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: Unerlaubter Griff in den Geldbeutel

Sonderlich und absurd ist zum Teil der Umgang mit der Vogelgrippe. Zuerst versetzen Gesundheitspolitiker und Epidemiologen die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken, nutzen so gut wie jede Gelegenheit, publikumswirksam zu verkünden, es sei zu Sicherheit aller angebracht sich unverzüglich gegen Grippe impfen zu lassen. Egal ob jung oder alt, es hilft schließlich der Entstehung von neuen auch für den Menschen gefährlichen Vogelgrippe-Viren entgegenzuwirken.

Jahrelang stießen die Kampagnen für eine Grippeimpfung auf taube Ohren. Erst die immer näher rückende Vogelgrippe änderte diese Situation. Plötzlich wollte jeder mit einem Pieks gegen das Influenzavirus geschützt werden. Die Folgen: Der Impfstoff ging zur Neige, noch bevor überhaupt einen Grippewelle in Sicht war. Selbst für die Risikopersonen war plötzlich kein Impfstoff mehr da. Die Gesundheitspolitiker mussten zurückrudern: Nur noch Risikopersonen, Kinder, Alte und Schwache, sollten sich jetzt impfen lassen.

Dass unsere Welt tatsächlich noch weitaus grotesker ist, offenbart jedoch erst eine gestern von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen veröffentlichte Umfrage. Sie erkundigten sich bei 259 gesetzlichen Krankenkassen, ob sie denn überhaupt die Kosten für die Grippeimpfung übernehmen. Das Ergebnis – man mag es kaum glauben: Über 50 Kassen verweigern die Zahlung. Und über die Hälfte der befragten Kassen verlangen dazu noch die 10 Euro Praxisgebühr – obwohl das nicht sein darf.

WOLFGANG LÖHR