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BERLIN FÖRDERT TV-SERIEN
Es fehlt der Mut, Zuschauer zu verprellen
Die Filmregion Berlin-Brandenburg will sich nun als Standort für Qualitätsfernsehserien profilieren. Das kündigte Björn Böhning (SPD) an, Chef der Senatskanzlei. Böhning schwärmte am Mittwoch von amerikanischen Premiumserien wie „Homeland“. Die Folge: Jeweils 500.000 Euro sollen 2013 und 2014 aus der gemeinsamen Filmförderung von Berlin und Brandenburg für Pilotfolgen von hochwertigen Serien abgezweigt werden.
Das ist im Prinzip eine nette Idee. Eine ganze Generation guckt Serien – per DVD-Boxen und öfter noch illegal per Stream, aber eben nicht im deutschen Fernsehen. Die Senatskanzlei hat’s erkannt. Ist es jetzt also nur noch eine Frage der Zeit, bis Topserien made in Berlin-Brandenburg anlaufen?
Stutzig machen sollte, dass Böhning auch „Das Adlon – Eine Familiensaga“ als positives Beispiel nannte. Der dreiteilige ZDF-Fernsehfilm ist vielmehr Beispiel dafür, dass bei den Öffentlich-Rechtlichen viel Geld nicht automatisch viel Qualität bedeutet, sondern eher mutloses Konsensfernsehen. Der Film, der 10 Millionen Euro gekostet hat, wollte die Geschichte des Luxushotels Adlon erzählen. Herausgekommen ist harmlose Abendunterhaltung.
Das Problem ist nicht nur das Geld, sondern dass zu viele ARD- und ZDF-Funktionäre den Fernsehbrei so fad und beliebig machen, dass ihn jeder schlucken können soll. Experimente werden dahin verschoben werden, wo sie keinen stören. Hin und wieder überlebt eine tolle Sendung in diesem Klima wie „Der Tatortreiniger“ auf dem NDR. Dort macht Schotty (Bjarne Mädel) beruflich den ganzen Dreck weg, der nach einem Mord so liegen bleibt. Trotz Minibudget ist das streckenweise zum Brüllen komisch. Nachdem „Der Tatortreiniger“ zig Preise absahnte, entschied sich der NDR dafür, vier weitere Episoden zu produzieren – um sie weiterhin im Spätabendprogramm zu verstecken. So wird Qualität gefördert.
Solange der Mut dazu fehlt, Zuschauer zu verprellen, wird es trotz gut gemeinter Investitionen erst mal nichts werden mit dem Qualitätsserien-Standort Berlin-Brandenburg. Und Schmonzettenfans können aufatmen. MARTIN RANK
