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Seminare zur homosexuellen Umpolung"Das ist psychische Vergewaltigung"

Für Evangelikale ist Homosexualität Ausdruck von Unzufriedenheit. Und sie wollen ja nur helfen. Ziel ist ein bibeltreues, heterosexuelles Leben. Für die Teilnehmer ist es eher eine Tortur.

"Für mich war das ein Problem, das weg musste." Bild: ap

Das Seminar wollte den Teilnehmern "Auswege aus der Homosexualität" zeigen - doch Georg* fand heraus, dass ihn so ein Ausweg gar nicht interessierte. Stattdessen galt sein Interesse Matthias*, der auf dem Stuhl neben ihm saß. Georg, damals 29 Jahre alt und aktiv in der Studentenmission, war zum Seminar gekommen, weil er wissen wollte, wie sein Glaube mit seinen homosexuellen Empfindungen zusammenpassen könnte. "Mir war bewusst, dass das von der Bibel her nicht okay ist", sagt er heute, "aber ich wollte es deswegen nicht unbedingt loswerden."

Die meisten anderen Besucher des Seminars schon. Homosexualität war für sie ein Problem, viele hatten schon Therapien hinter sich. "Das war ein Trümmerfeld psychisch angeknackster Menschen", erinnert sich Georg. Am liebsten wäre er sofort wieder abgereist - wenn da nicht Matthias gewesen wäre. Gemeinsam schwänzten sie die Sitzung: Statt sich zu überlegen, wie nahe sich Männer kommen dürfen ("Ist ein Kuss noch erlaubt?"), gingen sie lieber gemeinsam spazieren.

Organisator des Seminars war Roland Werner, damals der Vorzeige-"Ex-Gay" unter evangelikalen Christen. Er bot das lebendige Beispiel: Veränderung der sexuellen Orientierung ist möglich. In dem Stil verlief auch das Seminar: "Es gab zwar keinen direkten psychischen Druck, aber die Grundaussage war klar: Homosexualität ist auf jeden Fall etwas Schlechtes", erinnert sich Georg. Das war 1990.

Die Seminare und Beratungen mit dem Ziel eines heterosexuellen Lebens gibt es noch heute. Organisationen wie die Offensive Junger Christen (OJC), bei denen Werner Beiratsmitglied ist, Living Waters oder Wüstenstrom arbeiten vor einem evangelikalen Hintergrund. Evangelikale Christen sehen die Bibel als irrtumsfreie Grundlage ihres Glaubens, sie nennen sich "bibeltreu". Und zu Homosexualität macht die Bibel klare Ansagen: "Wenn ein Mann sich mit einem anderen Mann wie mit einer Frau vergeht, haben beide Schändliches begangen. Sie sollen mit dem Tode bestraft werden; es lastet Blutschuld auf ihnen", heißt es im dritten Buch Mose (20, 13).

Diese Blutschuld wollte Martin* nicht auf sich nehmen. Seine Eltern hatten ihn evangelikal erzogen, aber er fühlte sich zu Männern hingezogen. "Für mich war das ein Problem, das weg musste", sagt er heute. Im Jahr 2000 nahm Martin, damals 20 Jahre alt, deswegen Kontakt zur "Seelsorgeinitiative Wüstenstrom" auf. Der erste Besuch bei der Organisation war befreiend für ihn. "Wüstenstrom hat mir klargemacht, dass ich Hilfe brauche. Und sie machten mir Hoffnungen, dass ich das homosexuelle Begehren loswerden kann."

Seit Mitte der Neunzigerjahre berät der Verein bei Fragen zur Sexualität. Leiter ist der Diakon und Sozialarbeiter Markus Hoffmann, sein wichtigster Mitarbeiter ist der Sozialarbeiter Stefan Schmidt. "Wir beraten derzeit etwa 70 Ratsuchende, die Fragen hinsichtlich Sexualität und Identität haben. Etwa die Hälfte von ihnen beschreibt homosexuelle Gefühle", sagt Schmidt. Er betont, dass die Beratungen ergebnisoffen seien: "Es geht uns nicht darum, Menschen von homosexuell nach heterosexuell zu transportieren. Wir bewerten im Beratungsprozess Homosexualität und Heterosexualität nicht", sagt Schmidt.

