Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Was für eine Katastrophe! Mitten in der Finanzkrise den zugkräftigen Titel Welterbe zu verlieren und damit Touristen zu verscheuchen, all die schönen neu gebauten Hotels leerstehen lassen, weitere Arbeitslose zu produzieren ...
Niemand sollte glauben, dass der damalige Bürgerentscheid den realen Bürgerwillen widerspiegelt, da er ja ohne Kenntnis des zentralen Fakts stattfand und ein weiterer Bürgerentscheid von der unter Korruptionsverdacht stehenden CDU verhindert wurde. Mal abgesehen von den damals fehlenden Alternativen fürs Verkehrsproblem.
An "Dresdener": Glaubst Du wirklich, die UNESCO-Kommission hätte ohne das angebliche "Frühstück von Blobel und Bandarin" die Zerstörung des Elbtales nicht mitbekommen? Und die falschen Angaben in den Bewerbungsunterlagen sprechen auch nicht gerade für die Dresdener Stadtverwaltung. Aber egal, das spielt ja nun keine Rolle mehr.Das eigentliche Problem ist wohl die extrem tiefe Spaltung der Dresdener Bürgerschaft mit Ihren unversöhnlichen Gegensätzen, die sich auch an vielen anderen Beispielen ablesen lässt, z.B. Innenstadtbebauung, Kesselsdorfer Boulevard, Königsbrücker Landstrasse, 13.Februar u.s.w. Offensichtlich wird diese durch die konservativen Kräfte in der CDU-Landesregierung, der Stadtverwaltung und vor allem durch unsere OB Orosz immmer weiter vorangetrieben. Gerade Orosz hat in letzter Zeit durch viele Auftritte gezeigt, daß sie nich willens oder nicht fähig ist, zu moderieren um Kompromisse zu finden. Die Versuche, jetzt doch noch den Titel irgendwie zu retten, sind irgendwie schon lächerlich. Gelegenheiten dafür gab es vorher genug, allein was fehlte, war der politische Wille, schliesslich gehört sie ja der sächsischen CDU an. Dieser Fraktion ist der Titel wohl ein Dorn im Auge, wer weiß, was noch alles an den Elbhängen gebaut werden soll. Lobbyarbeit wird dafür schon betrieben und der sächsische Denkmal- und Naturschutz ist ja kein wirkliches Hindernis. Nun, wir werden sehen, was uns diese Brücke noch alles bringt.
Richtig, wir Dresdner dürfen nie vergessen, wer uns in diese Lage gebracht hat, eine beschämende Intrige eines Herrn Blobel, beim Frühstück mit Herrn Bandarin. Die Brücke war längst geplant, der Wettbewerb zur Auswahl schon 1997, Dresden mit der Brücke zum Weltkulturerbe erklärt.
Zum Bürgerentscheid gab es von der Stadt ein Informationsbuch mit gleichem Platz für die Gegner und Befürworter der Brücke, welches alle Dresdner erhalten haben.
Wer jetzt von SED und unmündigen Bürgern etc. redet, hat nur seine damalige Niederlage in einem demokratischen Bürgerentscheid nicht verwinden können (komischerweise sind das meistens die Truppenteile, die sonst immer nach mehr Bürgerbeteiligung rufen).
Und noch was, da der Tunnel ja viel teurer wäre, müsste doch die Baulobby jubilierend auf den Tunnelzug aufspringen, oder?
Lieber Michael Bartsch, wir Dresdner dürfen nie vergessen, wer Dresden in diese beschämende Lage gebracht hat: CDU, FDP, ADAC und alle diejenigen die deren Treiben zugestimmt haben indem man Ressentiments gegen diese internationalen Gremien schürt wie die "Demokraten" Vaatz, Wagner, MÜCKE, Biedenkopf, Milbradt, Tillich, de Maiziere und Orosz, die Dresden in einen geistigen Isolationismus treibt.
