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Berliner Obdachloser über "Assis""Ich bin der Fußabtreter für alle"

Alfit H. Tomela lebt auf der Straße. Seit vier Jahren. Einst hat er Jura studiert. Doch landete er auf Heroin, dealte und saß im Knast. Heute ist er der Mann mit den vielen Tüten und den meisten Hausverboten.

"Ich war mal ein hübscher Kerl": Alfit H. Tomela. Bild: bernd hartung
Interview von P. Plarre und B. Hartung

taz: Herr Tomela, wie würden Sie Ihre Lebenslage bezeichnen?

Alfit H. Tomela: OfW. So heißt das doch in der Fachsprache. Ohne festen Wohnsitz. Ich hab einen Pass ohne Adresse. Ich bin ein Assi. Da lege ich Wert drauf.

Was ist denn für Sie ein Assi?

Assis sind fit. Penner sind faul. Wie das Wort sagt. Außerhalb der Gemeinschaft stehend. Ich habe mit dem Pack nichts zu tun.

Wollen Sie mit der Gesellschaft nichts zu tun haben, oder werden Sie ausgegrenzt?

Ich finde keine Übereinstimmung. Das wird mir am laufenden Band gezeigt.

Seit wann leben Sie eigentlich auf der Straße?

ALFIT H. TOMELA

Alfit H. Tomela ist ein Pseudonym. Sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt. Tomela kommt fast täglich in die taz, um sich eine Zeitung zu holen. Er lebt auf der Straße. Von 2003 bis 2005 verbüßte er in Tegel eine Freiheitsstrafe wegen Heroinhandels. Dort hat er in der Theatergruppe Aufbruch mitgespielt.

Tomela sagt, er sei der Mann mit den meisten Hausverboten in Berlin. Wegen Hausfriedensbruch in zig Fällen ist er vorbestraft: ein Jahr auf zwei Jahre Bewährung. Nun droht ein neuer Prozess: Wegen einer Sammelanklage von über 20 Anzeigen wegen Hausfriedensbruch muss er vor den Richter.

Es geht ums Ganze: Der zuständige Amtsrichter hat ihn aufgefordert, sich auf seine Schuldfähigkeit hin begutachten zu lassen. Tomela droht die Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus.

Tomela ist 49 Jahre alt. Er ist in Gelsenkirchen geboren und bis heute Schalke-Fan. Seit 1978 lebt er in Berlin. Die Zentrale Studienplatzvergabestelle habe ihn hierher verwiesen. Er hat in Gelsenkirchen Abitur gemacht, Durchschnitt 2,0, und sei ein richtig guter Schüler gewesen. "Mein bestes Fach war Latein." An der Freien Universität hat er begonnen, Jura zu studieren. Seit mehr als 25 Jahren ist er drogenabhängig.

Silberpappel ist seine ständige Begleiterin. Die beiden haben kein Liebesverhältnis. Die 70 Jahre alte Frau hat er wegen ihrer weißen Haare Silberpappel genannt.

Seit ich im Herbst 2005 aus Tegel entlassen wurde. Vorher hatte ich eine Komplizin, bei der ich gewohnt habe. Wir haben zusammen Heroin verkauft. Deshalb hab ich drei Jahre in Tegel gesessen.

Und wer waren Ihre Abnehmer?

Zum Schluss die Junkiemädchen auf der Kurfürstenstraße.

Wo schlafen Sie denn?

Jeden Abend woanders. Im Sommer draußen, im Winter drin. Im Vorraum der Sparkasse oder der Volksbank.

Im Schlafsack?

Wozu denn? Ich bin doch immer breit.

Nehmen Sie eigentlich nur Drogen oder Trinken Sie auch?

Ich bin kein Trinker. Ich bin ein Junkie. Bier trinke ich nur nebenbei. Ich bin ziemlich hoch mit Polamidon substituiert. Jeden Morgen hole ich mir meine Ration bei meinem Arzt im Wedding ab.

Wie lange sind Sie schon drogenabhängig?

Seit über 25 Jahren - plus/minus. Heroin ist der beste Liebesersatz. Meine Sternliebste war mir weggelaufen. Das schönste Mädchen der Milchstraße. Ich war mal ein hübscher Bubi. Ich habe schon als Student angefangen zu junken. Ich habe 40 Semester Jura studiert und bin zweimal durchs Staatsexamen gefallen.

Woran sind Sie gescheitert?