Die beiden Wüstenstrom-Berater hatten früher selbst homosexuelle Gefühle, leben aber beide heute heterosexuell und bibeltreu. Wüstenstrom ist ihr Lebenswerk. In einem Beitrag auf der schweizerischen christlichen Internetseite jesus.ch wird deutlich, wes Geistes Kind sie sind: "Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen. Somit ist jeder Mensch grundsätzlich heterosexuell - und manche haben ein homosexuelles Problem", schreibt Hoffmann dort.

Für Wüstenstrom ist sexuelle Orientierung nicht genetisch bedingt oder durch frühkindliche Prägung festgelegt, sondern Ausdruck einer Unzufriedenheit mit sich selbst. Das ist das Perfide an der ganzen Sache: Natürlich sind die meisten der Ratsuchenden aufgrund ihres christlichen Hintergrunds nicht glücklich über ihre sexuelle Orientierung und wünschen sich, ein gottgefälliges Leben in Heterosexualität zu führen. Wüstenstrom hilft gern. "Wir sagen nicht, dass Homosexualität verändert werden muss", erklärt Stefan Schmidt. "Wenn aber ein Mensch den Wunsch hat, darüber nachzudenken, sollte er es fachlich begleitet tun dürfen."

Martin sagten die Berater, er müsse an den Kern seines Schmerzes kommen. Also: keine sexuellen Kontakte, keine homosexuellen Gedanken - das lenke nur ab. Er ließ sich zwei Jahre lang regelmäßig von Wüstenstrom beraten, aber besser ging es ihm nicht: "Wir haben immer im Kreis geredet und jede Sitzung wieder bei null angefangen." Im Herbst 2006 war er am Ende und suchte einen professionellen Therapeuten auf - trotz Schmidts Versuch, ihn umzustimmen: "Der kann dir nicht helfen!' hat er gesagt", erinnert sich Martin. Doch der Therapeut ermutigte Martin, selbst zu entscheiden, wie er sein wollte. "Wüstenstrom dagegen wollte mich verändern."

Professionelle Therapeuten sehen die Vorgehensweise des Vereins kritisch. "Beim Coming-out darf man die Zweifel und Ängste eines Menschen nicht noch verstärken", sagt der Psychologe Ralf Nicodemus von der Berliner Schwulenberatung. Er betreute vor knapp drei Jahren einen jungen Mann, der vorher bei Wüstenstrom Rat gesucht hatte. "Ich hatte den Eindruck, dass Wüstenstrom keinen liebevollen Blick auf sich selbst vermittelt, sondern einen bestrafenden und verurteilenden", sagt der Psychologe. Er zweifelt an den Erfolgsaussichten der Beratungen. "Man kann Sexualität sublimieren und kontrollieren", sagt er, "aber dann ein glückliches heterosexuelles Leben zu führen, das funktioniert nur bei wenigen." Martin hat in seinen zwei Jahren bei Wüstenstrom niemanden kennengelernt, bei dem die Beratung der Organisation dauerhaft gewirkt hat. Zwei seiner Bekannten landeten sogar in der Psychiatrie. "Selbst wenn die Wüstenstrom-Leute recht haben, ist es da doch besser, schwul zu leben, als sich solche Probleme zu machen", sagt er heute.

