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Kundgebung statt DemoOstermarsch im kleinen Kreis

Zur Kundgebung mit Minidemo am Breitscheidplatz kommen vor allem die Veteranen der Friedensbewegung. Obamas Nein zu Atomwaffen stößt auf Skepsis.

Drei von einigen hundert Demonstranten. Bild: Reuters, Fabrizio Bensch

Fast könnte man sie an diesem sonnigen Samstag auf dem Breitscheidplatz übersehen, die Friedenaktivisten des Berliner Ostermarschs. Zwischen picknickenden Touristen, einer Breakdance-Gruppe und den üblichen Kommerz-Ständen geht ihre kleine Bühne fast unter, um die sich mehrere hundert Demonstranten versammelt haben. Die Veranstalter sprechen von 1.000 Teilnehmern.

Die Bewegung ist müde: Nicht einmal marschieren wollen sie in diesem Jahr - stattdessen gibt es eine Kundgebung sowie die Möglichkeit, immer wieder die Bühne zu umrunden. Es ist eine Feier im kleinen Kreis, bei der gegen Aufrüstung, Kriege und Atomwaffen protestiert wird.

"Ich bin seit den 80er Jahren bei den Ostermärschen dabei", sagt Barbara Majd Amin. Zeiten, in denen sich nur sehr wenige für die Friedensbewegung engagierten, habe es immer wieder gegeben. "Wenn es eng wird, werden wir auch wieder mehr."

Die Schönebergerin wirbt auf ihrem Plakat für die Abschaffung der Nato, die sie als Bedrohung und nicht als Schutzbündnis empfindet. "Die Nato sichert uns die Ressourcen in aller Welt - was ist daran Schutz?", meint sie. Das jüngste Versprechen von US-Präsident Barack Obama, sich für eine atomwaffenfreie Welt einzusetzen, findet sie toll. "Nun müssen aber Taten folgen."

Etwas pragmatischer sieht das Jürgen Claußner, der 1999 aus Protest gegen den Kosovokrieg zur Friedensbewegung kam und seitdem regelmäßig an den Ostermärschen teilnimmt. "In einer Zeitung habe ich gelesen, dass sich eigentlich jeder US-Präsident während seiner Amtszeit mal gegen Atomwaffen stark gemacht hat", sagt er. Daher hält er auch Obamas Versprechen für Propaganda: "Allein die Tatsache, dass er an dem Abwehrschild in Polen und Tschechien festhalten will, zeigt doch seine Verlogenheit." Ein Barack Obama als US-Präsident sei deshalb noch lange kein Grund, die Ostermärsche für überflüssig zu erklären.

Sein Begleiter Michael Dressel ergänzt: "Mich erfüllt die zunehmende Militarisierung der deutschen Außenpolitik mit Sorge." Außerdem zeige die Wirtschaftskrise, dass der Kapitalismus den Herausforderungen der Zeit nicht mehr gewachsen sei. "Ich sehe da eine Parallele zur Endzeit der DDR, und darauf möchte ich aufmerksam machen", sagt der Marzahner.

Im Wechsel mit einer Band verlesen auf der Bühne Aktivisten die bekannten Forderungen. Touristen fotografieren das Szenario und lassen sich mit den Flugblättern versorgen, die die Runde machen: Gegen die Nato, für die Abrüstung, gegen den Krieg in Afghanistan.

Junge Friedensfreunde sind kaum zu entdecken. Die Ausnahme bilden einige Mitzwanziger in weißen Schutzanzügen mit Hasenohren aus Pappe auf dem Kopf. "Ich bin ein Angsthase" steht auf den Schildern, die sie vor dem Bauch tragen. "Wir nennen uns die Kreativen Rebellen", erklärt Caro Schumacher. "Mit unseren Aktionen wollen wir auf Missstände in der Welt aufmerksam machen." Die 23-Jährige hat sich braune Schnurbarthaare geschminkt, über die dank der Mittagshitze und der Ganzkörperanzüge der Schweiß rinnt. Frieden in der Welt sei wichtig, und um sich dafür einzusetzen und Aufmerksamkeit zu erregen, hätten sie sich die Angsthasen ausgedacht. "Ich habe Angst von den Entscheidungen der Mächtigen", heißt es auf einem ihrer Schilder.

Die Band setzt wieder ein, Kamerateams schieben sich zwischen die Demonstranten, die langsam um die Bühne wandern. Im Hintergrund lehnen Polizisten lässig an ihren Einsatzwagen, für sie gibt es nichts zu tun. Hier herrscht Friede.

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