Rufmordkampagne gegen Veit Heinichen: Dunklere Seiten einer Grenzstadt

Der in Triest lebende Krimiautor Veit Heinichen ist einer Schmutzkampagne ausgesetzt. Die Polizei ermittelt.

Henry Hübchen, hier zusammen mit Barbara Rudnik, ist der Hauptdarsteller in der nach den Romanen von Heinichen verfilmten Krimireihe "Commissario Laurenti". Bild: dpa

"Dies ist keine Erzählung, sondern die wahre Geschichte eines ungelösten Krimis." Mit diesen Worten beginnt Veit Heinichen, seit 1997 in Triest lebender deutscher Krimiautor, den offenen Brief in eigener Sache, den er vor wenigen Tagen publizierte.

Seit Januar 2008, berichtet Heinichen, ist er Ziel einer Rufmordkampagne. In einer wahren Flut von Briefen, an Privatpersonen, an Zeitungen, an Institutionen, beschuldigt ihn ein Anonymus, Pädophiler zu sein. Heinichen sei aus Deutschland geflüchtet, weil er sich dort schon an Kindern vergangen habe und habe nun in Triest den sechsjährigen (in anderen Briefen steht: achtjährigen) Sohn des Briefschreibers missbraucht.

"Systematisch, durchprogrammiert, sophisticated" gehe der unbekannte Autor vor, erklärte Heinichen der taz, "wir haben immer gehofft, dass das Schwein Fehler macht, aber es macht keine". Deshalb jetzt der Schritt an die Öffentlichkeit, "denn bisher sind wir, ich und die Polizei, immer nur hinterhergelaufen, jetzt wollen wir die Initiative an uns reißen".

Heinichen vermutet politische Motive in der Schmutzkampagne. Denn seine Bücher seien keine "Triest-Krimis", in denen das Lokalkolorit den hübschen Hintergrund für die Episoden rund um Kommissar Proteo Laurenti lieferte. Heinichen will mehr; er dringt mit seinen bisher sechs Romanen tief in die dunkleren Seiten der Geschichte der Grenzstadt ein - und liest die als exemplarisch für Europa. "Und dieser Briefeschreiber kennt alle meine Bücher in- und auswendig", bilanziert Heinichen; so gingen Schmähbriefe auch jenen realen Personen zu, die unter anderen Namen in den Geschichten auftauchen.

Heinichen glaubt, einigen Personen auf die Füße getreten zu sein. Vor allem am rechten, stramm nationalistischen Rand des politischen Spektrums hat er sich unbeliebt gemacht, zum Beispiel mit seinem Roman "Der Tod wirft lange Schatten" und einer daraus entstandenen TV-Dokumentation, die in der italienischen RAI im Jahr 2005 ausgestrahlt wurde. Darin geht es um zwei ungeklärte Mordfälle aus den Siebzigerjahren, als erst ein Zeitzeuge der Naziverbrechen und dann ein mit Pier Paolo Pasolini befreundeter Professor, der im ersten Mord ermittelt hatte, aus dem Weg geräumt wurden.

70 Prozent seiner Zeit habe er in den letzten Monaten in den Fall gesteckt, schätzt Heinichen. Kaum trat er an die Öffentlichkeit, meldeten sich dutzende weitere Empfänger anonymer Briefe. Statt der bisher gezählten 50 gehen die Fahnder jetzt von mehreren hundert verschickten Schreiben aus. "Wir warten jetzt auf den nächsten Schritt", sagt Heinichen, "und das ist nicht sehr angenehm."

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