Mehr individuelle Förderung

ERÖFFNUNG Das Theaterlabor eröffnet die neue Spielzeit im neuen Zuhause. Die neue Leitung setzt auf ein erneuertes Konzept und Synergie-Effekte mit der Wilden Bühne

Mit dem Wechsel an der Spitze geht auch eine konzeptionelle Neuorientierung einher: Mehr Dozenten sollen die Möglichkeiten individueller Förderung erweitern

VON ANDREAS SCHNELL

Prekarität war im Grunde schon immer Thema des Theaterlabors, einer bundesweit wohl einzigartigen Weiterbildungsmaßnahme für arbeitslose Schauspieler. Gegründet 2005 von Maik Romberg, hat sich das Theaterlabor mit spannenden, auch überregional beachteten Inszenierungen in Bremen einen guten Namen gemacht. Beherzt griff die Mannschaft um Romberg dabei immer wieder politische Stoffe auf, von Gorkis „Nachtasyl“ über Martin Sperrs „Jagdszenen aus Niederbayern“ bis hin zu Frank-Patrick Steckels Aristophanes-Bearbeitung „Plutos“, in der er eine vehemente Kapitalismuskritik artikulierte.

So prekär wie die Berufssituation der Schauspielerinnen und Schauspieler, die in den Inszenierungen durchaus mitgedacht war, war die Lage des Theaterlabors selbst. Die Zahl der Umzüge seit Gründung hat durchaus damit zu tun: Die ersten Gehversuche fanden im Waldau-Theater statt, danach ging es im Güterbahnhof weiter, bis das Theaterlabor in die Concordia zog, später in die Stauerei, ein Intermezzo im Schlachthof folgte. Jetzt könnte die Suche nach einer festen Spielstätte ein Ende haben: Am kommenden Dienstag eröffnet das Theaterlabor seine neue Spielzeit im Volkshaus.

Dass das nicht einfach nur ein weiterer Umzug ist, ist offensichtlich: Die Stadt Bremen stellt dem Theaterlabor erstmals einen Raum mietfrei zur Verfügung, auch wenn es sich die ehemaligen Räume des Theatriums mit der Wilden Bühne teilen muss. Auch neu: die Leitung des Theaterlabors. Maik Romberg gab die Leitung an Corinna Bruggaier und Alexander Hauer ab, der dem Theaterlabor seit Längerem verbunden ist. So arbeitete er beispielsweise als Choreograf an Steckels „Plutos“ mit. Mit Bruggaier bildet er seit vergangenem Jahr Opus Einhundert, eine „Plattform für große Musik-, Theater- und Tanzprojekte“.

Mit dem Wechsel an der Spitze geht auch eine konzeptionelle Neuorientierung einher: Mehr Dozenten sollen die Möglichkeiten individueller Förderung erweitern, wie Bruggaier erklärt, auch Schulung in Sachen Selbstvermarktung, Workshops zu Website-Gestaltung gehören dazu. Aber natürlich wird auch weiterhin Theater gespielt, wobei sich das Ensemble auf eine Inszenierung konzentriert, was aber nicht ausschließen soll, dass, wie schon in vergangenen Jahren, Teilnehmer die Gelegenheit nutzen, eigene kleine Projekte zu realisieren, sei es ein kleines Stück oder ein Liederabend.

Neue Kooperationspartner sollen die Berufsaussichten der Teilnehmer noch verbessern: „Das Schlosstheater Celle hat sich schon eine Inszenierung gesichert“, erzählt Bruggaier, Michael Börgerding, Intendant am Theater Bremen, hat angekündigt, Vorsprechterminen beizuwohnen, mit anderen Theatern ist man in Kontakt, der Netzwerkgedanke wird groß geschrieben. Dass sich das Theaterlabor seine neuen Räume mit der Wilden Bühne teilt, sieht Bruggaier dementsprechend auch eher als Gewinn, denn als Mangel: „Wir mögen uns sehr und sind offen für einander“, und wer weiß, vielleicht ergeben sich daraus ja auch neue Möglichkeiten. Erst mal wird aber nun gefeiert: Von Dienstag bis Donnerstag präsentiert sich das neue Volkshaus. Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz eröffnet den Reigen, danach haben die Künstler das Wort. Szenen und Musik von den neuen Bewohnern sind dann zu erleben, am zweiten Abend zeigt das Theaterlabor Jon Fosses „Winter“, am Donnerstag präsentiert die Wilde Bühne „17 Minuten Kalte Wut“, ein Theaterstück über Gewalt an Schulen.

■ Dienstag, 16 Uhr, Mittwoch & Donnerstag, 20 Uhr, Volkshaus, Hans-Böckler-Straße 9, www.theaterlab.de