Vielen Dank Michael Bartsch für diesen Artikel, denn
Demokratie funktioniert nur mit mündigen Bürgern, die Volksabstimmung zum Brückenbau war ungefähr so demokratisch wie der Rest der Deutschen "Demokratischen" Republik, auf deren ehemaligen Gebiet sie stattfand. Wenn mutmaßlich von der Baulobby finanzierte mutmaßliche SED-Kader im guten alten Betriebskampfgruppen-Jargon gegen die Brückenbau-Gegner hetzen und die Öffentlichkeit mit Falschinformation täuschen, dann braucht es mündige Bürger, die in der Lage sind, sich selbstständig zu informieren und nicht auf den hereinfallen, der am schrillsten pöbelt.Solche Bürger gab es offenbar nicht genügend in Dresden, und jetzt bekommt eben jeder, was er sich verdient hat: die Baulobby ihre 200 Mio. aus der Steuerkasse, und die Dresdner die Aberkennung des Weltkulturerbe-Titels und eine tolle Brücke, auf der sie den ganzen Tag stolz hin und her fahren können. Hoffentlich hat sich in ein paar Jahren soviel Kultur in Dresden gebildet, dass die Brücke wieder abgerissen wird. Aber dann bitte nicht von den gleichen Firmen, die heute am Bau beteiligt sind, und finanziert werden sollte der Abriss durch die Enteignung derjenigen, die jetzt den Bau durchgesetzt haben!
Was für eine Partei wollen die Grünen in Zukunft sein? Der Rücktritt der beiden Vorsitzenden hat Diskussionen ausgelöst. Eine Analyse.
Kommentar Dresden Weltkulturerbe: Monument alten Denkens
Die Waldschlösschenbrücke in Dresden demonstriert eindeutig das Primat von Materialismus und unbegrenztem Verkehrswachstum. Und wirft ein bezeichnendes Licht auf die vielgerühmte Kunststadt.
Der Dresdener Welterbe-Brücken-Eklat ist mehr als nur eine Provinzposse, die auf das Klima in der viel gerühmten Kunststadt ein bezeichnendes Licht wirft. Es geht um ästhetische, kulturelle und ökologische Werte einerseits und materielle Effizienzkriterien andererseits.
Die Waldschlösschenbrücke ist ein Monument alten Denkens, der Annahme unbegrenzten Verkehrswachstums. Für CDU und FDP ist sie zum Prestigeobjekt geworden, deshalb wollen beide Parteien keine Kompromisse zulassen. Und weil die Brücke ebenso eindeutig das Primat von Ökonomie und Materialismus demonstriert, stößt die Brücke umgekehrt auf die erbitterte Gegnerschaft der nachhaltigen Denker und der Welterbe-Romantiker.
Letztere haben sich immerhin zum Angebot eines Tunnelkompromisses bequemt. Wer ein solches Angebot ausschlägt, ist im Grunde der Schwache, Unsichere. Der CDU kann im Falle eines Titelverlustes für Dresden eigentlich niemand mehr glauben, eine wertkonservative Partei zu sein. Und den Dresdnern könnte man die werbewirksam behauptete Liebe zu ihrer Kulturstadt auch nicht mehr abnehmen. 57 Prozent der Einwohner der sich selbst gern verklärenden Stadt verzichten lieber auf den Welterbetitel und die Unversehrtheit der gelungenen Symbiose von Bau und Landschaft am Elbhang, wenn sie dafür einige fiktive Autominuten sparen.
Die Unesco-Entscheidung kommt aber auch einem Menetekel für die Bundesregierung gleich. Wohl behaupten einige Gutachten, die Welterbekonvention entfalte auch ohne ein Ratifizierungsgesetz juristische Bindewirkung für Länder und Kommunen. Mit einem solchen überfälligen Gesetz aber, das räumt sogar der ADAC ein, wäre es nie zu einem Bürgerentscheid, zum Baubeginn und zum jetzt drohenden Titelverlust und Imageschaden gekommen.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Michael Bartsch
Inlandskorrespondent
Seit 2001 Korrespondent in Dresden für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Geboren 1953 in Meiningen, Schulzeit in Erfurt, Studium Informationstechnik in Dresden. 1990 über die DDR-Bürgerbewegung Wechsel in den Journalismus, ab 1993 Freiberufler. Tätig für zahlreiche Printmedien und den Hörfunk, Moderationen, Broschüren, Bücher (Belletristik, Lyrik, politisches Buch „System Biedenkopf“). Im Nebenberuf Musiker.
Themen