25.000 Pfund dank guter PR: Der Kindsvater

Alfie Patten ist 13, noch nicht im Stimmbruch, aber Vater. Seine Geschichte wird jetzt gnadenlos vermarktet.

Vor kurzem noch mit Puppen gespielt, jetzt Vater - kann das gutgehen? Bild: photocase/bit.it

Als Chantelle Steadman aus dem südenglischen Seebad Eastbourne voriges Jahr schwanger wurde, war sie 14. Das ist sehr jung, aber nicht außergewöhnlich: Mit knapp 8.000 Schwangerschaften von unter 16-Jährigen im Jahr liegt Großbritannien an der Spitze in Westeuropa. Dass Chantelles Tochter Maisie Roxanne dennoch auf den Titelseiten der Boulevardpresse landete, als sie vor zwei Wochen geboren wurde, lag am Alter des angeblichen Vaters:

Alfie Patten ist 13, sieht aus wie 9, ist erst 1,20 Meter groß und ist noch nicht im Stimmbruch. Auf die Frage, wie er das denn finanziell regeln wolle, piepste er: "Was bedeutet finanziell?"

Seit das Boulevardblatt Sun vor zehn Tagen mit der Geschichte aufmachte, ist die Nation in Aufruhr. Die Tories machen die Labour-Regierung für die verlotterten Sitten verantwortlich, Kirchenvertreter lamentieren über die sündige Jugend, und die Erwachsenen bedauern den naiven Alfie wegen seiner verlorenen Kindheit.

Alfies Eltern sind hingegen keineswegs naiv. Sie haben den PR-Guru Max Clifford angeheuert. Der 65-jährige ist auf Klatschgeschichten spezialisiert, er hat unter anderem David Copperfield, Mohamed Al-Fayed und O. J. Simpson vertreten - und jede Menge Blondinen, die Affären mit berühmten Männern hatten. Der blinde frühere britische Innenminister David Blunkett musste deshalb zurücktreten.

Sein Meisterstück lieferte Clifford mit seiner PR-Aktion für den Komiker Freddie Starr ab, dem seine Freundin ein Sandwich verweigert hatte. Am nächsten Tag wurde sie - natürlich - in der Sun mit der inzwischen berühmtesten Schlagzeile der britischen Zeitungsgeschichte zitiert: "Freddie Starr hat meinen Hamster gefressen." Das war zwar gelogen, brachte Starr aber die nötige Werbung für seine bevorstehende Tournee ein.

Alfie und Chantelle haben von der Sun ebenfalls ein hübsches Sümmchen kassiert, die Rede ist von 25.000 Pfund. Inzwischen haben der 14-jährige Tyler Barker und der 16-jährige Richard Goodsell erklärt, dass auch sie öfters mit Chantelle im Bett waren. Nicht nur Goodsell findet, dass ihm die kleine Maisie ähnlich sieht. Aber als Vater taugt er nicht für eine Schlagzeile.

Der unabhängige Fernsehsender Channel 4, der in den letzten Jahren immer mehr zur Sun des Fernsehens verkommen ist, hat von dem geplanten Film über Alfie Abstand genommen, weil ihm die Sache suspekt ist.

Doch Chantelle bleibt dabei, dass Alfie sie entjungfert habe, und der Kleine reagiert genervt mit gestrecktem Mittelfinger auf die Zweifel an seiner Vaterschaft. Die Wahrheit wird vorerst nicht ans Licht kommen: Ein englisches Gericht hat nun entschieden, dass der Vaterschaftstest geheim bleibt. Aber die Zeitungen haben das Geld ja schon überwiesen.

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