Alles nur aus Leidenschaft

Zelluloidbegeisterung treibt stets aufs Neue Studenten dazu, ihr Studium zu vernachlässigen. Auch in Oldenburg. Dort machen sie das Laster aber produktiv: Seit fünf Jahren organisieren sie ein Kurzfilm-Festival mit überregionalem Rang

Ein Festival zu organisieren kann ganz schön an den Nerven zehren. An die 400 Einreichungen haben sich die Organisatoren der diesjährigen Oldenburger Kurzfilmtage anschauen müssen. Als wenn das nicht reichen würde, kamen noch eigene Recherchen für die geplante Länderschiene des Festivals und die Retrospektive dazu. Für so einen Job braucht es Leidenschaft. Zumal wenn es sich bei den Festivalmachern nicht um Kulturschaffende in Lohn und Brot, sondern um ehrenamtlich tätige Studentinnen und Studenten handelt.

„Zum Studieren kommt man da kaum noch“, erzählt Christian Wichmann, angehender Diplom-Informatiker – und Vorsitzender des Zwergwerk-Vereins. Aber die Begeisterung lässt viele der Strapazen vergessen. Heute beginnen an der Carl von Ossietzky Universität die fünften Oldenburger Kurzfilmtage; „Zwergwerk“ heißt das Festival.

„In so ein Festivaltreiben kann man schnell hineinwachsen“, erzählt Wichmann. „Bei meiner ersten Berlinale hab ich so an die drei Langfilme pro Tag geschaut, inzwischen guck ich auch fünf Filme am Stück.“ Da sind dann zwei Dutzend Filme im kleinen Format kein Problem mehr. Und abwechslungsreich ist es allemal, wenn man in kurzer Folge Dokumentationen, Experimentalfilme, Trash, Musikvideos und kleine Spielfilme vorgeführt bekommt. Auch wenn mal ein, zwei Hänger mit dabei sind.

Hervorgegangen ist die Veranstaltung aus dem studentischen Filmclub „Gegenlicht“. Der richtete seit jeher einen Kurzfilmabend pro Semester aus. Und die Resonanz war mehr als gut. „Immer mehr Leute haben bei uns ihre Sachen eingereicht“, erinnert sich Wichmann, „da kam die Idee auf, das Ganze zu einem Festival auszuweiten.“ 2001 fand es zum ersten Mal statt, seitdem ist das „Zwergwerk“ expandiert. Die Finanzierung ist allerdings nach wie vor problematisch, einen Großteil der Kosten trägt der Oldenburger AStA. Die Qualität der Filme sei mit den Jahren immer besser geworden. „Wir haben uns bemüht, gerade die kontroverseren zu berücksichtigen“, so Wichmann.

An den vier Tagen werden allerdings nicht nur Filme aus der Region gezeigt. Der Hauptteil des Programms besteht aus internationalen Kurzfilmen etablierter Regisseure. Dieses Jahr stehen eine Nacht mit brasilianischen Werken und eine Hommage an den deutschen Filmer Veit Helmer auf dem Programm.

Nicht zu vergessen die Aufforderung zur Eigeninitiative: Heute um 20.30 Uhr wird das Motto des Wettbewerbs „Spontan getan!“ bekannt gegeben. Von da an haben begeisterungsfähige Regisseurinnen und Regisseure bis zum Ende des Festivals die Möglichkeit, einen maximal fünfminütigen Film zum Thema zu drehen. Die Stegreif-Werke werden am Sonntag gezeigt und prämiert. Benjamin Moldenhauer

Programm: www.zwergwerk.net.