„Es geht nur um Gewinne“

Karoviertel-Mieter protestieren gegen Erhöhungen

■ 54, wohnt im Karoviertel und ist im Vorstand der MieterInnengenossenschaft, die für selbstverwaltete Wohnungen kämpft.

taz: Herr Rauch, Sie wohnen im Karolinenviertel. Was passiert, wenn die Stadt Ihre Wohnung an die Wohnungsgesellschaft Saga verkauft?

Christoph Rauch: Meine Miete wird in den nächsten zehn Jahren um die Hälfte teurer und so geht es den meisten Bewohnern des Karoviertels. Die Saga richtet ihre Preise am Mietspiegel aus, für Altbauten wie hier werden über 9 Euro pro Quadratmeter erwartet.

Wie viele Menschen betrifft das?

Insgesamt rund 2.000 Personen, die in den gut 900 Wohnungen leben. Ich schätze, dass etwa 40 Prozent von ihnen sich diese Erhöhung nicht leisten können. Hier leben seit Jahrzehnten zahlreiche Migranten und Geringverdienende. Das Signal der Stadt ist: Die haben hier nichts mehr zu suchen.

Sie sitzen im Vorstand einer Genossenschaft, die die Wohnungen für 50 Millionen Euro kaufen wollte, um die Mietpreise zu halten.

Die Saga zahlt 100 Millionen für die Häuser. Dieses Geld soll sie über die Mieten wieder reinholen und damit an die Stadt zurückspielen. Dabei müsste das Ziel der Politik sein, günstigen Wohnraum zu erhalten. Warum also dieser hohe Preis? Die günstigen Wohnungen im Karolinenviertel werden für immer vom Markt verschwinden, obwohl die heutigen Mieten kostendeckend sind. Und wohin sollen die Leute umziehen?

Steht das auf der Unterschriftenliste, die sie am Montag zum Rathaus bringen?

Die Unterschriften möchten vor allem auf die soziale Schieflage hinweisen. Der Kaufvertrag hat zudem Mängel. Er erlaubt etwa, dass bei Neuvermietungen die Preise von heute auf morgen in die Höhe schießen. Wir wollen zeigen, dass die Abgeordneten für die Konsequenzen verantwortlich sind, die auf die Menschen zukommen.  INTERVIEW: KLU

Unterschriftenübergabe: 16.30 Uhr, Eingangshalle des Rathauses