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„Zeit, sich zu besinnen“

Hamburg zelebriert die Wintersonnenwende

Hans-Georg Schaaf, 51

■ der gelernte Koch arbeitete in der Pharmaforschung. Jetzt betreibt er den Laden Zaubertrank  Foto: privat

taz: Herr Schaaf, warum feiern Sie die Wintersonnenwende?

Hans-Georg Schaaf: Heute ist Winteranfang, das heißt, es wird jetzt erst richtig kalt. Die meisten Lebewesen halten Winterschlaf. Das ist für den Menschen die Zeit, sich zu besinnen und an seine Ahnen zu denken.

Aber was ist nun das Besondere an diesem einen Tag?

Es gibt ja viele Dimensionen, ich kenne mindestens zehn verschiedene. Zur Wintersonnenwende ist der Durchgang zwischen diesen Welten besonders dünn. Menschen mit besonderen Fähigkeiten, also mit einem grünen Daumen oder einem besonders guten Gehör, nehmen diese dann besser wahr.

Mithilfe einer bestimmten Zeremonie?

Natürlich. Wir treffen uns abends, machen ein Feuer und rauchen Kräuter, die ich über das Jahr gesammelt habe. Die Pflanzen kommen alle hier aus der Gegend, zum Beispiel Beifuß, Wermut oder Fliegenpilz.

Was für Menschen nehmen daran teil?

Diejenigen, denen die Wintersonnenwende das wert ist. Spontan geht das aber nicht, denn ich muss mich vorher mit jedem zwei Stunden darüber auseinandersetzen. Es ist aber keine politisch motivierte Veranstaltung!

Eilt den Sonnenwendefeiern dieser Ruf noch immer voraus?

Durch den Missbrauch heidnischer Tradition während des Zweiten Weltkriegs waren diese Feiern lange verpönt. Mittlerweile nimmt die Nachfrage aber wieder zu. INTERVIEW: UTA GENSICHEN

Wintersonnenwende, ab 18.47 Uhr, Zaubertrank, Mexikoring 11

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