EU denkt über neue Umweltauflagen nach: Grenzwerte für Kleinlaster
In Brüssel kämpft EU-Kommissar Dimas für mehr Umweltauflagen im Straßenverkehr. Er will CO2-Grenzwerte für Kleinlaster einführen und bei Missachtung Strafen verhängen.
BERLIN taz | Die Autolobby bekommt wieder Arbeit. Denn EU-Umweltkommissar Stavros Dimas denkt nun auch über CO2-Grenzwerte für Kleinlaster nach. Im September soll ein entsprechender Entwurf der EU-Kommission vorgelegt werden. Nach Medienberichten will Dimas den CO2-Ausstoß bei Kleinlastern ab 2013 auf durchschnittlich 175 Gramm CO2 pro Kilometer begrenzen. Werden die Werte nicht eingehalten, sollen Strafen in noch unbekannter Höhe verhängt werden.
Die Schadstoffbegrenzung im Verkehr ist Teil der europäischen Klimaziele. Derzeit werden in Europa rund ein Fünftel der Treibhausgase durch den Transport verursacht.
Schon kurz nach der Einigung des Ministerrats mit dem EU-Parlament im Januar über die CO2-Grenzwerte für Pkw war der Umweltkommissar mit der Idee an die Öffentlichkeit gegangen, auch Kleinlaster mit Grenzwerten zu bedenken.
Damals hieß es, der Umweltkommissar wolle bei Kleinwagen ab 2012 im Schnitt nur noch 175 Gramm CO2 pro Kilometer zulassen. Nun sollen die Grenzwerte erst ein Jahr später gelten.
Damals ging der Vorschlag im Krisengejammer der Automobilindustrie unter. Und es dürfte der EU-Kommission auch diesmal schwer fallen, sich dagegen durchzusetzen. Der europäische Automobilverband ACEA reagierte jedenfalls mit klarer Ablehnung. Die Kleintransporter seien das "Rückgrat" der europäischen Automobilbranche, betont der Verband immer wieder.
"Die Autoindustrie ist eine der aggressivsten und mächtigsten Lobbys in Europa", sagt Klimaexperte Curtis Dudley von der europäischen Nichtregierungsorganisation T&E (Transport and Environment). Darum werde es einen "großen Kampf" geben". Doch Dudley ist optimistisch: "Nachdem die Technik für Pkw bereits entwickelt wurde, ist es jetzt an der Zeit, auch Kleintransporter einzubeziehen."
Schon bei der Durchsetzung der Pkw-Grenzwerte musste die Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission Federn lassen. Letztlich wurde im Dezember eine - maßgeblich von der deutschen Regierung - verwässerte Verordnung angenommen. Der Grenzwert von 120 Gramm CO2 für Neuwagen wird ab 2012 stufenweise eingeführt. Für die gesamte Flotte gilt er erst ab 2015.
Leser*innenkommentare
Michael
Gast
Über den Komentar von J. Eckhardt möchte ich auf das Problem hinweisen, dass Kleinlastwagen i. A. von Hirnamputierten gelenkt werden. Dies anzugehen wäre mir in diesem Fall wichtiger als irgendwelche CO2-Werte.
J. Eckhardt
Gast
Schlauer wäre es vielleicht, zunächst mal über die Uralt-Verordnung zu den Bremsanlagen bei den Kleinlastern nachzudenken. Diese stammt aus dem Jahr 1976. Die danach zulässigen Bremsen in den Fahrzeugen sind aber nachgewiesenermaßen nicht in der Lage, die Fahrzeuge innerhalb nützlicher Strecke zum Stillstand zu bringen, jedenfalls, wenn die Wagen voll beladen sind. Was ja vielfach der Fall ist. Hierfür werden die Fahrzeuge ja benötigt. Z.B. zum Transport von Zeitungen/Zeitschriften. Es gibt Versuchsreichen, die belegen, dass der Bremsweg in diesem Zustand unverantwortlich ist. Teilweise fangen die Bremsen sogar Feuer und verlieren hierdurch gänzlich ihre Wirkung. Ich habe mir angewöhnt, schnell nach rechts zu fahren und den Kleinlaster hinter mir durch zu lassen, weil ich ihn nicht im Kofferraum (oder weiter vorne) stehen haben möchte, wenn's hart auf hart kommt.
Was nützt mir also eine Abgasverringerung bei diesen Fahrzeugen, wenn sie ansonsten tödliche Bedrohungen darstellen???