Martin hat aufgehört, mit sich selbst zu kämpfen. Er lebt in Stuttgart, arbeitet als Schreiner und besucht "Zwischenraum", eine evangelikale schwul-lesbische Gruppe. Dort kann er über seinen Glauben reden. Denn den hat er immer noch. Auch Georg und Matthias, die sich auf dem Heilungsseminar kennenlernten, sind weiterhin gläubig und engagieren sich in der Hamburger Gemeinde der homofreundlichen Metropolitan Community Church. "Gott hat kein Problem mit meinem Schwulsein", sagt Georg. Die verurteilenden Bibelstellen müsse man im historischen Zusammenhang sehen. Tatsächlich gibt es viele andere Bibelzitate, die aus heutiger Sicht keinen Sinn ergeben: Demnach darf man kein Mischgewebe tragen (3. Mose, 19, 19), und auf Sonntagsarbeit steht die Todesstrafe (2. Mose, 35, 2).

Heute beurteilt Georg das Seminar von 1990 als Glücksfall - "auch wenn ich es eigentlich niemandem zumuten würde, das war psychische Vergewaltigung". Matthias, neben dem er damals saß, und er haben vor vier Jahren in ihrer Gemeinde geheiratet. "Nach dem Seminar habe ich überlegt, ob ich Roland Werner eine Postkarte schreibe und mich bei ihm bedanke", erzählt er lachend. "Aber wahrscheinlich hätte der das nicht so toll gefunden."

* Name von der Redaktion geändert

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15 Kommentare

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  • HU
    Hagen Ulrich

    Aktuell geht wieder ein Fall von Homo Heilung durch die internationale Presse. In den deutschsprachigen Medien kein Wort. Gerade haben die Grünen einen Antrag eingebracht, Homo Heilung zu verbieten, was mit den Stimmen von SchwarzGelb abgelehnt wurde. Homo Heilung ist mit der Religionsfreiheit abgedeckt...

    In Südafrika wurde der 15jährige Raymond Buys zu Tode gefoltert, seine eigene Mutter hatte ihren Sohn in ein Camp geschickt, das ihn zum Mann machen sollte. Schon vorher waren dort junge Männer zu Tode gekommen. Der Mörder steht gerade vor Gericht. Vielleicht nimmt die taz das ja mal zum Anlaß, darüber zu berichten.

  • J
    Julia

    Religion ist eine Entwicklungsstufe der Menschheit vergleichbar mit der Entwicklungsstufe der eines Kindes: In einer bestimmten Phase der Entwicklung glaubt das Kind sehr stark an mysthische Dinge (beispielsweise denkt es könne allein mit Gedanken sein Umwelt beeinflussen oder es glaubt an höhere Wesen, wie den Weihnachtsmann oder dem Osterhasen). Im Laufe der Entwicklung wird die Perspektive eines Kindes differenzierter und realistischer. Dies gehört zu einem teils schmerzhaften Entwicklungsprozess.

     

    Und genauso ist es mit dem "Erwachsen werden" der Menschheit. Auch die Ablösung von der Religion gehört dazu. Sich Weiterzuentwickeln bedeutet immer Altes loszulassen. Damit haben einige Menschen jedoch Probleme.

  • T
    Tino

    Da zeigen ja die Richtigen auf uns Schwule.

    scheinheilig und verlogen bis sich die Kreuzbalken biegen.

    "Als Gott die Meinung der bibeltreuen vernahm, drehte er sich um und weinte bitterlich".

     

    Ich glaube fest daran das Gott ein ehrliches schwul-lesbisches Leben lieber ist als dieses scheinheilige frömmelnde Gesindel, dass mit seiner Einstellung und Meinung gegen das 2. und 8. Gebot verstößt.