Ich habe die Logik nicht verstanden.

Wie bitte? Die Logik?

Die Rechtswissenschaft hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Ich bin Wassermann und habe das Gefühl eines Königs. Ich bin nicht so abgebrüht, die Gerechtigkeit zu beugen. Das Problem ist, dass ich ständig drangsaliert werde von diesen faschistoiden Lümmels. Dass ich ständig Strafanzeigen bekomme. Ich bin in Berlin der Mann mit den meisten Hausverboten.

In welche Häuser dürfen Sie denn nicht mehr rein?

In jedem Discountladen von der Friedrichstraße bis zum Frankfurter Tor. Das Einzige, was ich kaufen will, ist Billigbier. Halt. Bei Getränke Hoffmann krieg ich noch was. Im Wedding habe ich auch Hausverbot. Von Netto vor der S-Bahn-Station Wedding bis hinunter zur Seestraße.

Und warum lässt man Sie dort nicht einkaufen?

Weil ich ein Untermensch bin.

Sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen?

Ich verhalte mich absolut korrekt. Ich stecke immer eine Münze in die Karre, wenn ich einkaufen gehe. Im Einkaufscenter sagen sie: Lassen Sie ihr Gepäck auf der Straße.

Woraus besteht Ihr Gepäck?

Normalerweise habe ich 20 bis 25 Kilo dabei. In Tüten und Taschen. Das sind hauptsächlich Bücher und Zeitungen.

Ihr Gepäck in Tüten sieht aber auch nicht wirklich sehr ansprechend aus.

Ja und!? Das kann ich nicht verstehen. Ich gucke auch nicht, was andere Leute in ihrer Karre haben.

Wenn Sie gucken würden, würden Sie Milch, Fleisch und Gemüse sehen.

Was kann ich denn dafür, dass der Regen in meine Tüten reinkriecht? Ich habe schon alles einzeln verpackt. Wovor haben die Leute Angst?

Vielleicht weil Sie nicht sehr gepflegt wirken.

Deshalb muss man mich aus dem Supermarkt eliminieren? Wen geht es was an, dass ich dreckige Pfoten habe? Ich bin kein Arzt. Ich bezahle die Waren.

Ich suche nach Gründen, warum man Sie kein Bier kaufen lässt. Vielleicht torkeln Sie und haben eine Fahne?

Ich sagte doch schon: Ich bin nie betrunken. Ich humple ein bisschen, weil ich unterschiedlich lange Beine habe. Stellen Sie sich doch morgens mal an die Zeitungsläden in der U-Bahn. Da kann man sehen, wie viele Leute sich einen Flachmann holen.

Sie haben sich in den Läden nie danebenbenommen?

Nein. Gar nicht. Ich bin der Fußabtreter für alle. Verkäuferinnen. Wachschutz. Polizei. In den OsramHöfen im Wedding gibt es drei Zeitungsläden, wo man gekühltes Bier kaufen kann. In zwei komme ich nicht mal rein. Nichts geklaut. Nichts kaputt gemacht. Nicht die Fresse aufgerissen. Bei Migranten darf man keine große Klappe haben. Dann kommen Bruder, Cousin, Onkel; dann gibts richtig. Einen Mufti am Arsch, haste alle am Arsch.

Gebürtige Deutsche erleben Sie als netter?

Auch nicht. Was denken die Leute denn über Junkies? Was denken die Leute im Café über einen, dem ständig der Kopf auf den Tisch sackt? Das Verhalten der Berliner mit orientalischer Seele erkläre ich mir so: Auf den Migranten hacken doch auch alle rum. 80 Prozent der Deutschen denken: Mufti, Ölauge. Und die böseren: Kanake. Dann kommt so ein Dreckspatz wie ich mit seinen Tüten. Da denken die Orientalen, der ist Deutscher, an dem kühlen wir mal unser Mütchen.

Wie möchten Sie denn behandelt werden?

Ganz normal. "Guten Tag." "Auf Wiedersehen." Es geht um Höflichkeit und Anstand. Auch in dem Zwielicht, in dem ich mich bewege, ist das das Letzte, was ich vergessen wollte. Und mein Geld stinkt auch nicht.

Haben Sie überhaupt Geld?

Natürlich. Ich bekomme die Grundsicherung, bar im Rathaus ausgezahlt. Mich will keiner haben. Die Hartz-IVler wollen mich nicht und die Rente will mich auch nicht.

