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Kritik an Opferhaltung der AfroamerikanerObama fordert Selbstbefreiung

US-Präsident Obama kritisiert antiimperialistische Opferideologien in Afrika und den USA – und befeuert so die Bürgerrechtsdebatte.

"Niemand hat dein Schicksal vorgezeichnet. Du hast es selbst in der Hand" - Obamas Appell an die Afroamerikaner. Bild: ap

Man hatte schon beinahe vergessen, dass Barack Obama Afroamerikaner ist. Seit seinem Amtsantritt im Januar war Obama vor allem Staatsmann, er peitschte im Eiltempo Gesetze zur Konjunkturbelebung durch den Kongress, verhandelte mit den Spitzen der Autowirtschaft und der Finanzbranche, etablierte sich als Diplomat auf der Weltbühne und wirkte dabei so, als habe er nie etwas anderes getan.

Sein historischer Durchbruch, als erster schwarzer US-Amerikaner ins Weiße Haus eingezogen zu sein, geriet dabei beinahe in Vergessenheit. Die Hautfarbe des Präsidenten verschwand aus dem Bewusstsein, seine Qualitäten als Politiker drängten sich in den Vordergrund.

In der vergangenen Woche wurde Obamas Hautfarbe dann aber plötzlich wieder deutlich sichtbar. Da war zunächst sein Staatsbesuch in Ghana, bei dem er nicht vermeiden konnte, als Sohn und gleichzeitig als Stolz des afrikanischen Kontinents empfangen zu werden.

Und bei seiner Besichtigung des Camp Coast Castle, der Festung, von der aus die Vorfahren seiner Frau Michelle als Sklaven in die USA verschifft wurden, thematisierte er dies selbstverständlich auch. Dies sei der Ort, an dem die afroamerikanische Erfahrung ihren Ursprung habe, sagte er.

Der kurzen Ansprache auf der Festungsmauer war am Vormittag Obamas Rede an das ghanaische Parlament vorangegangen, die in Wirklichkeit eine Rede für den gesamten Kontinent war. Mit seiner zentralen, recht simplen Botschaft an Afrika hielt der gebürtige Halb-Kenianer Obama dabei nicht lange hinter dem Berg. Nach einführenden Höflichkeiten an die Gastgeber und einer förmlichen Proklamation afrikanisch-amerikanischer Partnerschaft sagte er klar und unmissverständlich: "Die Zukunft Afrikas liegt in der Hand der Afrikaner."

Damit wollte Obama mitnichten die koloniale Vergangenheit des Kontinents unter den Tisch kehren, sowie die Tatsache, dass sie die Wurzel für viele Übel ist, die Afrika plagen: "Sicher, eine koloniale Karte, die keinen Sinn macht, hat dazu beigetragen, Konflikte zu säen. Der Westen ist oft Afrika als Herrscher entgegengetreten oder hat Afrika einfach nur als Quelle von Rohstoffen missbraucht.

Aber der Westen ist nicht für die Zerstörung der Wirtschaft von Simbabwe verantwortlich und nicht dafür, dass Kinder als Soldaten in Kriege geschickt werden. Die Welt wird das sein, was ihr daraus macht", schloss er seine Ansprache, nicht jedoch ohne wenigstens ein ermunterndes "Yes You Can" hinterherzuschicken.

Nur wenige Tage danach hielt Obama in New York, ziemlich genau 14 Monate nach seiner allseits bejubelten Rede in Philadelphia, seine zweite Grundsatzansprache zum Thema der Minderheiten in den USA. Anlass war das 100. Jubiläum der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), der ältesten und mächtigsten Bürgerrechtsorganisation in den USA.

Die Botschaft hier war keine andere als die, die er vorher an die Nationen Afrikas gerichtet hatte. Wie die Afrikaner haben laut Obama die Schwarzen Amerikas aufgrund vergangenen Unrechts unbestrittenermaßen einen historischen Nachteil. Diesen Nachteil wird jedoch niemand für sie aus schlechtem Gewissen wettmachen. Sie müssen schon ihr Schicksal in ihre eigenen Hände nehmen. Yes You Can.

