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Protest gegen TruppenübungsplatzBriten ballern weniger in Ostwestfalen

Auf dem Truppenübungsplatz Senne wollte die britische Armee Kampfdörfer bauen, um Kriegseinsätze zu üben. Nun schränkt sie ihre Pläne ein. Ein Protestbündnis feiert den "Teilerfolg".

Die NRW-Grünen fordern schon seit Jahren mehr Ruhe und Schutz für die Senne. Bild: dpa

BERLIN taz | Die britische Armee hat ihre Pläne, den Truppenübungsplatz Senne auszubauen, erheblich eingeschränkt. Von ursprünglich geplanten sechs neuen Kampfdörfern sollen nur vier gebaut werden. Die geplanten 49 Kilometer Konvoirouten sind ganz gestrichen, ebenso eine Übungshöhle. Statt vier Schießhäusern sind jetzt noch zwei vorgesehen, und einer der fünf Stützpunkte soll ebenfalls nicht gebaut werden.

In einer Pressemitteilung begründet die Rheinarmee die Einschränkung der Bauvorhaben mit dem baldigen Abzug der britischen Truppen aus dem Irak und den damit einhergehenden Veränderungen der Ausbildung der Soldaten in der Senne.

Andreas Wulf, der Bürgermeister (CDU) von Augustdorf, einer der Gemeinden, die direkt an den Truppenübungsplatz angrenzen, ist sich allerdings sicher, dass die Verringerung der Baupläne mit der Ablehnung der Pläne durch die Anrainergemeinden zusammenhängt: "Der Rat hat mit seinen Entschlüssen das Entscheidende bewirkt", sagte er der taz. Die verbleibenden Pläne seien für Augustdorf kein Problem mehr: "Die Bauten sind sechs Kilometer vom Dorf entfernt, wir rechnen nicht mit einer neuen Belastung." Andere Gemeinden prüften noch, ob die bestehenden Pläne akzeptabel sind. "Die Mitteilung der Briten, ihre Pläne einzuschränken, kam sehr überraschend, aber ebenso erfreulich", sagte Wulf.

Marcus Foerster, Vorsitzender des Fördervereins Nationalpark Senne und Sprecher des Aktionsbündnisses "Keine neuen Kampfdörfer in der Senne", ist genauso überrascht, aber weniger optimistisch. "Die Verringerung der Baupläne ist ein klarer Teilerfolg unserer Proteste, aber jetzt gilt es, die verbleibenden Bauvorhaben auch noch zu verhindern", sagte er. 10.000 Unterschriften gegen neue Kampfdörfer hat das Aktionsbündnis bereits gesammelt. Am Donnerstag treffen sich die beteiligten Umweltverbände und Parteien des Aktionsbündnisses, um das weitere Vorgehen und die Übergabe der Unterschriften zu besprechen.

Der 115 Quadratkilometer große Truppenübungsplatz steht seit 1945 unter britischer Hoheit, rund 4.000 britische Soldaten sind dort stationiert. Das Gebiet Senne ist EU-Vogelschutzgebiet, rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben dort. Die Übungsdörfer sollen auf je einem Hektar verdichteten Schotters entstehen. Die Bauarbeiten zu den bestehenden Vorhaben sollen im Herbst dieses Jahres beginnen.

FRAUKE BÖGER

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