LESERINNENBRIEFE
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Merkel hält am Murksprojekt fest

■ betr.: „Tiefbahnhof in der Schwebe“, taz vom 6. 2. 13

Die Kosten explodieren, weite Teile der Planfeststellung fehlen, das Projekt ist mit unkalkulierbaren Risiken verbunden. Das alles und weitere haarsträubende Einzelheiten dieses Projekts pfeifen die Spatzen schon lange von den Dächern. Dennoch hält Merkel mit aller Gewalt an dem Murksprojekt fest. Merkel hat S 21 zur Chefsache erklärt. Sie will ein Exempel statuieren. Der ganzen Welt will sie beweisen, dass Großprojekte gegen den Widerstand der Bevölkerung auch in der deutschen „Demokratie“ durchgesetzt werden können. Sie ist derzeit dabei, die Demokratie markt- und profitkonform umzugestalten, ergo müssen die darin lebenden mündigen Bürger gezähmt und mundtot gemacht werden. Die bisher dafür eingesetzten „rechtsstaatlichen“ Mittel sind allseits bekannt. Merkel ist aber auch eine professionelle Opportunistin. Das Aus für Stuttgart 21 wird sie uns deshalb in naher Zukunft als alternativlos und unumkehrbar verkaufen. Es steht zu befürchten, dass ihre Beliebtheitswerte dann weiter ansteigen werden. ANDREA WOLFINGER,

Erdmannshausen

Die Regeln gelten seit 60 Jahren

■ betr.: „Schavans Fall“, taz vom 7. 2. 13

Frau Schavan bestreitet – natürlich! – jegliche Absicht und verweist auf „Besonderheiten der Promotionskultur der 80er Jahre“, um damit doch noch der dringend benötigten Absolution teilhaftig zu werden.

Nun erlernt jeder Studierende im Rahmen der Propädeutik während des Grundstudiums zwingend die Technik des korrekten Zitierens, in philologischen und philosophischen Studiengängen wird sogar besonderer Wert darauf gelegt. Die Regeln dafür gelten seit mehr als 60 Jahren verbindlich im gesamten deutschsprachigen Raum (und vermutlich darüber hinaus) für jeden, der eine wissenschaftliche Arbeit einreicht. Sollte die Direktpromoventin Annette Schavan die entsprechenden Proseminare etwa geschwänzt haben?

Honi soit qui mal y pense!, denkt sich der vergnügte Leser und überlegt, welche „Besonderheiten der Promotionskultur“ Frau Schavan denn da wohl für sich reklamieren möchte? Eine Lex Schavan vielleicht?

GERD SIEBRASSE, Göppingen

Die Aufklärungsarbeit ist gescheitert

■ betr.: „Wer hat Angst vorm bösen Wolf?“, taz vom 7. 2. 13

Danke für das Stimmungsbild. Es spiegelt das Denken vieler alteingesessener Landbewohner. Den Konflikt zwischen Wessi-Jagdpächter und Ossi-Landbewohner verstehe ich, da jagt so manch einer an den sozialen Regeln des friedlichen Miteinanders vorbei, als seien Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern zu eroberndes Niemandsland. Trotz allem verstehe ich nicht, wieso die Bauern nicht mit den Wolfsschützern zusammenarbeiten. Anscheinend ist hier die Aufklärungsarbeit gescheitert. Man sollte die Viehwirte mit ins Boot nehmen, denn es gibt Wege, den Wolf artgerecht fernzuhalten. Die Wiedervereinigung hat nicht automatisch für Bewusstseinswandel gesorgt, denn im Großen und Ganzen zählt für viele traditionelle Landwirte der Region einzig der schnelle finanzielle Nutzen. Nachhaltigkeit, Natur- und Umweltschutz spielen keine Rolle. Der Boden wird mit Maisanbau ausgelaugt und anschließend gedüngt, Hühner in gigantischen Legebatterien gehalten und das Land an Großkonzerne zwecks Windanlagenbau verpachtet.

SABINE SABRANSKI, Berlin

Der schlimmste Feind des Wolfs

■ betr.: „Der Wolf“, taz vom 7. 2. 13

Wir leben in einer Kulturlandschaft, in der die Natur mit all ihren Facetten von Landwirtschaft, Tierhaltung und Freizeittreibenden genutzt wird. Wenn wir den Wolf wollen, müssen wir uns auf ihn einstellen. Man hätte vielleicht den Bauer Stier bei der Anschaffung eines Elektrozauns, der nicht ganz billig ist, unterstützen können. Schweden hat nur ein paar hundert Wölfe, und man hört immer wieder von Problemen. In Spanien leben 2.000 Wölfe, und man hört kaum was. Irgendwas machen die richtig. Bei uns steigen die Bestände der Zivilisationsfolger Schwarzwild, Fuchs und Reh seit Jahren an, mit immer höheren Schäden in Feld, Wald und Verkehr. Alles klassische Beutetiere des Wolfs. Die indigenen Jäger sehen den Wolf als ihresgleichen an. Auch bei uns sehen viele Jäger den Wolf positiv. In seiner Klugheit hat der Wolf wohl begriffen, dass der Mensch keine Beute, sondern sein Feind ist. Wolfsattacken hatten immer Notwehrcharakter. Alle Tiere auf der Roten Liste sollten unterstützt werden. Auch wenn wir uns umstellen müssen und es teuer wird.

CHRISTOPH KROLZIG, Moos