Steuerversprechen der Koalition: Rauf oder Runter?
Mit Blick auf den Wahlkampf für den Bundestag will die Union über die Unternehmens- und Mehrwertsteuer die Abgaben senken. Die SPD hingegen will Reiche stärker zur Kasse bitten.
BERLIN dpa Union und SPD streiten vor dem Hintergrund immenser Staatsverschuldung über den Kurs in der Steuerpolitik. Die CDU und CSU stellen dem Bürger nach der Bundestagswahl Steuerentlastungen in Aussicht. Die SPD sieht dafür aber keinen Spielraum.
Die SPD will vielmehr mit der Forderung nach höheren Steuern für Reiche in den Wahlkampf ziehen. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier forderte eine Sondersitzung des Koalitionsausschusses noch im April, um vor dem Bundestagswahlkampf strittige Fragen zu entscheiden.
Die Union hingegen setzt schon jetzt auf Steuersenkungen. "Wir sind der festen Überzeugung: Wir brauchen eine breite Entlastung für jedermann", sagte Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU). Er nannte Anpassungen bei der Unternehmen- und Mehrwertsteuer.
CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sagte der B. Z. am Sonntag, nach der Krise werde es "wieder ein Wirtschaftswachstum mit Steuermehreinnahmen geben, die wir in der nächsten Legislaturperiode zur Steuerreform nutzen werden". Der SPD warf Pofalla vor, reflexartig nach Steuererhöhungen zu rufen.
Nach den Worten Pofallas wird das Steuersystem ein Thema im Wahlkampf. Am 29. Juni werde das gemeinsame Wahlprogramm von CDU und CSU vorgestellt, das "ganz klar einen Steuerentlastungsteil enthalten wird". Dabei solle auch das Ungleichgewicht zwischen ermäßigtem Mehrwertsteuersatz von 7 und vollem Satz von 19 Prozent behoben werden.
Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) erteilte indes Steuersenkungen erneut eine klar Absage. Der Bild-Zeitung vom Samstag sagte er: "Wir mobilisieren gerade Milliarden, um die Krise zu bekämpfen." Geld für Geschenke in der Größenordnung von 25 bis 30 Milliarden Euro gebe es nicht. Wie Steinmeier denke auch er über höhere Steuerbelastungen für gut Verdienende nach.
Seine Kollegin im stellvertretenden Parteivorsitz Andrea Nahles wurde konkreter. Sie kündigte an, ihre Partei werde mit der Forderung nach höheren Steuern für Reiche in den Bundestagswahlkampf ziehen. Dem Berliner Tagesspiegel am Sonntag sagte sie, es sei noch nicht geklärt, wie die Reichen zur Kasse gebeten werden sollen. "Nach Ostern werden wir wissen, ob dies über eine Anhebung der Reichensteuer oder die Wiedereinführung der Vermögensteuer bewerkstelligt wird."
Laut der Rheinischen Post vom Samstag verständigte sich die SPD-Spitze bereits darauf, den Spitzensteuersatz künftig von 45 auf 47,5 Prozent anzuheben. Das endgültige Wahlprogramm der SPD soll am kommenden Wochenende in Berlin beschlossen werden.
FDP-Chef Guido Westerwelle wertete die Position der SPD als "versteckte Koalitionsaussage nach links" - an Grüne und Die Linke. Der Bild am Sonntag sagte er: "Für alles Mögliche hat der Bundesfinanzminister Geld, nur für die Entlastung der fleißigen Bürger nicht."
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