Berliner Wohnungsmarkt: Vermieter klagen über zu wenig billige Wohnungen
Vermieterverband fordert neuen sozialen Wohnungsbau. Leerstand nimmt ab.
Bezahlbare Wohnungen könnten nach Ansicht von Wohnungsunternehmern in Berlin in absehbarer Zeit knapp werden. Der Branchenverband BBU warnte am Freitag davor, dass "man sich in zwei, drei Jahren etwas einfallen lassen muss", um dem zu erwartenden Engpass zu begegnen. "Der Mangel wird sich zunächst bei kleineren Wohnungen zeigen", sagte Vorstandsmitglied Ludwig Burkardt. Schwierig werde es, wenn sich die Lage auf andere Wohnungsgrößen ausweite.
Burkardt bezeichnete es als unvermeidbar, dass der Senat wieder in den sozialen Wohnungsbau einsteigt. "Die Förderung von Neubau macht aber nur dann Sinn, wenn er auf die Bedürfnisse des unteren Drittels abzielt." Der Unternehmer prangerte damit die aktuelle Situation an: Die Sozialmieten sind für Geringverdiener häufig zu teuer. "Das klingt pervers, aber es ist so." Wünschenswert sei, dass der Senat direkt die Bedürftigen unterstütze und nicht die Mietobjekte als solche subventioniere. Ob diese Kehrtwende gelinge, sei allerdings fraglich, so Burkardt.
Für die 144 Firmen, die im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) zusammengeschlosssen sind, lohne es sich angesichts der Mietpreise derzeit nicht, neu zu bauen. Die Kaltmieten stiegen zwar vor allem wegen Modernisierungen um 3,3 Prozent auf durchschnittlich 4,71 Euro pro Quadratmeter - aber um einen Neubau wirtschaftlich lohnenswert zu machen, müssten sie auf bis zu acht Euro klettern, rechnete Burkardt vor. Er forderte erneut eine Preisaufsicht, um die Betriebskosten in Schach zu halten. Die stiegen im Jahr 2008 um etwa fünf Prozent und damit deutlich mehr als die Kaltmieten. Aussagen zum generellen Mietanstieg wollte der Verband nicht machen. Er verwies auf den im Juli erscheinenden Mietspiegel.
Der Leerstand in den etwa 665.000 BBU-Wohnungen ging von 4,6 auf 3,8 Prozent zurück. Im vergangenen Jahr hätten in 18 von 23 Stadtteilen weniger Wohnungen leergestanden. Besonders eklatant war die Entwicklung in Weißensee, wo der Leerstand von 6,3 auf 2,6 Prozent sank. Das stützt die These, dass Menschen aus Prenzlauer Berg, die sich die dortigen Preise nicht mehr leisten können, in das Nachbarviertel ausweichen. Burkardt bewertete den Leerstand indes immer noch als hoch. Wünschenswert sei eine Quote von zwei Prozent, die zudem nicht nur unvermietete, sondern auch von den Bewohern nicht bezahlte Wohnungen umfasse.
Der Berliner Mieterverein hingegen hatte am Vortag von einem Wohnungsmangel schon zum jetzigen Zeitpunkt gesprochen, da viele der leerstehenden Wohnungen nicht vermietbar seien. KRISTINA PEZZEI
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