piwik no script img

Jüdisches Museum Berlin wird ausgebautAnbau im Blumengroßmarkt

Das Jüdische Museum Berlin will einen Blumengroßmarkt für seine wachsende Sammlung nutzen. Der Umbau soll rund 10 Millionen Euro kosten und 2010 beginnen.

Platzt aus allen Nähten: Das Jüdische Museum in Berlin Bild: AP

Erhält Berlin einen zweiten Libeskindbau? Das Jüdische Museum an der Kreuzberger Lindenstraße plant, seine Ausstellungsflächen zu erweitern. Weil in dem spektakulären Neubau des Architekten Daniel Libeskind von 2001 die Räume für Exponate, das Archiv, die Depots sowie Bildungseinrichtungen nicht mehr ausreichen, möchte das Museum das Areal des Blumengroßmarkts gegenüber nutzen. Derzeit verhandeln Museum, Senat und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg über die Liegenschaft. Für den Umbau der Großmarkthalle in ein "Jüdisches Museum II" will Museumschef W. Michael Blumenthal Gespräche mit Daniel Libeskind führen, um diesen für die Aufgabe zu gewinnen. Möglicher Baubeginn könnte 2010 sein. Die Gesamtkosten werden laut Jüdischem Museum auf 10 Millionen Euro geschätzt.

Nur acht Jahre nach der Eröffnung stößt das Jüdische Museum räumlich an seine Grenzen. Laut Melanie von Plocki, Sprecherin des Museums, "platzt das Jüdische Museum förmlich aus allen Nähten". Der Libeskindbau und der historische Altbau reichten "nicht mehr aus für die ständig wachsende Sammlung". Hinzu komme, dass das Wissenschafts-, Forschungs- und Bildungsangebot erweitert werden soll. "Der benachbarte Standort in der Großmarkthalle wäre ideal für uns als Erweiterung", so von Plocki. Auch die stützenfreie Halle aus den 60er-Jahren komme den Nutzungsvorstellungen des Jüdischen Museums entgegen.

Derzeit zählt das Jüdische Museum rund 750.000 Besucher jährlich. Zugleich übergeben viele Sammler und Institutionen dem Haus ihre Archive oder eröffnen Dependancen. Mit der Blumenhalle, die im Wesentlichen erhalten und umgestaltet werden soll, würde sich die bisherige Nutzfläche von 6.000 auf rund 13.000 Quadratmeter erhöhen. Von Plocki: "Wir benötigen diesen Platz."

Der Bezirk unterstützt das Projekt und drängt derzeit auf einen neues Baurecht für das Grundstück. "Das Bezirksamt ist dabei, den geltenden Bebauungsplan bis 2010 zu ändern", sagte Franz Schulz, grüner Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, der taz. Die "Sonderfläche" für das bisherige Gelände des Blumengroßmarkts werde in eine "Mischnutzung" überführt. Damit könnte die zentrale Halle als Kulturstandort genutzt werden. Die weiträumigen Randflächen rund um die Halle dagegen sollten für Büro- oder Wohnbauten bereitgestellt und vom Liegenschafsfonds veräußert werden, so Schulz.

Die Grundstücksverwertung bereitet Schulz im Augenblick das größte Kopfzerbrechen, gehört doch das 24.000 Quadratmeter große Blumenmarktareal der Berliner Großmarkt GmbH (BGM). Die BGM möchte mit dem Verkauf der Fläche an das Land Berlin die Kosten für den Neubau einer neuen Blumenhalle an der Beusselstraße finanzieren. Weil Berlin das zukünftige Museumsgrundstück dem Jüdischen Museum zu schenken gedenkt, verringert sich die Erlösaussicht der BGM. Darüber werde jetzt verhandelt, so Schulz. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Gespräche zwischen dem Jüdischen Museum, dem Bezirksamt, dem Liegenschaftsfonds, den zuständigen Senatsverwaltungen und Kulturstaatssekretär André Schmitz zum Erfolg führen werden.

Schulz erinnerte daran, dass es keinen Abriss der bestehenden Blumenhalle geben dürfe, sondern diese erhalten und umgestaltet werden müsse. Der Bezirksbürgermeister ließ auch durchblicken, dass ein Teil der Fläche - sollte das Jüdische Museum den Bau nicht allein nutzen - als Standort der geplanten Berliner Kunsthalle infrage käme. "Diese Option ist nicht vom Tisch."

Torsten Wöhlert, Sprecher im Hause der Kulturverwaltung, schloss dies dagegen aus. Die Kunsthalle werde an anderer Stelle errichtet. Dies sei der Entschluss des Regierenden Bürgermeisters - auch nachdem der geplante Standort am Humboldthafen gescheitert sei. Zugleich unterstütze Berlin das Jüdische Museum und dessen Wunsch, sich in Richtung Blumenhalle auszudehnen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!