Basketball: Alba holt Skyliner auf die Erde zurück
Alba zeigt ein starkes Heimspiel (87:71) gegen die Skyliners aus Frankfurt und feiert das Comeback von Julius Jenkins. Die nächste Aufgabe wartet am Mittwoch: das entscheidende Euroleague-Spiel gegen den spanischen Verein Joventut Badalona
Eine halbe Stunde nach Spielende standen sich die beiden Trainer direkt gegenüber - und es bot sich ein Anblick, der die jeweilige Über- und Unterlegenheit der Teams noch einmal zu unterstreichen schien. Luka Pavicevic, der Coach von Alba Berlin, trug wie stets einen gut sitzenden Anzug aus feinem Zwirn. Die rechte Hand leger in der Hüfte abgestützt, begleitete die linke mit klaren Bewegungen den Vortrag, den er gerade kerzengerade seinem Kollegen von den Deutsche Bank Skyliners Frankfurt, Murat Didin, hielt. Der hörte mit schlaffer Körperhaltung und über die Hose hängendem Hemd zu.
Deutlich und ungefährdet hatte Alba mit 87: 71 (52:31) gewonnen und die Nachlese des Spiels durch die beiden Trainer wirkte wie eine Lehrer-Schüler-Unterredung. Dabei lagen die beiden Teams in ihrem Leistungsvermögen zuletzt gar nicht so weit auseinander. "Ein wichtiger Sieg gegen einen direkten Konkurrenten um die Meisterschaft", resümierte deshalb Pavicevic am Samstagabend. Die meisten hatten sich dieses Spitzenduell zwischen dem Zweiten und Vierten der Tabelle aber gewiss umkämpfter vorgestellt. Schließlich traf die beste Offensivabteilung (Alba) der Liga auf die effizientesten Defensivakteure (Skyliners).
Doch die Frankfurter versagten auf ihrem Spezialgebiet. Sie ließen sich früh den Schneid abkaufen. Pavicevic hob hervor: "Wir hatten heute von Anfang an den richtigen Fokus, die richtige Aggressivität und das richtige Tempo und haben dadurch das Spiel schnell unter Kontrolle bekommen." Im ersten Viertel (31:12) traf Alba nach Belieben. In Korbnähe setzte sich immer wieder der überragende Serbe Aleksandar Nadjfeji durch, der mit 17 Punkten Berlins erfolgreichster Scorer war. Aus der Distanz fiel Casey Jacobsen mit seinen Präzisionswürfen auf. Als gefürchteter nationaler Widersacher angereist, waren die Frankfurter bereits nach wenigen Minuten nicht mehr als ein willkommener Sparringspartner für die vorentscheidende Euroleague-Partie am Mittwoch beim spanischen Vertreter Joventut Badalona. Nur der dortige Sieger wird ins Achtelfinale einziehen können.
Der frühe komfortable Vorsprung gegen die Skyliners kam den Berlinern sehr gelegen. Bedenkenlos konnte Trainer Pavicevic nach acht Minuten Julius Jenkins, der wegen einer Sprunggelenksverletzung zwei Monate pausieren musste, erstmals wieder aufs Feld schicken. Seine anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten schadeten dem Team nur wenig. Und erstaunlich schnell gewann Jenkins, der vergangene Saison zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt wurde, während seiner fast 20-minütigen Einsatzzeit an Sicherheit und erzielte passable 10 Punkte. Der 27-jährige Amerikaner stellte zufrieden fest: "Es war der erste Schritt. Dafür habe ich das sehr gut gemacht." Pavicevic steht für das wichtige Spiel in Spanien nun eine weitere wertvolle Option zur Verfügung, wobei der Coach beschwichtigte: "Jenkins hat hart gearbeitet, aber das braucht noch Zeit, bis er zu seiner alten Form findet."
Es war schon kurios. Gerade in den wenigen Minuten vor Jenkins Comeback bewies die Mannschaft, die in den letzten Wochen sehr unter der Abwesenheit ihres Kapitäns gelitten hatte, so eindrucksvoll wie noch nie, dass sie auch ohne den Mann mit der Rasta-Frisur hochklassig spielen kann. Sportdirektor Henning Harnisch bestätigte, dass in der Zeit ohne Jenkins ein Lernprozess im Team stattgefunden habe. Dabei hätten insbesondere die internationalen Spiele geholfen. Durch die Verletzungspause von Jenkins ist das Alba-Spiel noch flexibler geworden.
Skyliner-Trainer Murat Didin blieb nach der eindeutigen Niederlage nichts anderes übrig, als Alba für seine Stärke zu loben - ebenso wie die "tolle Atmosphäre" in der mit 10.612 Zuschauern gut gefüllten Arena am Ostbahnhof. Pavicevic bedankte sich brav für die Komplimente.
Diese Art der wechselseitigen Danksagungen wird sich wohl in dieser Saison noch des Öfteren wiederholen. Für die ganz großen Erfolge muss es Alba allerdings gelingen, auswärts ähnlich forsch wie zu Hause aufzutreten.
Für Mittwoch in Badelona haben sie sich das ganz fest vorgenommen. Trotz der großen Bedeutung - Alba lädt seine Fans wie schon zur Finalserie 2008 in die Axel-Springer-Passage zum öffentlichen Gucken ein - bedarf dieses Spiel keiner besonderen Vorbereitung, findet Pavicevic. Der Endspielcharakter sorge schon allein dafür, dass die Motivation bei allen groß sei.
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