Sie sind viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Haben Sie dafür einen Fahrschein?

Muss ich ja wohl haben, mit dem vielen Gepäck. Ich werde ja ständig nach dem Fahrschein gefragt. Auch als Einziger. Diese Security-Typen sind die Allerschlimmsten. Die haben auch die Segnungen der Handyfotografie. Ich komme manchmal in Läden, wo ich noch nie war. Ob das jetzt in Weißensee ist oder in Lichtenberg. Wenn ich da reinkomme, werde ich gefragt, was ich letzten Freitag da und da angestellt habe. Die haben Steckbriefe.

In welchen Bezirken tingeln Sie denn hauptsächlich rum?

In Kreuzberg und Wedding. Nach Marzahn würde ich mich kaum hintrauen. Ich glaube nicht, dass ich da heile rauskäme. Assis werden da nicht geduldet.

Wie läuft eigentlich Ihr Tag ab. Wo haben Sie beispielsweise letzte Nacht geschlafen?

Auf einer Parkbank im Schillerpark im Wedding. Die wichtigen Sachen habe ich unterm Kopf, der Rest ist unter der Bank.

Lange geschlafen?

Ne, nur kurz. Manchmal kriegt man auch was geschenkt. Manchmal wird man angewichst. Zwischen halb drei und fünf Uhr spätestens wacht man auf. Dann sitze ich und lese und warte, bis der Doktor aufmacht und ich mir meine Tagesration Polamidon abholen kann. Ich lese viel. Auch beim Laufen.

Was denn?

Alles, was ich ohne Geld kriegen kann. Beim Rathaus gibt es eine Bücherkiste. Da findet man die unterschiedlichsten Sachen. Schund lese ich nicht. Graham Greene. Moderne Zeitgenossen sind ja kaum dabei. Thomas Mann habe ich auch alles gelesen. Heinrich Mann finde ich klasse.

Und was kommt nach dem Arzt?

Dann fahre ich nach Kreuzberg und hole mir mein Geld. Ich habe es bei einem Freund gebunkert. Der gibt es mir. Damit ich nachts nicht beklaut werde. Ich hole mir immer einen Tagessatz - so um die zehn Euro.

Wofür gehen die drauf?

Vor allem für Bier und Zigaretten.

Und nichts zu essen?

Wenig. Das hole ich mir meistens in einer Hilfseinrichtung. Am Fixpunktbus kann man Stulle fressen für 20 Cent und all so was. Obwohl, bei vielen Einrichtungen habe ich auch schon Hausverbot. Die Caritas hat mich auch rausgeschmissen. "Caritas" heißt Sorge. Das muss man sich mal vorstellen!

Was waren Ihre Eltern eigentlich von Beruf?

Das ist doch nicht interessant. Bürgerliche Mitte. Ich habe schon lange keinen Kontakt mehr zu ihnen. Ich weiß überhaupt nicht, ob sie noch leben.

Geschwister?

Ja.

Sie möchten nicht über Ihre Familie sprechen?

Nein! Ich will mich hier doch nicht prostituieren. Ich will, dass klargemacht wird, dass der Untermensch fröhliche Wiederauferstehung feiert.

Was sind eigentlich Ihre Talente?

Ich kann sehr charmant sein. Nein. Scheiße. Wir sollten über die Gesellschaft reden. Die Leute sind nur an sich selber interessiert. Ist es in Ordnung, wenn mich der Richter verurteilt, ohne mich gesehen zu haben? Oder wenn in der U-Bahn keiner reagiert, wenn ich sage, dass man mal ein Fenster aufmachen soll? Ist doch besser, man holt die Luft aus dem Tunnel als aus meiner räudigen Lunge.

Was haben die Leute stattdessen gemacht?

Keine Sau hat mich angeguckt. Die tun so, als ob ich nicht da bin. Als ob sie das noch nicht mal hören. Entweder Frontkämpferfresse oder Köttel in der Hose. So ist es doch.

Was ist denn eine "Frontkämpferfresse"?

Frontkämpferfresse ist, wenn man verbissen in eine Richtung guckt und so tut, als ob man in Gedanken weit weg ist.

Und wie reagieren Sie, wenn man Sie so ignoriert?