Noch während seines Wahlkampfs war Obama auf Distanz zur NAACP bedacht: Zu viel Nähe hätte ihn als traditionellen "schwarzen Kandidaten" gebrandmarkt, ein Stigma, das die Obama-Kampagne unter allen Umständen zu vermeiden suchte. Der Grund, der Obama dazu bewogen hat, sich genau jetzt wieder in die Debatte um Herkunft und Diskriminierung einzuklinken, ist indes eine spürbare Unruhe, die sich nach dem ersten halben Jahr seiner Amtszeit im schwarzen Amerika breitmacht.

Während der Wahl 2008 sagten 38 Prozent der Afroamerikaner, dass sie die Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß im Land für ein gravierendes Problem hielten. In einer Umfrage im Juni 2009 hielten 55 Prozent dieses Verhältnis für schwierig. Der schwarze Justizminister Eric Holder war seinem Präsidenten schon im Februar in den Rücken gefallen, indem er dessen Gleichheitsutopie ein äußerst trübes Bild des aktuellen Amerikas entgegenstellte. Die USA seien ein Land von Feiglingen, das sich vor einer echten Auseinandersetzungen mit seinem Rassismus drücke und stattdessen in einer "freiwilligen Apartheid" verharre.

Es war also eine wachsende Ernüchterung, die Obama dazu bewog, sich in den vergangenen Wochen geballt zum Thema zu Wort zu melden. Seine Botschaft diente allerdings nicht eben dazu, die Unzufriedenen und Ungeduldigen in der schwarzen Community zu beschwichtigen. Es war die uramerikanische Botschaft des Glaubens an die Kraft des Individuums, sich aus seinen Umständen zu befreien und neu zu erschaffen, jene Ideologie der "Self Reliance", für deren Gültigkeit Obama immer wieder seine eigene Biografie ins Feld führt.

Zunächst einmal dämpfte Obama in New York die Erwartungen einer postrassistischen Utopie in den USA. Diskriminierung und Vorurteile seien unverändert eine Realität, auch wenn es auf diesem Gebiet große Fortschritte zu verzeichnen gebe. Das größere Hindernis für wahrhafte Gleichberechtigung, so Obama, seien jedoch die strukturellen Ungleichheiten, die Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte der Diskriminierung hinterlassen hätten.

Aus dieser Hinterlassenschaft könnten die nationalen Minderheiten sich jedoch nur selbst befreien, so wie auch der afrikanische Kontinent nur selbst seine Zukunft in der Hand habe. Die Tatsache, dass Armut und Arbeitslosigkeit, Teenager-Schwangerschaften, Drogenabhängigkeit und Kriminalität in schwarzen Communitys ungebrochen überproportional hoch seien, habe sicher ihre Ursachen in den Ungerechtigkeiten der Vergangenheit. Man dürfe jedoch nicht darauf warten, dass irgendjemand komme und die Afroamerikaner aus ihrem Übel erlöse. Das müssten sie selbst tun.

Schon in seiner Rede zum Thema im vergangenen Jahr in Philadelphia hatte Obama gesagt, das schwarze Amerika müsse volle Gleichberechtigung fordern, aber gleichzeitig volle Verantwortung für seine Zukunft übernehmen. Vor der NAACP wurde er jetzt noch deutlicher: "Das destruktivste Erbe der Diskriminierung ist die Art, wie wir ein Bewusstsein unserer Begrenzung internalisiert haben; wie so viele in unserer Gemeinschaft so wenig von sich selbst erwarten.

Sicher, wenn du in einer armen Gegend aufwächst, musst du größere Hürden überwinden, als wenn du in einem reichen Vorort aufwächst. Aber es ist kein Grund, schlechte Noten zu bekommen, es ist kein Grund, die Schule zu schwänzen oder sie ganz abzubrechen. Niemand hat dein Schicksal vorgezeichnet, du hast es selbst in der Hand."