    Amen

  • D
    Dagmar

    Ein Ende dem Gender-Faschismus! Ich sehe, dass hier die meisten Leute keine Ahnung haben und sich mit linksradikalen bzw. sozialistisch-kommunistischen Gruppen solidarisieren. Diese versuchen seit geraumer Zeit Einfluss zu nehmen und Sympathisanten zu finden, indem sie sich auf Themen der (Homo)Sexualität stürzen und alles angreifen, was nicht ihrer sozialistisch geprägten Gender-Ideologie entspricht. Gender ist eine Ausgeburt des Sozialismus, die die Abschaffung des Geschlechts fordert und so zu einer klassenlosen Gesellschaft führen will, die am Ende den KOmmunismus wieder einführt als gesellschaftsfähige Ideologie. Jede andere Meinung wird hier faschistisch unterdrückt. Auf zur Einheitsmeinung! Zum Einheitsstaat! Wir sind auf dem Besten Weg dahin.

    Na, dann Prost!

  • G
    gaby

    Ich finde es einfach skandalös,daß Menschen jetzt - im Jahre 2009 - immer noch dermaßen intolerant und homophob sein können. Sollte die Gesellschaft nicht endlich ein wenig toleranter geworden sein? Außerdem hat schon Jesus gepredigt,daß man seinen nächsten lieben soll.

  • KE
    Karl-Heinz Egon

    @ Dierck Ziegler: Das Seminar welches Sie da fordern, ist von dem was der Artikel fordert, kaum entfernt: ein Seminar, das von Anfang an das Ziel hat, einen Menschen auch gegen seinen Willen zu verändern. Das macht Wüstenstrom so (homo > hetero), und das wollen sie also auch (Gläubig > Atheist).

     

    @Prof B: Die Bibel stammt aus finsteren Zeiten, so finster wie die heutigen es manchmal immer noch sind. Die Botschaft Jesu ist aber nicht finster, sondern radikal menschenfreundlich, radikaler als es den Kirchen und christlichen Gruppen (Evangelikale) oft lieb ist.

  • H
    hto

    Von Prof B: "Es wird endlich Zeit, dass die Menschheit "Gott" abschüttelt und anfängt, an sich selbst zu glauben."

     

    Naja, das wäre wirklich ein Anfang für wahrhaftige Vernunft - "Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten." (Johannes 4,24) - wir sind alle im SELBEN (ebenbildlichen) Maß durchströmt vom Geist der Gott ist, für die Möglichkeiten in EINEM geistig-heilenden Selbst- und Massenbewußtsein.

  • DZ
    Dierck Ziegler

    Ich frage mich warum die Menschen nicht endlich begreifen, dass Religion auch nur eine menschliche Erfindung ist. Es muss therapeutische Beratung angeboten werden mit dem Inhalt vom Glauben an Meta-Physische los zu kommen.

    Mit atheistischen Grüßen

    Dierck Ziegler

  • AD
    Axel Dörken

    Da zeigt uns also ein "Schwuler", also jemand, der nach biblischer Darlegung abgelehnt gehört, wie spirituell esotherisch er die Ursächlichkeit nutzen kann, um zu seinem inneren Frieden zu kommen.

     

    Meine Hochachtung!

     

    Wir brauchen mehr Menschen, die den Mumm haben Eigenverantwortlichkiet zu erkennen und auszudrücken, also zu leben.

     

    Im Kern bedeutet das: Hör irgendwann auch wieder auf zu jammern. Jammern ist zwar in Ordnung, doch zu lang betrieben lenkst du dich damit von den Lösungen ab.

     

    Du, deine Meinung, bist die Ursache für dein Wohl oder Unwohlsein. Geh in dich (Esotherik), ganz verachtenswerte Sache also - und hinterfrage deine Regeln und dein Vorstellung von Moral.

     

    Nur du kannst deine Weltsicht, dein System der Welt verändern. Und zwar in dem du deine Annahmen, deinen Glauben daran, wie was funktioniert, veränderst und dies dann durch dein Denken und Tun zum Ausdruck bringst.

     

    Die Gier der Manager ist "Schuld" an der Krise? Ein interessantes Weltbild, was dazu führen wird, dass in 70-80 Jahren, das ist der reguläre Turnus, die nächste, noch größere Krise aufläuft.