Manchmal werde ich so exaltiert, dass ich ne richtige Rede halte. Wenn es was ist, was mich aufregt, kann ich auch schon mal drei Minuten drüber sprechen: Nee, die deutsche Kartoffel macht kein Fenster auf. Der Deutsche hält durch bis Stalingrad. Und in Stalingrad werden nur die Waffen abgegeben. Dann geht es noch 2.000 Kilometer weiter bis ins sibirische Bleiwerk.

Kennen Sie eigentlich auch nette Menschen?

Ja sicher. Der Junge, der auf mein Geld aufpasst, und mein Hausarzt, die sind in Ordnung. Und Silberpappel natürlich.

Wer ist denn jetzt Silberpappel?

Eine gute Freundin. Sie passt auf mich auf. Sie steht unter Kuratel. Silberpappel ist eine Gastarbeiterin der ersten Stunde. Sie ist 1968 aus der Türkei hierhergekommen. Keiner hat ihr geholfen. Auch kein Landsmann, weil sie geschieden ist. Die erste Frage, die ihr gestellt wird, heißt immer: "Wo ist Mann?"

Was bedeutet "Kuratel"?

Entmündigt, weil bekloppt! Silberpappel putzt das Gleisbett und fegt die Straße. Sie hat immer einen Besen und eine Harke dabei. Einen Handkehrer und ne Kehrschaufel hat sie auch noch. Sie braucht Beschäftigung. Sie tobt schon um halb sechs auf der Straße rum.

Wo haben Sie sich kennengelernt?

Silberpappel hat mich gefunden. Vor der Bank, wo ich immer schlafe. Sie kann keinen bösen Gedanken fassen. Sie kann sich nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die andere ausnutzen. Sie lässt auf dem Kiez zum Bespiel immer ihren Tabak offen rumliegen. Sie wird ständig angeschnorrt und gibt dann auch. Wenn Silberpappel getauft wäre, müsste man sie heiligsprechen.

Wenn Sie Ihr Leben noch mal beginnen könnten- würden Sie etwas anders machen?

Ach, Pisse! Das sind doch diese klassischen Klischees. Wissen Sie, wie Sie drauf sind, wenn Sie noch mal so drauf sind, wie Sie drauf waren? Ich bin doch kein Philosoph.

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26 Kommentare

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  • K
    kommentar26

    So. Jetzt muss ich mal meinen Senf dazu geben. Ich wohne seit 2009 in Berlin ... und die ganzen leute die hier Bier Trinken, drogen nehmen, verkaufen. Echt. Ich geben jemanden 2€, und was ich zu hören bekomme ist, hast nicht noch mehr??? Ey komm schon... also die sind soo undankbar. Und was kann ich dafür, wenn die ihr leben wegwerfen. Der Heer hier scheint ja nicht Blöd und auch ziemlich belesen zu sein. Aber ER hat nunmal mit den Drogen sein Leben abgegeben und weggeworfen.

     

    Ich bin Student. Und von dem was ich ausgeben kann. (Für essen,ect) habe ich auch im schnitt nur 300€. Und die menschliechkeit muss auch von 2 seiten kommen. Generell ist der "untermensch" wie er sagt, ziemlich unfreundlich. Was ja auch viele abschreckt. Und in Berlin ist das ein generelles Problem. Man macht sich hier vieles Total einfach. Und es sieht auch nicht schön aus. Aber ich frage mich, wenn man den Menschen die Chance bieten würde, zu arbeiten ect, wohnen, kleiden, waschen - würden die das dann machen? Wo und wie fängt man da an. UND das er jeden morgen seine 10euro und sein drogen holt .. ey ich lebe hier von 10euro in der Woche + ich rauche nicht .. also sry, ne.

     

    Wenn sih das nicht ändert, vergammelt das ach so tolle Berlin .. Achja. Und alle die sooo für die Menschlichkeit sind, was machen die denn? Und wenn ich jedem in der u- und S-bahn was spenden würde, wo lande ich denn da? Unterstütze ich damit das ganz nicht nur negativ, weil ihnen das dann ausreicht was sie haben und wie sie leben? (Noch dazu mit Hund ...)

     

    Meine Meinung.

  • A
    Anonym ~

    Ich sprech jetzt mal das aus was Wahrscheinlich die meisten von Ihnen denken.. Jeder sollte einfach jeden Respektieren! Dann läuft alles Gut.. Ich hoffe sie sehen das genauso wie ich..!

  • A
    alicia

    berlin halt ;-)

  • A
    Anette

    Ich kenne diesen Typ und er hat mich oder andere Leute in den vier Jahren in denen ich in Kreuzberg gelebt und gearbeitet habe echt oft blöd von der Seite angemacht und zwar total dreist und sinnlos.

