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Fusion zu neuem KonzernPiech stichelt gegen Porsche

VW-Patriarch Piech hat klar gestellt, dass Porsche seine finanziellen Probleme selbst lösen muss - und Chef Wiedeking sich einen neuen Job suchen soll.

Der Zusammenschluss von Porsche und VW soll binnen vier Wochen vollzogen werden, verkündete Piech auf Sardinien. Bild: dpa

OLBIA taz | Die alte Volkswagen-Koalition mit VW-Patriarch Ferdinand Piëch an der Spitze hat dem VW-Mehrheitsaktionär Porsche wieder mal lächelnd die Zähne gezeigt. Bei der Präsentation des neuen VW Polo auf der Mittelmeerinsel Sardinien durften Journalisten gestern und vorgestern das neue Fahrzeug testen und sogar im Swimmingpool umrunden, wo der Polo auf einem Ponton platziert war. Die alte VW-Koalition aus Niedersachsen, dem VW-Betriebsrat und Patriarch Piëch demonstrierte auf Sardiniens Klippen Geschlossenheit und machte klar, dass sie auch im neuen Volkswagen-Porsche-Konzern das Sagen beansprucht.

Ferdinand Piëch nebst Gattin, VW-Chef Martin Winterkorn, der Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh und nicht zuletzt der Sprecher und wichtige Berater des niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff, Staatssekretär Olaf Glaeseker, saßen bei der Präsentation an einem Tisch. Anschließend sammelte Piëch drei Dutzend Journalisten um sich und schilderte seine Sicht der gemeinsame Zukunft von Volkswagen und Porsche.

Der nach dem Kauf von 50,8 Prozent der VW-Aktien und durch weitere Optionsgeschäfte mit den Papieren hoch verschuldete Sportwagenbauer kann sich nach Piëchs Worten nicht mit Hilfe der VW-Kasse sanieren. "Porsche muss seine finanziellen Probleme selbst lösen - Volkswagen wird das nicht tun", sagte Piëch.

Vor allem die finanziellen Risiken, die sich bei Porsche durch Optionsgeschäfte mit VW-Aktien angesammelt hätten, könne Volkswagen nicht übernehmen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Volkswagen diese Risiken eingeht", sagte der VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer.

Ihm selbst sei es als Porsche-Aufsichtsrat nicht gelungen, sich Klarheit über die Höhe dieser Risiken zu verschaffen, versicherte der VW-Patriarch, dem zusammen mit einem jüngeren Bruder selbst gut 26 Prozent von Porsche gehören. Piëch zieht weiter einen Kauf der Porsche-Fabriken durch VW und deren Eingliederung als zehnte Marke in den Volkswagen-Konzern einer juristisch weitaus schwierigeren Fusion vor. "Ich favorisiere etwas, was schnell und weitgehend schmerzlos geht", sagte er. Dabei werde VW für das operative Geschäft von Porsche aber nur so viel zahlen, wie es an Gegenwert bekomme. "Elf Milliarden ist sicher ein paar Milliarden zu hoch gegriffen", meinte er.

Bei dem Zusammenschluss von VW und Porsche müsse die Volkswagen AG erhalten bleiben, um auch das VW-Gesetz zu erhalten, sagte Piëch. Dem pflichtete Betriebsratschef Osterloh bei: "Es wird keine Lösung geben ohne das VW-Gesetz und das Fortgelten des Zweidrittel-Quorums bei Standortentscheidungen im VW-Aufsichtsrat", betonte er. Das Gesetz müsse auch für den erweiterten Konzern Bestand haben.

VW-Mann Piëch verteilte auch Noten für das Management von VW und Porsche. Für Volkswagen sei derzeit Martin Winterkorn der bessere Vorstandschef. "Für Porsche war Wiedeking der bessere - die 15 Jahre", fügte er betont rückblickend hinzu. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass Wendelin Wiedeking Porsche-Markenvorstand im VW-Konzern werden wolle. "Er müsste sehr weit runtersteigen und ein Rollenwechsel müsste stattfinden: vom Durchmarschierer zur Demut", sagte Piëch.

Nach den Worten von Piëch soll der Zusammenschluss von Porsche und VW binnen vier Wochen vollzogen werden. Innerhalb dieser Frist müsse man Niedersachsen, die Vorzugsaktionäre von Porsche und VW und die Arbeitnehmervertreter beider Unternehmen für das neue Konzept gewinnen. Der Firmensitz des erweiterten VW-Konzerns wird nach Piëchs Worten selbstverständlich Wolfsburg sein. "Das ist seit sechs Wochen nicht mehr strittig", sagt der Milliardär aus Salzburg auf dem sonnigen Sardinien. JÜRGEN VOGES

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