Die Rede formulierte Obamas Position in der Frage der Gleichberechtigung deutlich. Er berief sich explizit auf den Mitbegründer der NAACP W.E.B. DuBois, einen schwarzen Pädagogen, der wie Obama daran glaubte, für Minderheiten innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft vollständige Gleichberechtigung zu schaffen und eine Teilhabe am American Dream zu ermöglichen, anstatt sich anklagend gegen sie zu stellen.

Was sich für Obama 100 Jahre nach DuBois jedoch verschoben hat, ist, dass mittlerweile das Haupthindernis für das Fortkommen der Schwarzen in den USA sie selbst sind, ihre internalisierte Opferhaltung.

Diese Ansicht provoziert freilich die alte Garde der Bürgerrechtsbewegung. Männern aus der Martin-Luther-King-Generation wie Jesse Jackson fällt es schwer, die Verantwortung für die Situation der Schwarzen nicht mehr der weißen Mehrheit zuzuschieben und zu glauben, dass die Schranken mittlerweile vorwiegend im eigenen Kopf säßen. Deshalb rutschte es Jackson auch vor laufenden Kameras heraus, er wolle Obama "die Eier abschneiden", nachdem dieser am Vatertag 2008 afroamerikanische Männer dazu ermahnt hatte, verantwortungsvollere Familienväter zu sein.

Jackson empfand es als hochmütig von Obama, als jemand, der nicht von Sklaven abstammt, schwarze Männer zu belehren. Aber es ist nicht nur die Frage, ob Obama "schwarz genug" ist, um sich zum Sprecher der Black Americans aufzuschwingen, die den zornigen alten Männern der Bürgerrechtsbewegung Unbehagen bereitet.

Es ist auch die Frage, ob Obamas Botschaft, man müsse sich nur selbst aus seinem Sumpf ziehen, letztlich konservativ sei. "Das einzig Radikale an Obama", hat der schwarze Intellektuelle Henry Louis Gates gesagt, "ist seine Hautfarbe." Obama hält dem entgegen, dass die Veränderungen, die jetzt anstehen, vielleicht nicht so dramatisch sind wie die Befreiungskämpfe des vergangenen Jahrhunderts, aber letztlich bedeutsamer. Und vor allem, dass Zorn kein Vehikel des Wandels mehr ist. Im Gegenteil - im 21. Jahrhundert ist er ein Garant des Stillstands.

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12 Kommentare

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  • Q
    qwe

    ich kanns ja kaum glauben...

     

    natürlich sind WIR daran schuld wenn in afrika kindersoldaten kämofen müssen!!

     

    wer unterstützt denn verschiedene warlords und radikale gruppen um die lage dort möglichst unstabil zu halten und möglichst billig an die rohstoffe ranzukommen?? UNSERE INDUSTRIE!!!

    klar könnten die dort ihr schiksal selbst in die hand nehmen... allerdings sind es dann terroristen und werden abgeschossen, wie man an somalia sieht!!

  • CD
    Christian D.

    @schnipp-schnapp:

     

    Genau, alles Opfer, die verharren sollen und auf den Märchprinzen warten, der nie kommen wird.

     

    Ist natürlich auch ein Art von Identität, die Opferidentität, und lässt sicht gut vor sich her tragen. Welcher Opfergruppe, der geholfen muss, gehörden sie an?

  • A
    Asterix

    Wer würde von einem Ertrinkenden verlangen, sich selber zu retten?

     

    Wer würde von einem Krebsopfer verlangen, sich selber zu heilen?

     

    Wieviel Hilfe kann ein Mensch sich selber zukommen lassen?

     

    Sicherlich kann man sich selber Hilfe zukommen lassen, allerdings nur in Maßen. Genauso wie ein Ertrinkender oder ein Krebspatient sich nicht allein selber retten können, können sich auch andere Opfergruppen nicht vollständig alleine retten.

     

    Die Forderung, selber aktiv zu werden, ist sicherlich legitim, lenkt aber meistens von den Defiziten derjenigen ab, die diese Forderung aufstellen.

    In den USA wäre dazu festzustellen: die Diskriminierung Farbiger ist immernoch gegeben und Klagen vor Gericht sind schlicht zu teuer UND zu ineffektiv, als dass sich dies viele leisten könnten.

