die wahrheit: Weihnachtsmann ohne TÜV

Weihnachten fällt in manchen Teilen Englands in diesem Jahr aus. Der Schlitten des Weihnachtsmanns ist nämlich durch den TÜV gefallen...

Weihnachten fällt in manchen Teilen Englands in diesem Jahr aus. Der Schlitten des Weihnachtsmanns ist nämlich durch den TÜV gefallen. Dem Rotary Club in Halesowen teilten die Behörden mit, dass eine vierstellige Versicherungsprämie fällig werde, sollte der Weihnachtsmann ungesichert in seinem Schlitten anreisen. Er müsse ein ähnliches Geschirr anlegen wie Rudolf, sein rotnasiges Rentier.

Dabei muss das Tier ohnehin zu Hause bleiben, weil Tiere im Club nicht erlaubt sind. Stattdessen wollte man den Schlitten, wie man es seit dreißig Jahren getan hat, von einem Landrover in Schrittgeschwindigkeit ziehen lassen. Bei dem Tempo kann eigentlich nicht mal der plumpe Alte aus dem Schlitten fallen. Oder ist es eine Vorsichtsmaßnahme, damit der Weihnachtsmann in Anbetracht der englischen Trunksucht, die zu Weihnachten überraschende Ausmaße annimmt, die Bescherung aufrecht vornehmen kann?

Clubpräsident Barry Wheeler sagt, die Höhe der Versicherungssumme sei lächerlich: "Der Weihnachtsmann fährt ja nicht sehr oft mit seinem Schlitten." Wheeler hat das Fahrzeug inzwischen in einer Werkstatt mit Gurten nachrüsten lassen - aber möglichst unauffällig, damit die Kinder nicht zu Labour-Sicherheitsfanatikern werden.

Der Verband britischer Versicherungsunternehmen sagt: "Die Vorschriften sind nicht nur da, um den Weihnachtsmann wegen der Geschwindigkeit seines Schlittens zu schützen, sondern auch, um ihn vor anderen Fahrern zu bewahren." Natürlich. Auf der Ringautobahn um London hätte er mit Schrittgeschwindigkeit nichts zu lachen.

Um Alnwick in Northumbria kann der Weihnachtsmann gleich einen großen Bogen machen. Bisher hatte man seinen Schlitten auf den Anhänger eines Lastwagens der Stadtverwaltung montiert. Weil er aber kein Beamter ist, gilt die Versicherung der Stadt nicht für ihn. So müsste er mit dem Linienbus fahren, und diese Demütigung ist selbst dem gutmütigen Alten zu viel.

Weihnachtspost bekommen sie dort möglicherweise auch nicht. Die Königliche Post hat ihre Briefträger angewiesen, Briefe mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von vier Meilen pro Stunde auszutragen. Das sind rund sechseinhalb Kilometer. Die Beamten müssten im Dauerlauf durch ihr Revier hetzen, und gnade ihnen Gott, wenn sie durch ein paar Einschreiben aufgehalten werden. Briefträger, die bei der Arbeit getrödelt haben, seien entlassen worden, behauptet die Gewerkschaft. Das Postmanagement schiebt die Verantwortung auf das Computersystem Pegasus, das die Menge an Post berechnet hat, die in einer bestimmten Zeit ausgetragen werden kann. Jeder Briefträger lege im Schnitt fünfeinhalb Meilen auf seiner Tour zurück, errechnete der beinlose elektronische Kasten. Briefträger wäre demnach ein Traumjob: Laut Pegasus wäre man in einer Stunde und zweiundzwanzigeinhalb Minuten fertig mit der Arbeit.

Wieso meutern die Zusteller dann? Vielleicht sollten sie sich mit dem Weihnachtsmann zusammentun. Als versicherte Beamte könnten sie - angeschnallt - die Post vom Schlitten aus in die Schornsteine werfen. Und den Knalltüten von der Stadtverwaltung glühende Kohlen in die Weihnachtsstrümpfe am Kamin.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.