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Weltraumsonde KeplerDer Fotosafari-Tourist im All

Kepler sucht nach bewohnbaren Planeten. Um sie zu fotografieren, schleppt die kleinwagenschwere Weltraumsonde die größte Digitalkamera mit sich, die je ins All geschossen wurde.

Sucht eine zweite Erde - die Weltraumsonde "Kepler". Bild: ap/nasa

Es sieht aus wie eine fliegende Röhre, hat 600 Millionen Dollar gekostet und die größte Digitalkamera an Bord, die je ins All geschossen wurde: "Kepler", das neue Weltraumteleskop der Nasa. Freitagnacht hat die US-Weltraumbehörde die Sonde ins All geschickt, dreieinhalb Jahre lang soll sie nun dort herumschweben.

Das Megaprojekt, an dem Forscher seit Jahren werkeln, hat kein geringeres Ziel, als in den Tiefen der Milchstraße in fremden Sonnensystemen nach wohnlichen Planeten Ausschau zu halten - einer Erde 2 quasi. Dazu wird sich "Kepler" in eine Umlaufbahn um die Sonne begeben, von wo aus ein besonders guter Blick auf einen Bereich der Milchstraße in den Sternbildern Schwan und Leier möglich ist.

Die Nasa hatte in letzter Zeit ziemlichen Ärger, viele Projekte gingen schief. Dementsprechend erfreut dürfte man am Kennedy Space Center der Weltraumbehörde in Florida gewesen sein, dass wenigstens die "Kepler"-Mission erfolgreich zu verlaufen scheint: Die Delta-II-Rakete mit der wertvollen Fracht hob in der Nacht erfolgreich ab und setzte das Gefährt in Richtung seiner Umlaufbahn.

"Kepler" soll dort nach neuen Planeten suchen, wo es sich besonders lohnt. In den beiden Sternbildern Schwan und Leier existiert eine sechsstellige Anzahl von Himmelskörpern, der als besonders interessant gilt. Alle 30 Minuten wird "Kepler" neue Aufnahmen liefern, um eine höchst genaue Sternenkarte zu erstellen, die es in diesem Umfang noch nie gab. Wichtigstes Ziel dabei ist zu ermitteln, wie häufig erdähnliche Planeten wirklich vorkommen. Optimistische Forscher rechnen mit einigen Dutzend, andere mit weniger. Klar ist nur eines: Es wird lange dauern.

Für seine Schnappschüsse benutzt "Kepler" eine Kamera mit 42 hochsensiblen Bildsensoren, insgesamt ergeben sich so sagenhafte 95 Megapixel. Die Technik funktioniert ähnlich wie bei ganz normalen Fotokameras, sie ist nur wesentlich empfindlicher. Der Hauptspiegel des Teleskops hat einen Durchmesser von 1,4 Metern. Aus Helligkeitswerten lässt sich ermitteln, ob ein erdähnlicher Planet um einen sonnenähnlichen Stern kreist. Anschließend wird geprüft, wie groß und wie warm der entdeckte Planet sein könnte, was wiederum Rückschlüsse auf die Bewohnbarkeit zulässt.

Seinen Namen hat das neue Flugobjekt von dem deutschen Astronomen und Mathematiker Johannes Kepler (1571-1630). Der in Weil geborene Kepler erstellte erfolgreich ein Tafelwerk mit Sonnen-, Mond- und Planetenbahnen. Die drei "keplerschen Gesetze" der Planetenbewegung zeigen, dass sich Planeten ellipsenförmig durchs All bewegen.

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2 Kommentare

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  • M
    maxwaldo

    Keppler wurde in >Weil der Stadt< geboren.

  • AK
    Alexandra Kollontaijewa

    Ich finde ja Weltraumforschung okay, sogar sehr interesant, aber solange die Welt voll extremster Armut ist und die natürlichen Lebesgrundlangen weiter exzessiv zerstört werden, sollten die Prioritäten auf der "Rettung" unseres Planeten und der heutigen Menschheitsprobleme liegen. Wenn das gelöst ist, können dann mehr Volkswirtschaftliche Kräfte in Weltraumprojekte gesteckt werden, aber erst dann sollte das der Fall sein. So eine Sonde ist ja noch ok, aber z.B. so extrem kostspielige Dinge wie Raumstationen oder Marsmissionen scheint mir fast schon der Volksverdummung zu dienen, um von anderen Problemen abzulenken. Denn es geht nicht nur um Geld, sondern auch um eingesetzte Intelligenz für Problemlösungen und öffentliche Aufmerksamkeit (ggf. auch Kritik).