     

    Das ist einfach sein Problem. Nicht die Karre, nicht sein Aussehen, nicht ob er Asi, Penner ist oder Junkie oder schmutzig. Er hat halt diesen Ego-Charakter. Er leidet unter selbstverschuldeter Langeweile. Wundert mich nicht. Natürliche Folge seines dekadenten Lebensstils.

     

    Wenn mich ein reicher Schnösel blöd anmachen würde, würde es mich genauso nerven wie der, oder ein normaler Kreuzberger, ich würde auch ablehnend reagieren und versuchen wegzugucken oder sagen gehen Sie bitte aus dem Laden raus.

     

    Ich hasse dieses Selbstmitleid und seht her, ich bin ein Außenseiter, zu dem er sich durch sein Verhalten selbst macht und mit welchem er durch die Gegend zieht.

     

    Was hat der Staat damit zu tun dass jemand andere Leute anlabert und provozierend unschuldige Kiezleute anpöbelt, die es auch nicht einfach haben im Leben, immer wieder, mehrmals täglich, bis sie keinen Bock mehr haben..

     

    Wenn ich das Bedürfnis habe alle fremden Männer die ich treffe vollzuquatschen und diese da aber keine Lust drauf haben, ist der Staat dann schuld daran, dass meine Bedürfnisse nicht erfüllt werden? Z.b. latsch ich zehn mal am Tag in den Laden einer community der ich nicht angehöre und nerve alle, soll ich dann den Staat dafür beschuldigen, dass die mich irgendwann nicht mehr reinlassen? So ne Art Vater Staat oder was?

     

    Kindisch.. Naja, hätt nicht gedacht diesen arroganten Typ in der Zeitung wiederzusehen.

     

    Pack.

  • SL
    Sam Lowry

    Leider reden viele über Sachen, von denen sie keine Ahnung haben. Wer von Ihnen hat nach der Gefängnis-entlassung auf der Straße gesessen, auf einer Parkbank übernachtet, von 300 Euro im Monat gelebt?

    Zum Glück wohl keiner. Obwohl ich all das hinter mir habe, maße ich mir nicht an, Stellung für oder gegen zu beziehen, weil ich nichts weiß. Und das gebe ich zu, anstatt über einen Menschen zu "urteilen", den ich nicht kenne und niemals kennen würde, auch wenn ich jahrelang die Parkbank mit ihm teilen würde. Wir sollten einfach nur alle freundlicher und respektvoller miteinander leben, das möchte ich sagen...

  • H
    harwa

    @ Adrian

    Mitgefühl macht uns menschlich

     

    Ich fürchte, du wirst das erst lernen, wenn du selbst das Mitgefühl anderer brauchst,vielleicht

    im Altenheim von Zivis und 1-€-Jobbern zu Tode betreut während deine Kinder "ihr Leben gebacken bekommen" ...

  • L
    loha

    auch wenn sich hier ein Großteil zu recht über Adrian A brüskiert,kam noch von niemanden ein Angebot,sich gegen die Einweisung und staatliche Entmündigung zu solidarisieren.Das ist der Grund, nehme ich an,warum die TAZ diesen Artikel hier veröffentlicht hat.Hier wird es publik,aber wie oft wird das wieder heimlich von den deutschen Gerichten entschieden,ob jemand entmündigt wird?

    Leider können gut Menschen,die hier über Menschlichkeit lamentieren wahrscheinlich nicht glauben,was hinter den Fassaden so mancher "sozial Einrichtung" abgeht.Die Armut ist schon lange ein Markt und daher würde es mich nicht wundern,wenn so mancher "sozialer Träger" für härtere Einschnitte bei der Grundsicherung (Hartz IV) ist.Das ist ihr täglich Brot!

     

    Es wäre schön,wenn hier konkrete Hilfe gegen die Inhaftierung angesprochen werden könnten.Ich habe keine Idee.Adrian A ist einfach die Volksstimme und man kann mit gut Menschen Gerede nichts mehr gegen das entsolidarisierte Volk unternehmen,sondern nur versuchen,ob jemand eine Möglichkeit kennt,Tomela zu helfen.

     

    MsG

  • LH
    Leon Hartner

    So what, liebe taz? Was bezweckt ihr mit dem Interview?

