Gymnasium geschlossen: Schweinegrippe an Berliner Schule
An einem Gymnasium erkranken acht Schüler am Grippevirus H1N1. Die Schule bleibt eine Woche geschlossen. Mediziner beruhigen: Es gebe keine erhöhte Epidemie-Gefahr.
In Berlin wird erstmals eine öffentliche Einrichtung wegen Schweinegrippe-Erkrankungen geschlossen. In dem Köpenicker Alexander-von-Humboldt-Gymnasium sind acht Fälle des H1N1-Virus entdeckt worden, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Sonntagnachmittag mit. Die Schule soll ab dem heutigen Montag für eine Woche "vorsorglich" geschlossen werden.
"Es handelt sich bei allen Betroffenen um Erkrankte mit leichten Symptomen", sagte Marie-Luise Dittmar, die Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit, der taz. Bereits am Freitag sei bei drei Austauschschülern aus Texas (USA) der Virus entdeckt worden. Danach wurde die Krankheit nach Abstrichen bei weiteren fünf Schülern gefunden. Alle Betroffenen besuchen die elfte Klasse. Die Austauschschüler waren seit drei Wochen in Deutschland. Sie wohnten in Köpenicker Gastfamilien und sollen sich erst während ihres Aufenthaltes angesteckt haben. Ihre Rückreise war eigentlich für den vergangenen Freitag vorgesehen.
Bisher sind laut Gesundheitsverwaltung 80 Proben von Schülern und Lehrern untersucht worden. "Mit weiteren positiven Befunden muss gerechnet werden", so Dittmar. Alle Erkrankten würden mit dem Medikament Tamiflu behandelt und stünden unter häuslicher Quarantäne.
Die Schließung des Gymnasiums wurde zusammen mit dem Schulleiter Wolfgang von Schwedler, den Gesundheitsbehörden und der Senatsverwaltung beschlossen. "Es ist eine Vorsorgemaßnahme, die in Berlin zum ersten Mal getroffen wird", so Dittmar. "Wir hoffen, dass dies die Ausnahme bleiben wird." Von Schwedler werde am Montagmorgen alle Schüler über die Krankheitsfälle und Vorsichtsmaßnahmen informieren. Auch sollen Hinweise über Möglichkeiten medizinischer Kontrolle und Vorsorge erfolgen.
Thomas Schneider, Grippeexperte an der Charité, begrüßte die Schließung: "Die Maßnahme ist gerechtfertigt, um die Infektionskette zu unterbrechen." Nun müsse das Kontaktumfeld der Erkrankten untersucht werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach müssten nur die Familienmitglieder und die engsten Bekannten der betroffenen Schüler behandelt werden, so Schneider. "Die Epidemie-Gefahr für Berlin bleibt weiterhin äußerst gering. Es besteht kein Grund, in Panik zu verfallen", so Schneider.
Auch die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Heidi Kosche, bezeichnete die Schulschließung als richtig. "Jetzt sollte in Ruhe nach den Ursachen gesucht werden", so Kosche. Es bestünde kein Grund zur Besorgnis, da Berlin gut auf die Schweinegrippe vorbereitet sei. Kosche forderte, dass die Gesundheitsverwaltung weiter "transparent und offen" über Infektionsfälle informiere.
In Berlin sind bisher 13 Personen an Schweinegrippe erkrankt, deutschlandweit sind es mehr als 400 Fälle. Die meisten Infektionen seien mild auskuriert worden, sagt Infektiologe Schneider.
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