     

    Diese ganze "Helft-Euch-Selber"-Nummer erinnert mich an den ehemaligen amerikanischen Botschafter in Deutschland, William Timken. Selbiger samt Ehefrau hatten vielen Schülern aus Problemvierteln vorgehalten, sich nicht selber aktiv um eine Verbesserung ihrer Lage zu kümmern. Viele dieser Schüler hatten einen Migrationshintergrund und schlechte Deutschkenntnisse. Im Ergebnis haben die Schüler dann (ich glaube mit Unterstützung des Botschafters) T-Shirts bemalt und Kuchenverkäufte etc. veranstaltet, um Geld zu sammeln.

    Tatsache ist aber, dass Schüler, vor allem mit Migratioshintergrund, das gesetzlich verbriefte Recht auf zusätzlichen Sprachunterricht Deutsch haben, um die Sprachdefizite auszugleichen.

    Hätten Timken und Co. einfach nur einen Rechtsanwalt eingesetzt, der ein paar Briefe und eine Klagedrohung ans Ministerium geschickt hätte, ginge es diesen Schülern in ihrer Schulkarriere heutzutage vermutlich besser.

     

    Ironischerweise hat Timken selber gesagt, dass er nicht vorhat, Deutsch zu lernen. Das muss man sich mal vorstellen: US-Botschafter in Deutschland spricht kein einziges Wort Deutsch. Er ist übrigens der Sproß einer stinkreichen Industriellen-Familie.

     

    Die Amis glauben ständig, dass man alles nur selber erreichen kann und muss und dass man an die Gesellschaft keine Forderungen stellen darf.

    Selbst die Abkömmlinge stinkreicher Eltern, die alle Elite-Schulen in den USA besucht haben, glauben ernsthaft, sie hätten das alles aus eigener Kraft geschafft und die Position und das Geld ihrer Eltern hätten keine Rolle gespielt.

     

    Wie erfolgreich das ist, sieht man am US-Bildungssystem: die sind noch WESENTLICH schlechter im Pisa-Ranking (Platz 29) als Deutschland (ca. Platz 16)

  • BM
    Benjamin Metz

    Alles scheint wahr wenn man es richtig formuliert. Obama spricht viel Wahres aus wenn er gegen eine Kultur des Nachtragens, der vererbten Schuld spricht. Dennoch gibt es gewissen Vorraussetzungen für Menschen, die eine vernichtende Kolonialpolitik definitiv geprägt hat. Ein geschlagenes Kind kennt nunmal nicht viel anderes, als Hilflosigkeit durch Gewalt zu formulieren – und viele verdienen heute noch an dieser Gewalt. Der Schlüssel dies zu ändern liegt in Bildung durch Vorbild. Vllt, Mr. President, fangen sie zuerst an ihr Gebäude auszumisten!

  • K
    Krause

    @Schnipp-Schnipp

     

    "Der übliche opportunistisch, reaktionäre Standpunkt, dass die Opfer von Diskriminierung selber die Schuldigen seien"

     

    Zwei Gegenbeispiele: Die Juden in Europa wurden übel diskriminiert und waren trotzdem erfolgreicher als ihre christlischen Mitbürger. Gleiches gilt für die Christen in muslimischen Ländern, die dort schlimmster Diskriminierung ausgesetzt sind.

  • M
    Martin

    @schnipp-schnapp

    Die Taz gibt in diesem Artikel eine Rede wieder - ohne Wertung. Demnach ergreift sie gar keine Partei, sondern informiert lediglich. Wenn müssen Sie Ihren Vorwurf gegen Obama richten.

     

    Aus genau der Neutralität des Artikels hat er mir gefallen.

     

    Zu dem Thema fällt mir nur immer American History X ein - insb. zu dem Thema Zorn.

  • Y
    Yadgar

    Wieso "reaktionär"? Im Text der "Internationalen" heißt es in der zweiten Strophe u. a.:

    "Befrei'n kann uns kein höh'res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun,

    uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!"

     

    An die Arbeit, Leute!

  • S
    sensemann

    Ja.