  • U
    Udo

    Ich kann Adrian nur zustimmen: es ist in der Tat ein interessantes Interview welches Einblicke gibt, die einem ansonsten verwehrt bleiben.

    Allerdings denke ich, dass einem diese Einblicke vor allem deshalb verwehrt bleiben, weil man sich eben normalerweise mit Menschen wie Herrn Tomela nicht auseinandersetzen möchte.

     

    Obwohl ich die Hausverbote teilweise verstehen kann, da ja die Geschäftsleiter auch die Interessen der anderen Kunden zu berücksichtigen haben, kann ich Tomelas Verärgerung darüber, nicht als Mensch angesehen zu werden, schon verstehen. Unterm Strich sollte für die Menschenwürde schließlich nicht zählen, ob jemand es zu etwas gebracht hat, ob er einen 'Marktwert' hat, wie er gekleidet ist oder ob er Drogen konsumiert oder nicht. Mensch ist Mensch und daher finde ich es unwürdig in einer Weise zu argumentieren, die suggeriert, Asoziale seien es nicht wert Gelder vom Staat zu empfangen.

     

    Die Abscheu und die bewusst aufgesetzte 'Frontkämpferfresse' (ich lasse mir sicher beides zu Schulden kommen) rühren vielleicht oftmals einfach daher, dass wir nicht daran erinnert werden möchten, wie tief jeder von uns mit ein wenig Pech fallen könnte.

  • F
    Frieder

    Ich fand den Artikel sehr interessant! Ein Grund die TAZ zu lesen. Auch würde ich Adrian A. widersprechen. Es kommt ihm glaube ich weniger darauf an, dass er "anständig angekuckt" wird, als das er noch als Mensch wahrgenommen wird, auch wenn dies platt klingt. Das er hierbei eine Mitschuld trägt steht außer Frage. Wer würde in der U-Bahn tatsächlich auf eine in den Raum getätigte Aussage reagieren. Wohl keiner, da man meist nur weiter angepöbelt wird. Aber so sehr er die Gesellschaft scheinbar ablehnt, sucht er den Kontakt zu Menschen. Er berichtet gut über seinen Arzt, wohl der Einzige der aus der "normalen" Gesellschaft Kontakt mit ihm hat. Getretene Hunde bellen, und wer seit Jahren nichts Gutes erfahren hat, wird sich in seine Welt zurück ziehen und die anderen Menschen ablehnen.

     

    Wie gesagt ich fand den Artikel interessant und erlaube mir kein abschließendes Urteil. Wen das Thema "Landstreicher" ein wenig interessiert, kann auch mal in das Buch von George Orwell "Erledigt in Paris und London" aus den dreißiger Jahren schauen. Ich fand es sehr erhellend und hat mit manche Illusion genommen.

  • S
    saalbert

    Schön merkwürdig, die Abkürzung "Assi", denn so hießen während meines Studiums die Assistenten. Soweit ich weiß, geht es bei dem, was der Interviewte sagen wollte, um "Asoziale", was die Abkürzung "Asi" plausibel machen würde.

  • N
    Nele

    Lieber Adrian,

     

    freu dich mal lieber darüber, dass bei dir alles so gut läuft. Ich finde nicht, dass 300 Euro für diesen "Assi" 'ne schlechte Investition sind. Ich denke, er würde arbeiten, wenn ihn jemand nehmen würde. Und so wird er wenigstens nicht in die Kriminalität gedrängt. Was er über Respekt und Umgangsformen sagt, finde ich auch richtig! Nur weil einer stinkt, trinkt oder spritzt, kann man ihn ja wohl noch würdevoll behandeln. Zumal dann, wenn er einen nicht anpöbelt.

  • S
    sven

    @ adrian a, also bei mir kommt als normaler Steuerzahler kein Ärger auf, doch über Ihr Posting

    wohl schon. Sage und Schreibe 300 Euro + Drogenersatz kostet "uns" dieser so lebende Mensch. Das hätte es wohl beim F... nicht gegeben? Meine Wut kommte eher auf, wenn die wirklichen asozialen im DesignerAnzug Milliarden ohne Verantwortung für die Gesellschaft bedienen.

  • BB
    Berthold B.

    Schade das der erste Kommentar, nach einem interessanten Interview, gleich von einer Person kommt, welche exakt dem entspricht worüber sich Alfit Tomela aufregt...

