Aus Haft entlassener Ex-RAF-Terrorist: Klars Aufenthaltsort ist geheim

Für Ex-RAF-Mitglied Klar sei seine Entlassung aus dem Gefängnis nach 26 Jahren Haft "ein großes Ereignis", sagt sein Anwalt. Klars Aufenthaltsort gibt er nicht bekannt.

Hier saß Christian Klar ein: die Justizvollzugsanstalt Bruchsal. Bild: dpa

Christian Klar, früheres Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF), ist nach 26 Jahren Haft aus dem Gefängnis in Bruchsal freigelassen worden. Seine Reststrafe wurde auf fünf Jahre Bewährung ausgesetzt. Der inzwischen 56-Jährige hat am Freitag die Justizvollzugsanstalt in Baden-Württemberg verlassen, wie sein Anwalt Heinz-Jürgen Schneider in Hamburg bestätigte.

Klar wurde damit rund zwei Wochen früher als zunächst angekündigt auf freien Fuß gesetzt. Dem Stuttgarter Justizministerium nach wurden ihm Ausgleichstage für in der Haft geleistete Arbeit angerechnet. Klar hat damit die gegen ihn verhängte Haft bis auf den letzten Tag verbüßt. Bundespräsident Horst Köhler hatte eine Begnadigung Klars im Mai 2007 abgelehnt.

Klar gilt wie die 2007 freigelassene Brigitte Mohnhaupt als einer der führenden Köpfe der sogenannten zweiten Generation der RAF. Diese hatte mit einer beispiellosen Anschlagserie 1977 versucht, die inhaftierten Gründungsmitglieder der RAF aus dem Gefängnis von Stuttgart-Stammheim freizupressen. 1985 wurde Christian Klar vom Oberlandesgericht Stuttgart wegen neunfachen Mordes und elffachen Mordversuchs zu sechsmal lebenslanger Haft plus 15 Jahren verurteilt.

Klar wurde eine Mittäterschaft an allen Anschlägen der RAF im Rahmen der "offensive 77" zur Last gelegt. Dazu zählten unter anderem die Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback, des Dresdner-Bank-Chefs Jürgen Ponto und des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. 1997 entschied das Oberlandesgericht Stuttgart wiederholt im Fall Klar und bewertete die "Schwere der Schuld". Der Senat ordnete eine Mindestverbüßungsdauer von 26 Jahren an, die Anfang Januar verstrichen wäre. Klars Entlassungstermin wurde auch vorgezogen, weil die Anstaltsleitung den erwartbaren medialen Rummel um die Freilassung des Häftlings vermeiden wollte.

Das Berliner Ensemble erneuerte am Freitag sein Angebot, Christian Klar könne ein Praktikum im Hause beginnen. Es gebe noch keinen genauen Termin, sagte eine Sprecherin: "Wir warten darauf, dass Herr Klar auf uns zukommt." Das Theater unter der Leitung von Intendant Claus Peymann hatte bereits 2005 Klar ein Praktikum als Bühnentechniker vorgeschlagen.

Rechtsanwalt Schneider erklärte, Klar werde von sich aus nicht die Öffentlichkeit suchen, "und er wird auf gar keinen Fall in Talkshows auftreten oder Interviews geben". Nach 26 Jahren in Haft sei die Entlassung "natürlich schon ein großes Ereignis für meinen Mandanten". Auf die Frage, ob Klar sich nun in Baden-Württemberg aufhalten werde, sagte Schneider lediglich: "Deutschland ist groß."

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