Philippinische Präsidentin greift durch: Mit dem "Metzger" gegen Drogendealer

Auf den Philippinen will Präsidentin Arroyo mit zweifelhaftem Personal und umstrittenen Methoden gegen Drogenhandel und -konsum vorgehen. Wer schmieren kann, ist vermutlich wieder fein raus.

Philippinische Anti-Drogen-Zarin? Gloria Macapagal Arroyo will hart durchgreifen. Bild: dpa

Die philippinische Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo markiert derzeit die starke Frau. Sie hat sich selbst zur Anti-Drogen-Zarin ausgerufen. Damit dürfte sie auf absehbare Zeit alle Hände voll zu tun haben. Denn die Drogenagentur der UNO hat in ihrem Bericht für das Jahr 2008 die Philippinen als Asiens Spitzenreiter beim Drogenkonsum identifiziert. Der Studie zufolge konsumieren etwa 5,5 Millionen Landsleute illegale Drogen. Das sind 6 Prozent der Bevölkerung.

Den Markt beherrt die heimische Desginerdroge Shabu, gefolgt von Marihuana und der Partydroge Ecstasy. Die ersten Maßnahmen, die Arroyo in ihrer neuen Rolle als oberste Drogenpolizistin gerade auf den Weg bringt, sind indes fragwürdig. So sollen ab Montag landesweit an allen Highschools und Colleges Schüler ausgelost werden, die sich einem Drogentest unterziehen müssen. Dabei ist das zur Verfügung gestellte Gesamtbudget von umgerechnet 98.000 Euro so gering, dass nur 15 Studenten pro Schule getestet werden können.

Die Studentenvereinigung NUSP kritisiert, es handele sich um kurzsichtigen Aktivismus. "Arroyo sollte mit dem Geld lieber zusätzliche Klassenzimmer bauen und Schulbücher kaufen", ärgert sich der NUSP-Vorsitzende Alvin Peters.

Auch Elsa Relanta, Schülerin an der Makati High School in Manila, ist über Arroyos Vorstoß empört: "Das Problem sind doch nicht wir, sondern die Drogendealer. Hinter denen sollte die Präsidentin her sein", sagt sie gegenüber der taz. Ihre Freundin Loren ergänzt: "Diese Drogentests werden nichts bringen. Denn wer es sich leisten kann, wird sich bei einem positiven Testergebnis freikaufen. Das haben wird doch bei den Alabang Boys gesehen."

Der Fall der sogenannten Alabang Boys bewegt seit Monaten die Gemüter. Die begüterten Familien der im September wegen Drogenhandels verhafteten drei jungen Männer haben angeblich versucht, mit Summen von bis zu 327.000 Euro Staatsanwälte zu bestechen, damit diese den Fall zu den Akten legen. Dass der Drogensumpf auf den Philippinen wegen der weit verbreiteten Korruption kaum trockenzulegen ist, ist ein offenes Geheimnis.

Offenbar hat sich Arroyo daher vorgenommen, in ihrem letzten Jahr als Präsidentin endlich hart durchzugreifen, um das massive Drogenproblem in den Griff zu bekommen. Und dazu will sie einen starken Mann an ihrer Seite haben: Ausgerechnet Ex-Generalmajor Jovito Palparan, landesweit als "der Metzger" bekannt, scheint dabei ihre erste Wahl zu sein. Während seiner aktiven Zeit beim Militär, die er 2006 beendete, soll Palparan für hunderte Entführungen, Folterungen und Ermordungen linker Aktivisten, Kirchenvertreter und Oppositioneller verantwortlich gewesen sein. Trotz - oder vielleicht auch gerade wegen - seiner ganz und gar nicht weißen Weste erwägt Arroyo nun, ihn in den Drogenkampf einzuschalten.

Während Menschenrechtler empört sind, schätzen andere die besonderen Qualitäten des 58-Jährigen. "Palparans Berufung würde die Dealer vor Furcht zittern lassen", frohlockt Vicente Sotto, Chef der nationalen Drogenbehörde, in welcher der Ex-General künftig dienen könnte.

Der miese Ruf als "Metzger" scheint im Präsidentenpalast niemanden zu irritieren. Man sei so interessiert an Palparan, weil dieser sehr erfahren im Kampf gegen Staatsfeinde sei, erklärte Staatsminister Eduardo Ermita lakonisch vor der Presse. Kritiker Palparans werden flugs beruhigt, dass der Ex-Generalmajor wahrscheinlich gar nicht selbst gegen Drogenkriminelle vorgehen werde, sondern nur Strategien entwerfen würde. Mit anderen Worten: Diesmal soll sich der "Metzger" die Hände nicht selber blutig machen.

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