Handelskammern fusionieren

TRADITION Bremerhaven hatte die kleinste und feinste Industrie- und Handelskammer der Republik – nun fusioniert sie mit der Bremer Kammer

Im Jahr 1541 haben sich die bremischen Kaufleute erstmals zu einem Interessenverband gegenüber dem Senat organisiert

Das Plenum der Handelskammer Bremen und die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bremerhaven haben am Mittwochabend in getrennten Sitzungen grünes Licht für die Fusion der beiden Institutionen gegeben. Die Unternehmen der beiden Städte wollen in Zukunft mit einer Zunge nach außen sprechen und ihre internen Strukturen verschlanken.

Die Bremerhavener Industrie- und Handelskammer ist die kleinste bundesweit, andere kleine Kammern haben früher schon fusioniert. Die 6.000 Bremerhavener Mitglieder zahlen deutlich höhere Beiträge als Bremer Handelskammer-Mitglieder. Wenn die neuen Beiträge auf Bremer Niveau festgesetzt werden, könnten die Bremerhavener Unternehmen rund 16 Prozent Kammerbeiträge sparen. Insgesamt werden derzeit 2,9 Millionen Euro eingenommen, nach dem Bremer Beitragsniveau kämen rund 500.000 Euro weniger in die Kasse. Die Bremer Kammer verfügt über rund 12 Millionen Euro an Mitgliederbeiträgen. Ab 2015 soll es nur noch einen Präses und einen Hauptgeschäftsführer geben – der Bremerhavener geht in den Ruhestand. Die Verwaltungskosten sollen sinken, aber der Service für Bremerhavener Firmen, so betonten gestern Handelskammer-Präses Christoph Weiss und IHK-Präsident Ingo Kramer, soll vor Ort erhalten bleiben und sogar ausgebaut werden. Bremerhaven bekommt nach Bremer Vorbild ein Beratungsangebot Unternehmensservice.

Das Problem der Fusion liegt also im Taditionsbewusstsein. Bis in das Jahr 1541 führt die Bremer Handelskammer ihre Geschichte zurück, damals einigten sich die Bremer Kaufleute auf gemeinsame Regeln für ihre Interessenvertretung. Die Vertreter nannten sich damals noch „Olderluden“, später „Collegium Seniorum“, erst 1849 entstand die Bezeichnung „Handelskammer“.

Von den Nazis wurde die Handelskammer 1943 in die „Gauwirtschaftskammer Weser-Ems“ überführt, 1949 aber als Stiftung des Öffentlichen (Bremer) Rechts neu gegründet.

Die Bremerhavener Industrie- und Handelskammer wurde 1867 gegründet. Da es zwischen den beiden Kammern keine nennenswerten akuten Konflikte gibt, war die entscheidende Frage die des Namens. Offensichtlich gab es keine Kompromissbereitschaft: IHK Handelskammer Bremen für Bremen und Bremerhaven soll der neue Name sein. In Bremen wird man weiter Handelskammer sagen, prognostizierte Ingo Kramer, in Bremerhaven IHK.

Vergleichsweise unbürokratisch wurde das Problem der Firmen gelöst, die ihren Sitz auf dem stadtbremischen Hafengelände in Bremerhaven haben: Ihre Stimmen sollen in Zukunft das Gewicht der Bremerhavener Vertreter stärken.  KAWE