Kinderarmutsstudie: Arme Kinder wollen Elternliebe

Eine neue Studie über benachteiligte Kinder zeigt: Jedes zehnte Kind glaubt nicht an ein schönes Leben.

Fast alle sozial benachteiligten Kinder haben Angst davor, dass ihre Eltern arbeitslos werden oder sich trennen. Bild: dpa

BERLIN taz Kinder aus sozial benachteiligten Familien in Deutschland finden vor allem Liebe und verlässliche Beziehungen wichtig. Das geht aus einer "Kinderarmutsstudie" der Bepanthen-Kinderförderung und der Universität Bielefeld hervor, die am Montag vorgestellt wurde. Jedes zehnte Kind gab darin an, es glaube nicht daran, dass das eigene Leben schön werde.

Der Schwerpunkt der Studie lag erstmals darauf, wie sozial benachteiligte Kinder selbst ihre Situation wahrnehmen. "Im Vergleich zu privilegierten Kindern ist es für diese Kinder besonders wichtig, dass sie Erwachsene haben, die sich um sie kümmern", sagte die Bielefelder Erziehungswissenschaftlerin Sabine Andresen, die die Studie leitete.

Für die qualitative Studie hatte ein Forscherteam der Universität Bielefeld rund 200 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren aus Hamburg und Berlin befragt, die vergangenes Jahr bei Kinderfreizeiten des Jugendprojekts "Arche" dabei waren. Dieses bietet sozial benachteiligten Kindern Freizeitangebote und warme Mahlzeiten. Die Studie ist nicht repräsentativ.

Rund 99 Prozent der Kinder wünschen sich, von ihren Eltern geliebt zu werden. Darauf folgte "genug zu essen bekommen", "gute Freunde und Freundinnen haben" und "zur Schule gehen können". Auf die Frage, was ihre wichtigsten "Dinge" seien, nannten die Kinder zuerst Familienangehörige, Freunde und andere Erwachsene - erst dann folgten elektronische Geräte, Kuscheltiere oder ein Fahrrad.

Gleichzeitig gab jedes zehnte Kind an, es glaube nicht, dass es ein schönes Leben haben wird. Obwohl damit die überwiegende Mehrheit mit fast 90 Prozent von einer positiven Zukunft ausgeht, sei es "alarmierend", dass so viele Kinder diese Perspektive für sich nicht sähen, sagte Andresen. In Einzelgesprächen wurden die Kinder genauer über ihre Ängste befragt. "Die Arbeitslosigkeit und Angst vor einer Trennung der Eltern waren die größten Sorgen", so Andresen. Viele Kinder hätten aber auch von Gewalterfahrung in ihrer unmittelbaren Umgebung erzählt. "Kinder, die Armut erleben, nehmen die Sorge der Mutter oder des Vaters um das Geld sensibel wahr und stellen sich selbst oft die Frage, wie sie ihren Eltern helfen können." Wichtig seien deswegen außerschulische Bildungs- und Freizeitangebote, durch die die Kinder ihre Fähigkeiten entfalten könnten.

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