     

    Sehr sehr schade, ich wünsche normalerweise niemand etwas böses, aber ihnen Hr. Adrian A. wünsche ich genau diese Leben einmal selbst durchzumachen...

     

    Viel Grüsse und gutes "Durchhalten" an Hr. Tomela... er hat Recht und das musste mal gesagt werden.

  • C
    charismatikz

    @ Adrian A.

     

    Typisch. Ihre Einfältigkeit, gar Naivität zeigt mir wieder einmal wie voreingenommen doch der Otto-Normal-Deutsche ist. Die Ansichten des Assis sind durchaus vetretbar. Er zeigt doch in aller Härte zwischenmenschliche Defizite unserer Geselllschaft. Ellbogenprinzip, Arroganz und Eitelkeit sind das Tagesgeschäft unserer allzu leichtgläubigen Mitmenschen.

     

    Wer die Bild liest und unseren Medien vertraut kanns einfach nicht besser wissen, denn es gibt immer etwas zwischen den Zeilen zu entdecken.

     

    Nur ruhen Wir uns auf unseren materialistischen Är...en aus und üben uns in Ignoranz aller gesellschaftl Problem über.

     

    Man darf diesem Menschen keine Vorwürfe machen. Haben die Drogen Dich erstmal im Griff, entscheidest nicht Du wie der Tag wird, sondern die Droge.

     

    Ich respektiere die Ansichten des Assis, denn er hat verdammt recht.

     

    Mfg

  • AD
    Axel Dörken

    Adrian, was ist denn das für eine Art? Von mir wird dein Text als dekadent empfunden. wieso kannst du nicht vor jemandem Respekt haben, der Junkie ist?

    Wie steht es noch im Grundgesetz? „Jeder Mensch ist...“

     

    Jedem Menschen höflich und achtsam zu begegnen, ihm ein Lächeln und einen „Guten Tag“ zu erbringen, das kostet nichts und würde die Ansichten der Menschheit brutal verändern.

     

    Dass Drogen alles kaputt machen, sehe ich durch diesen Artikel auch nicht bestätigt. Vielmehr erkenne ich, dass die Menschlichkeit gegen Drogen mindestens resistent ist, wenn sie nicht gar durch einen ähnlichen Lebensstil, wie den mit Drogen, erweckt wird. Scheinbar sogar dort mehr, als bei der so genannten Elite. Ich erkenne hier sehr Wichtiges! Nämlich, dass auch die von der Gesellschaft Geächteten die gleichen Wünsche haben, wie die, die sie ächten. Anerkennung und Höflichkeit. Ups, am Ende sind wir vielleicht sogar nicht nur vor dem Grundgesetz alle gleich, sondern auch von der Motivation?

     

    Weißt du, Adrian, ich denke, wer anderen sagt, dass sie peinlich sind, ist derjenige, der Sorge davor hat selber peinlich zu sein. Solche Beurteilungen, wie die deine, zeigen mir auf: „Psychologie Grundkurs – Verpennt. Nachsitzen in „Spiegelungen, bitte.“

     

    Ich empfinde es als beachtenswert, dass dieser Herr noch Stolz zeigt. Ohne dich zu kennen, vermute ich, dass so einer wie du, sich schon längst die Kugel gegeben hätte.

     

    Dass der Herr, von dem du so schnodderig formulierst "nichts im Leben gebacken bekommen " mitunter mehr begriffen zu haben scheint, als du, ist für mich offensichtlich. Du hast mit diesen deinen Zeilen zum Ausdruck gebracht, dass du es im Leben nicht gebacken bekommen hast, jeden Menschen als Menschen zu würdigen und ihm die geboten Höflichkeit und Hilfsbereitschaft entgegenzubringen. In diesem Bereich hat er wohl mehr drauf, als du, wie mir scheint.

     

    Wie heißt es doch schön: "Wenn du die Welt verändern willst, sei du selbst die Veränderung."

     

    Liebe Grüße

    Axel Dörken

    Einzelkandidat für den Kreis Gütersloh

  • M
    marina

    Krass, wohin Heroin führen kann. Interessant finde ich auch, dass in seiner anfänglichen Abgrenzung von den "Pennern", die ihm so wichtig ist, vielleicht die Arroganz durchkommt, die für so viele Juristen (er hat ja Jura studiert) nach meinen Erlebnissen sehr bezeichnend ist. zugleich ist es evtl. auch ein unbewusster psychologischer 'selbstschutzmechanismus', weil viele Menschen ja ihr Selbstwertgefühl heben, indem sie eine Gruppe (er)finden, die sozusagen "unter ihnen steht" in einer Wertehierarchie - z.B. auch bei Rassismus ist das meistens einer der Beweggründe.