    Ringen wir uns doch bitte gleich zu einem "Sowohl-als auch" durch, bevor das hier noch 20 Kommentare so weitergeht.

    Natürlich sind die überwiegend hellhäutigen Privilegierten auch an der Unterprivilegiertheit der überwiegend dunkelhäutigen Armen verantwortlich.

    Andererseits rutscht man als Unterprivilegierter sehr leicht in eine Opferrolle, die das Ganze noch verstärkt.

     

    Ich persönlich habe das auch so verstanden, dass Obama das so gemeint hat.

    Es hört halt jeder das was er will, das macht wohl einen guten Politiker aus.

     

     

    schönen Tag noch.

  • O
    Olabama

    das ist schon lustig, wie es in letzter zeit opportun geworden ist, "Schwarz-Weiß"-denken jenen anzulasten, die von dieser Dichotomie nach wie vor benachteiligt sind oder diesen zur Seite stehen.

    Auch Obamas Standpunkt ist doppelmoralisch. Die eigentlich progressive Forderung, dass die Opfer eines strukturellen Gewaltverhältnisses sich selbst ermächtigen sollen (Es rettet uns kein höh'res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun), wird von ihm ins Reaktionäre verkehrt: statt kollektiver Selbstermächtigung bleibt dann nur individuelle Assimilation. So verwundert es auch nicht, dass im Artikel plötzlich "zornige alte Männer" erscheinen, die sich selbst als Opfer stilisierten. Im Gegenteil: Sie nehmen ihre Unterdrückung zur Kenntnis, erkennen sich als OBJEKT dieser Unterdrückung, um die Unterdrückung in einem zweiten Schritt zu überwinden, indem sie also handelnd, aktiv und SUBJEKT werden. Der Vorwurf Obamas, die Schwarzen Amerikaner bzw. die Afrikaner ruhten sich in einer passiven Opferhaltung aus, richtet sich nicht eigentlich gegen Passivität, sondern gegen die Verweigerung an einem ganz bestimmten Spiel: dem des amerikanischen Traums. Wie sehr diesem Spiel immer noch ein strukturelles Machtverhältnis zugrunde liegt, das sowohl die Unterentwicklung der meisten afrikanischen Länder als auch die Unterdrückung von großen Bevölkerungsteilen in den Metropolen zur Voraussetzung hat, scheint Obama über seine eigene Biografie zu vergessen.

     

    Meiner Vorredner_in muss ich darin recht geben, dass was unterdrückt ist, nicht automatisch progressiv ist. Das allerdings interessiert nur aus einer linken Perspektive. Denn sobald dieses Argument angeführt wird, um die Unterdrückung und Bevormundung weiterhin mir nichts, dir nichts fortzusetzen, wird es zur bloßen legitimatorischen Maske der Macht, die dahinter steht: dem Status Quo.

  • O
    odin

    Natürlich tritt der US-Präsident für US-Wertvorstellungen ein. Und dass man sich selbst helfen muss, bevor andere (auch soziale Einrichtungen) das tun, ist ja auch bei uns eine vernachlässigte Haltung oder? Wer jetzt schon Obama verurteilt, übersieht, dass er kaum Chancen hat, sie aber nutzt. Das ist gut, auch für uns Deutsche und Europäer, denn wie heisst es? Was in den USA heute passiert, kommt bei uns auch bald in Mode.

  • S
    schlegel

    Und nun wieder die üblichen schwarz-weiß Kommentare, dass immer die anderen an dem Elend schuld sind.

    Obama hat Recht: die Welt ist nicht schwarz-weiß und einen einzigen Sculdigen gibt es auch nicht. Und in den Ghettos in den USA bis nach Palästina leben auch nicht nur Opfer.

  • S
    schnipp-schnapp

    Der übliche opportunistisch, reaktionäre Standpunkt, dass die Opfer von Diskriminierung selber die Schuldigen seien.

    Die in der taz übliche Solidarität mit den Weissen und den Mächtigen - von den Ghettos in den USA bis hin zu dem Ghettos in Palästina.

     

    Peinlich.