zusammen übersetzt "Vereinigung".
Lais Ernennung im Mai hatte heftige Debatten ausgelöst. Diese Frau mit dem Chinaposten zu betrauen sei gerade so, als ob man "Muslimen Schweinefleisch vorsetzen" wolle, tobte ein Politiker aus der regierenden Nationalpartei (Guomindang). Grund der Aufregung: Lai hatte zuvor für die kleine Unabhängigkeitspartei Taiwan Solidarity Union (TSU) im Parlament gesessen.
Lais Karriere spiegelt die Wandlungen Taiwans und Chinas wieder: Während sich die Insel aus einer Militärdiktatur in eine chaotisch-blühende Demokratie verwandelte, entwickelte sich das Festland in einen kapitalistischen Staat unter KP-Herrschaft.
Als Lai in den 70er-Jahren in Taipeh Journalismus studierte, herrschte auf der Insel die Nationalpartei mit eiserner Hand: Politiker und Militärs, die sich nach verlorenem Bürgerkrieg 1949 von China nach Taiwan geflüchtet hatten, waren stramm antikommunistisch. Lai, deren Vorfahren vor Jahrhunderten vom Festland nach Taiwan gezogen waren, fühlte sich von der Unfreiheit und Korruption abgestoßen und ging Anfang der 80er-Jahre zum Studium nach England. Als sie in den 90er-Jahren zurückkehrte, war das Kriegsrecht aufgehoben, doch blieb die Insel international isoliert. Am Institut für Wirtschaftsforschung in Taiwan beschäftigte Lai sich mit der Rolle der Insel in internationalen Wirtschaftsforen, bis der damalige Präsident Chen Shui-bian von der Demokratischen Fortschrittspartei sie 2000 in seinen Nationalen Sicherheitsrat holte. Nach 2004 saß sie als Abgeordnete der TSU im Parlament.
Seit Mai 2008 koordiniert sie die Kontakte mit Peking. Sechs Abkommen über direkte Flug- und Schiffsverbindungen mit China wurden unterzeichnet. Den Vorwurf, ihr Fähnchen in den Wind zu hängen, lässt Lai nicht gelten. "Unter dieser Regierung wird es keine Wiedervereinigung, keine Unabhängigkeit und keine Gewalt geben", sagt sie. Im Oktober verließ sie die TSU. "Für mich war immer die wichtigste Aufgabe, die Interessen Taiwans und seiner 23 Millionen Bewohner zu schützen", sagt sie. "Daran halte ich fest."
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