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"Perfoming Tangier" in MarokkoImport-Export und HipHop

Bei der vom Goethe-Institut geförderten Veranstaltung "Performing Tangier" begegneten sich erstmals marokkanische und deutsche Rapper.

Ein Reisepass war abgelaufen, der andere zu Hause vergessen worden. Mangelhafte Vorbereitungen für einen lange geplanten Auftritt in Marokko. Oder war es ihrem Humor und der hippiemäßigen Gedankenlosigkeit anzulasten, die MC Mad Maxamom und DJ SDAG aus Hamburg vergessen ließen, dass die Welt aus mehr besteht als nur aus Europa? Gelockte Langhaarige, die sich die Gitarre umschnallen, sind sie jedenfalls nicht. Ihr Sound ist auf dem Laptop abgespeichert, dazu scratcht SDAG ein paar Schallplatten, wie es sich für einen HipHop-DJ gehört. Jedenfalls reagierten die marokkanischen Grenzbeamten unbürokratisch und ließen die beiden Hamburger Künstler trotzdem einreisen.

Schließlich sollten sie im Rahmen von "Performing Tangier", einer alljährlich stattfindenden Konferenz, zwei Konzerte geben. Mit dabei war auch der Hamburger Ale Dumbsky, ehemals Schlagzeuger der Goldenen Zitronen und Mitbegründer von Buback-Records, einem Label, das seit 1987 unabhängige Rap-Musik herausbringt. Der 44-Jährige war mitgereist, um auf der Konferenz den theoretischen Hintergrund von HipHop als übergreifende Weltkultur zu liefern. Was er dann auch sehr emphatisch tat.

Wer kulturpessimistisch glaubte, dass Jugendkulturen sinnentleerte, in unzählige Subszenen zersplitterte Konsumkonstrukte sind, wurde von Dumbsky eines Besseren belehrt: "Bis heute wächst eine junge Kultur nach, bei der Hautfarbe, Klassen, Religion und Herkunft keine Rollen spielen. Eine Kultur, die denjenigen eine Stimme gibt, die sonst keine haben. Dazu einen Code, der vom Polarkreis bis nach Afrika verstanden wird. HipHop ist die passende Kultur für eine globalisierte Welt."

Dumbskys Ausführungen wurden während des Marokko-Aufenthalts von MC Mad Maxamom und DJ SDAG ganz selbstverständlich in die Tat umgesetzt. Die beiden trafen mit "Muslim Zanka Flow" zusammen, einem legendären Rapper aus Tanger, der seit Jahren ohne jegliche Unterstützung von Plattenfirmen CDs produziert und Konzerte spielt - meistens für lau.

Die Verständigung zwischen den beiden Rap-Crews aus Deutschland und Marokko klappte perfekt. "Es hat sofort gekickt", meinte DJ SDAG. "Man checkt gegenseitig ab, was man so hört, welche Musik man macht, und zollt Respekt". Schließlich spiele man in seiner Stadt, seinem Wohnzimmer, fügte MC Mad Maxamom an. Vorurteile von wegen (westlicher) High Culture und (marokkanischer) Low Culture habe es gar nicht gegeben, führte er weiter aus. "Wir kannten Muslim schon von seiner YouTube-Seite. Seine Musik könnte ohne weiteres in Berlin entstehen, die Beats sind absolut modern." DJ SDAG war dagegen etwas enttäuscht, weil es für ihn keine Plattenspieler zum Scratchen gab. Nicht aber, "weil die in Marokko keine moderne Technik haben, sondern meine HipHop-Plattenspieler noch aus den Achtzigerjahren stammen und diese alte Technologie hier nicht mehr aufzutreiben ist".

Antikommerzielle Haltung

Entscheidend bei der deutsch-marokkanischen HipHop-Verständigung war allerdings nicht der Austausch über übliche Codes. Die gesellschaftskritische Haltung der beiden Crews entzündete letztlich den Funken. Muslim lehnt Auftritte in Clubs als Kommerz ab und tritt lieber kostenlos für sein Publikum auf. Auch Mad Maxamom ist schon bei Solidaritätskonzerten aufgetreten. Das Goethe-Institut-Marokko - es finanzierte die Anreise aus Deutschland - hatte diesmal bei der Auswahl der Künstler ein goldenes Händchen bewiesen. Das ist gerade auf dem Feld der geförderten Popmusik nicht immer der Fall. Bei den beiden gemeinsamen Konzerten funktionierte der Austausch jedenfalls prima. Das überwiegend jugendliche Publikum reagierte begeistert, wie man es in Marokko sehr, sehr selten sieht. "Die Leute haben die deutschen Texte zwar nicht verstanden", meinte Mad Maxamom. "Aber sie haben gefühlt, was abgeht. Das hat man doch in ihren Gesichtern gesehen."

Der Lokalmatador Muslim war mit seinen deutschen Gästen offensichtlich auch zufrieden. Sonst hätte er ihnen zum Abschluss nicht noch einen Shout-out zukommen lassen. Eine Grußbotschaft, die auf CD verewigt ist und die nun auch DJ SDAG in einen seiner neuen Mixe einbauen darf. Im HipHop ist der Shout-out wie ein Orden, eine Auszeichnung oder eine Gedenkmedaille. "Einfach geil", sagte DJ SDAG.

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