Ex-US-Botschafter spricht mit Taliban: Auf eigene Faust

George W. Bushs einstiger Afghanistan-Botschafter Zalmay Khalilzad redet in Dubai mit Vertretern der Taliban. Nach Informationen der taz sind seine Gesprächspartner nicht nur "Moderate".

Redet mit den Taliban: Ex-US-Botschafter Zalmay Khalilzad. Bild: ap

DUBAI taz US-Präsident Barack Obama kündigt Gespräche mit "moderaten Taliban" an. Washington meldet, die neue Strategie für Afghanistan sei "so gut wie fertig". Und die internationale Gemeinschaft bereitet sich auf eine weitere große Afghanistan-Konferenz am 31. März in Den Haag vor. Während dessen schreitet ein alter Bekannter schon zur Tat. Der afghanischstämmige Rumsfeld-Zögling Zalmay Khalilzad, der nach 2001 erst US-Sonderbeauftragter für Afghanistan, dann der "Vizekönig" genannte Botschafter dort wurde, hat in ein mondänes Hotel im Golfemirat Dubai geladen: Seit Freitag treffen sich dort dutzende Afghanen zu einer Art All-Parteien-Gespräch. Zuvor hatte Khalilzad am Dienstag ohne viel Aufhebens Kabul besucht.

Er handelt ohne Auftrag der Obama-Regierung, so Afghanen, die mit Khalilzad-Verwandten in Kabul Kontakt haben, die in der Regierung von Hamid Karsai arbeiten. Unklar ist, ob das Treffen mit Saudi-Arabien abgesprochen ist, das im letzten Herbst in Mekka Gastgeber eines ähnliches Treffens war. Mitveranstalter ist die in den USA ansässige Stiftung des afghanischen Telekom-Millionärs Ehsanullah Bayat.

Auf den ersten Blick sieht es also so aus, als ob Khalilzad sich um die derzeit zweitheißeste Frage in Afghanistan kümmern will: Wer tritt bei den Wahlen am 20. August gegen Amtsinhaber Karsai an? Nach Dubai soll Exinnenminister Ali Ahmad Dschalali angereist sein, der unter Afghanen als Korruptionsbekämpfer und größter Hoffnungsträger im Kandidatenfeld gilt. Dazu sollen etwa 20 Führer der Nationalen Front kommen, der wichtigsten politischen Oppositionskraft zu Karsai. Eine Allianz zwischen beiden gilt als Lieblingsprojekt Khalilzads, der zeitweilig selbst Ambitionen auf das Präsidentenamt hatte durchblicken lassen.

Doch die Namen anderer Teilnehmer lassen darauf schließen, dass es noch um ganz andere Dinge geht - nämlich um die Suche nach einer politischen Lösung für Afghanistan durch Einbindung der wichtigsten bewaffneten Aufstandsgruppen. Agha Dschan Mutassim, Exfinanzminister des Taliban-Emirats und seit letztem Jahr Chef ihrer politischen Kommission, soll ebenso dabei sein wie Homayun Jarir, der Schwiegersohn Gulbuddin Hekmatyars. Der führt die nach den Taliban zweitstärkste Rebellengruppe. Auch Bayat verfügt über alte Kontakte zu den heutigen Aufständischen: Die Lizenz für sein Unternehmen hatte Bayat schon 1998 erworben, noch während der Taliban-Herrschaft.

Dazugestoßen ist offenbar auch Kabuls Außenminister Rangin Dadfar Spanta, auch wenn seine Reise bisher offiziell nicht bestätigt wurde. Spanta gehört allerdings zu den schärfsten Kritikern eines Deals mit den Taliban. Als 2007 der damalige SPD-Chef Kurt Beck von "moderaten Taliban" sprach, hatte er bissig reagiert: "Moderate Taliban" gebe es genauso wenig wie "gemäßigte Neonazis".

Mutassim dürfte kaum ohne das Plazet seines Chefs Mullah Muhammad Omar an dem Treffen teilnehmen. Khalilzad ist also schon weiter als Obama: Er redet nicht nur mit gemäßigten Taliban. Früher hatte er jegliche Gespräche mit jeglichen Taliban abgelehnt.

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