     

    Wie wäre es damit:

     

    Dank der Gier der Manager erkennen ich, dass nicht sie die Schuld ist, dass sie jedoch die Ursache dafür sein kann, dass ich meine Ansichten hinterfrage: Rege ich mich wirklich übe rdie Manager auf, oder rege ich mich darüber auf, dass sie etwas zum Ausdruck bringen, was mir auch, theoretisch passieren könnte? Rege ich mich am Ende also nur darüber auf, dass ich selbst ein Weltbld ausdrücke, bei dem es um zustimmung oder Verurteilung geht?

     

    wie wäre es so:

     

    Nicht die Gier der Manager ist schuld, sondern unser aller Gier ist mitursächlich. Nicht das System ist Schuld, aber unser aller Zustimmung zum System (seine Macht abzugeben und nicht an der Entscheidung mitzuwirken kann als zustimmung gewertet werden) ist mit ursächlich.

     

     

    Wenn dich die Krise sorgt, empfhele ich:

     

    Bring dich mehr ein. Politisch, spirituell, sozial, ökologisch. Nimm mehr als sinnvoll an, anstatt es zu verurteilen.

     

    Dieses System ist nur deshalb möglich weil wir in gut und Böse unterscheiden und dass Gute vergöttern, bzw. das Böse verurteilen.

     

    Wieso muss es eigentlich stimmen, dass nur das Gute in dir deine "Mitte" ist?

     

    Wir alle, auch du und auch ich, drücken alles aus. Sowohl das vermeintlich Gute, als auch das vermeintlich Böse.

     

    Und unser Urteil dazu, ist ursächlich dafür, was wir wie erleben.

     

    Ich find Schwulsein absolut ok. Schließlich könnte auch ich als Hetero in einer anderen Welt als Minderheit leben. Und? Wollte ich da, ob meiner Veranlagung verurteilt werden? Nö.

     

    Gleiches "Recht", gleiches Maß, für alle.

  • PB
    Prof B

    In der Bibel steht auch geschrieben, dass die Welt in sieben Tagen geschaffen wurde.

    Es wird endlich Zeit, dass die Menschheit "Gott" abschüttelt und anfängt, an sich selbst zu glauben. Ethische Leitlinien und Nächstenliebe müssen durch die Vernunft gerechtfertigt sein.

    Warum macht man sich also noch die Mühe, Reliquien aus finsteren Zeiten (wie die Bibel) durch den Rationalfilter zu schleusen?

    Jeder muss selbst wissen, woran er glaubt. Niemand darf Anderen diese Freiheit nehmen, indem er behauptet, die "göttliche Wahrheit" mit Löffeln gefressen zu haben.

  • F
    Fleur

    Solche Seminare sind lächerlich und gefährlich. Es geht um sexuelle Orientierung und nicht um Überzeugungen oder Ansichten, die sich beständig ändern lassen.

  • DE
    Dr. E. Schreck

    Also. Und auf die religiösen Gefühle solcher Menschen muss man also Rücksicht nehmen, oder man wird verklagt...

     

    Naja.

  • A
    anonymus

    "Für Evangelikale ist Homosexualität Ausdruck von Unzufriedenheit. Und sie wollen ja nur helfen. Ziel ist ein bibeltreues, heterosexuelles Leben."

    steht über ihrem text.

    dagegen zeigen sie im weiterem verlauf ihres textes selbst, dass es sehrwohl evangelikale gibt, die homosexualität nicht als heilbare krankheit sehen.

     

    warum -frage ich mich- verallgemeinern sie dennoch in der überschrift alle evangelikalen?

    ist es so schwer, einen bericht über homosexualität und religion zu schreiben, ohne gleich große religiöse gruppen zu pauschalisieren und zu verurteilen?

    leider habe ich so einen bericht in der taz noch nicht gelesen.

