Insolvenz: Kopf hoch, Karstadt

Die Karstadt-Filialen im Norden sind gut aufgestellt, können möglicherweise erhalten bleiben. Trotzdem fürchten Mitarbeiter den Verlust ihrer Arbeitsplätze.

Karstadt-Stammhaus in Wismar, einst von Rudolph Karstadt als "Tuch-, Manufaktur und Confektionsgeschäft" eröffnet. Bild: dpa

Karstadt-Mitarbeiter haben Angst. In den bundesweiten Betriebsversammlungen wurde ihnen die Schocknachricht über den insolventen Mutterkonzern Arcandor offiziell mitgeteilt. Nun befürchten sie den Verlust ihrer Arbeitsplätze. Bundesweit unterhält Arcandor 89 Karstadt Warenhäuser und 28 Sportfilialen. 32 Waren- und Sporthäuser stehen in Norddeutschland zur Disposition.

Dennoch soll Norddeutschland für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. "Ich gehe fest davon aus, dass alle Standorte in Hamburg erhalten bleiben", sagt Brigitte Nienhaus, Fachbereichsleiterin Handel bei der Gewerkschaft Ver.di. Auch der Hamburger Einzelhandelsverband rechnet mit Umstrukturierungen, doch in jedem Fall mit dem Erhalt der Warenhäuser. "Die Hamburger Filialen laufen sehr gut", sagt auch Michael Scheibe, Pressesprecher von Karstadt. In Hamburg sind 2.600, in Niedersachsen und Bremen 2.800 Mitarbeiter bei Karstadt angestellt.

Mit Argwohn registrierten die 1.300 Beschäftigten in Schleswig-Holstein die Ankündigung von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen: "Wir wollen dabei helfen, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten." Die Unterstützung der Landesregierung komme etwas spät. "Jetzt ist das Kind im Brunnen", sagte Ver.di-Sprecher Frank Schichefsky, "solche Angebote sind wenig hilfreich und sollten konkretisiert werden". Auch in Schleswig-Holstein sind nach Einschätzung der Gewerkschaft alle acht Warenhäuser voll tragfähig.

In Mecklenburg-Vorpommern sind nur 30 Mitarbeiter durch die Insolvenz bedroht, da das Land nur über einen Karstadt verfügt, der Ur-Karstadt, der vor 128 Jahren von Rudolph Karstadt in Wismar eröffnet wurde. Das Traditionsgeschäft überlebte bereits die letzte große Krise 2004, als der Konzern die Hälfte seiner Warenhäuser, an die inzwischen ebenfalls insolvente Warenhauskette Hertie verkaufte. Scheibe hofft, dass das Stammhaus auch diese Krise überstehen wird.

Interessiert an Karstadt zeigten sich bisher die Otto Group und der Metro Konzern. "Wir warten jetzt auf den Insolvenzverwalter", sagt Thomas Voigt, Pressesprecher bei Otto, "Interesse besteht an den nicht insolventen Teilen der Versandsparte Primondo und Karstadt-Sport". An einer Komplettübernahme von Quelle sei der Konzern hingegen nicht interessiert. Metro-Chef Eckhard Cordes stellt eine Fusion zwischen Kaufhof und den Karstadt Warenhäusern in Aussicht. "Problematisch könnte es für Warenhäuser werden die in der Nähe eines Kaufhofes stehen", warnt Schichefsky.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.