Vergewaltigungsprozess in Spanien: Mit 14 zur Ehe gezwungen

Wegen Zwangsehe und Vergewaltigung bringt in Spanien ein Mädchen seine Eltern und den Ehemann vor Gericht. Ihr Anwalt fordert für die Eltern 16-17 Jahre Haft.

Mit Unterstützung ihrer Nachbarn zeigte sie Ihre Eltern und Ehemann wegen sexuellen Missbrauchs bei der Polizei an. Bild: dpa

CÁDIZ dpa Wegen einer Zwangsehe mit einem fast 30 Jahre älteren Mann hat eine 16-Jährige mauretanischer Herkunft ihre Eltern und ihren Ehemann in Spanien vor Gericht gebracht. Nach Presseberichten wurde die mit ihrer Familie nahe dem südspanischen Cádiz lebende Teenagerin während eines Urlaubs in dem islamischen Wüstenstaat im Jahr 2006 mit einem ihrer Vettern zwangsverheiratet und von diesem vergewaltigt.

Sie war damals 14 Jahre alt, der Mann hingegen bereits im Alter von 40 Jahren. Als dieser das Mädchen ein Jahr später in Spanien besuchte, habe es ihn mit Unterstützung spanischer Nachbarn wegen sexuellen Missbrauchs bei der Polizei angezeigt.

Der Mann und die Eltern wurden damals festgenommen. Ihnen drohen nun lange Haftstrafen. In dem Prozess berichtete die 16-Jährige nach Angaben der Zeitung El País, ihre Eltern hätten sie zum Geschlechtsverkehr mit ihrem Vetter gezwungen. "Sie drohten, mich andernfalls zu töten, mich zu verbrennen oder mir die Kehle durchzuschneiden." Ihr Vater habe ihr zudem mit einer Steinigung gedroht: "Den ersten Stein werde er werfen, sagte er mir." Die Eltern und der Ehemann bestritten die Vorwürfe. Das Mädchen habe der Heirat zugestimmt. Eine solche Ehe sei nach islamischem Recht in Mauretanien legal.

Die Staatsanwaltschaft fordert für die Mutter 17 Jahre Haft und für den Vater 16 Jahre Gefängnis. Ihnen werden sexuelle Nötigung und Gewalt gegen Schutzbefohlene vorgeworfen. Das Sorgerecht für die in Spanien geborene 16-Jährige wurde ihnen entzogen. Das Paar hat noch eine jüngere Tochter und einen Sohn. Dem Ehemann drohen wegen sexuellen Missbrauchs zehn Jahre Haft. In Mauretanien löste der Prozess Proteste gegen Spanien aus. Der mauretanische Botschafter in Madrid forderte Verständnis für die religiösen Bräuche seines Landes.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.