  • D
    DiversityAndEquality

    Ja, das IST psychische Vergewaltigung und ein Angriff auf die Würde homosexueller Menschen! Und eben dies kann in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft auf keinen Fall geduldet werden, dass homosexuelle Identität als minderwertig propagiert und homosexuell empfindende Menschen mit gefährlichen pseudopsychologischen Methoden teilweise bis in den Selbstmord getrieben werden.

     

    Menschen, die Probleme mit ihren homosexuellen Gefühlen haben, kann nur auf eine einzige Weise geholfen werden: Dass Heteronormativität und Homophobie (und beides sind Seiten ein und derselben Medaille) einschließlich mittelalterlicher Rollenklischees und Männlichkeitsbilder in dieser Gesellschaft, in Erziehung und Bildung, in der Sexualaufklärung, im alltäglichen Miteinander z.B. in den Schulen sowie insbesondere auch in den Massenmedien aktiv bekämpft und endlich eine Kultur des Respekts vor der sexuellen Vielfalt geschaffen wird.

     

    Hier ist die deutsche Politik gefordert, dem Beispiel fortschrittlicher EU-Staaten wie Spanien zu folgen und endlich zu handeln, denn wenn heute schon 14jährige in jedem zweiten Satz "schwul", "Schwuchtel", "schwuler Scheiß" oder ähnliches als Schimpfwörter verwenden, dann sind wir von einer Kultur des Respekts und von wahrhaftiger Freiheit und Gleichheit als zentrale Grundwerte unserer demokratischen Verfassung Lichtjahre entfernt. Und vor dem Hintergrund der historischen Erfahrungen dieses unseres Landes kann man nur sagen: Wehret den Anfängen!

  • MF
    Manfred Fehrmann

    Kann denn Liebe Sünde sein?

     

    "Daran, dass ihr Liebe untereinander habt, soll jeder erkennen können, dass ihr meine NachfolgerInnen seid." So spricht Jesus zu uns - zumindest so, wie Johannes (13, 35) ihn einige Jahrzehnte nach Jesu Tod rezitiert.

     

    Ich bin selbst Christ und durchaus evangelikal, aber dennoch gehört sich bei allen Stellen biblischer Erzählung eine "historisch-kritische" Betrachtung - denn ohne diese Sicht durch die Geschichte kommen solche übermoralischen Verkorksungen dabei heraus, wie wir sie in freikirchlichen Szenen und in der katholischen Kirche immer wieder sehen. Homosexualität ist aus meiner Sicht weder Sünde noch unmoralisch - Dass ein zu viel oder zu wenig von Sexualität Probleme bereiten kann sei dahingestellt, sexuelle Präferenz allerdings ist davon entkoppelt. Da kann man gerne Bibelzitate sammeln und entgegenstellen, aber was ist daran jesusmäßig, sich so urteilend und anmaßend zu verhalten?

     

    Unmoralisch hingegen finde ich es, in unseren wohlsituierten Ländern Karrieren nachzugehen, dem Bekenntnis nach an Jesus zu glauben, aber seine radikalsozialen Aussagen und Forderungen zu verwässern (siehe unten) und stattdessen lieber den moralischen Zeigefinger zu erheben.

     

    Es ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar, wie man Paulusaussagen oder gewisse alttestamentliche Stellen einfach 1:1 als gottgegeben hinnimmt, andere Jesus-Aussagen hingegen so abblitzen lässt. z.B.: Mt 25,35-36 (hier geht es um das Weltgericht, bei dem die Nächstenlieben gelobt werden, mit den Ignoranten hingegen will Jesus nichts mehr zu tun haben): "Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen."

     

    Soviel als ein erster "Zwischenruf" von mir -

    Manfred Fehrmann

    34 Jahre (davon sechs Jahre Jesus Freaks, inzwischen Hauptamtlicher Mitarbeiter einer evangelischen Kirchengemeinde), verheiratet, 3 Kinder. Münster / Westf.