  • W
    wolf

    ach nee sagt an ihr hochwohlgeborenes pöbel.

    wer kein respekt und achtung vor menschen hatt der sollte sich nicht wundern wenn er selbst einmal anseiner stelle tritt :-) ich bin äusserst fasziniert was der gute man für ein hartes und endbährliches leben hatt obwohl er alles haben könnte endschied er sich für die strasse seine sicht auf den charakter der menschen ist sehr zutreffend. meist sind es erst die nichts sagenden meist unschein baren menschen die uns eine sicht auf die grausame realität gewähren. zu meinem vor redner sag ich nur er ist voreingenommen eitel und verdammt arrogant standart eben in einer multikapitalistischen gesselschaft wo nur der wert des geldes zählt!! und sich als hervorgehoben zubetrachten nur weil er ein paar verdammte scheiß steuern zahlt . jaja er ist schon die ELITE deutschlands( oder doch besser des deutschen scheiß reichs??!! geld verdirbt den charakter!!!!!!!

  • AT
    Alex T.

    Ich rege mich nicht auf. Ich kann das aushalten und sehe in seinen Aussagen sehr viel Verbitterung.

    Er weiß sicher selbst, dass in seinem Leben alles schief gegangen ist.

    Ich bin der Meinung, dass unsere Gesellschaft auch solchen Menschen ein Angebot machen muss. Vielleicht eine sinnstiftende Aufgabe geben sollte, trotz Drogensucht.

    Mindestens hat er unseren Respekt und seine Menschenwürde verdient ohne dafür etwas leisten zu müssen.

    Der, dem es gelingt ihm zu helfen hat meinen besonderen Respekt verdient. Für den, der sich so menschlich abwertend gegenüber ihm verhält , schäme ich mich.

  • W
    Westberliner

    Mich ärgert eigentlich nur der Kommentar von Adrian A.

  • T
    transformer

    @adrian:

    süchte sucht man sich nicht aus, das hat nichts mit einer besonderen persönlichkeitsschwäche oder so zu tun.

  • B
    Bea

    Wer hier Assi ist ? Ich würde sagen Adrian A. und nicht Tomela. Über Adrian A. könnte ich mich stundenlang aufregen, weil er mit seiner Einstellung dran schuld ist dass Leute wie Tomela abstürzen.

  • S
    Sara

    @Adrian:

     

    Trotz allem ist er ein Mensch und sollte auch als solcher angesehen und behandelt werden, auch wenn er in ihren Augen in seinem Leben versagt hat.

     

    Niemand sollte so über einen anderen Menschen sprechen wie sie es gerade getan haben.

  • AB
    Adrian B.

    Adrian A.

    hören Sie auf gegen diese Arme Seelre zu Hetzen.

     

    Seien sie froh, dass dieser Mann sich nicht auch um einen Job bemüht.

     

    Es gibt nicht genügend Jobs in Deutschland, dass jeder einen bekommen könnte.

     

    Je mehr unbedingt einen wollen, desto tiefer sinken die Löhne.

     

    Seien sie also froh, dass sie einen Arbeitsplatz haben und seien sie diesem Mann dankbar.

     

    Er tut doch niemandem was.

  • L
    loha

    Soziale Kälte trifft jeden im Knast BRD der nicht geistig bzw. anders Uniformiert ist.Die Menschen benehmen sich wie Knastis,die andere wie frischfleisch anschauen und hoffen,ein wenig Abwechslung zu erhalten aus ihren eintönigen Alltag.Man muss dazu nicht OfW sein,um diese Kälte zu spüren.Das einzige Abendteuer ist konsumieren und der einzige Lebensinhalt arbeiten.Das Leiden wird so wie ein treuer Hund gestreichelt und wenn andere nicht so funktionieren und sich vielleicht ein rest Freiheit erhalten haben,bekommen sie es zu spüren,weil die Neoliberalen es geschafft haben,soziale Solidarität zu töten und durch Netzwerke zu ersetzen.

     

    Es ist kalt,sehr kalt trotz angeblicher Klimakatastrophe in diesen Land.

  • AA
    Adrian A.

    Es ist wirklich interessant, einmal diese Eindrücke zu sehen und mitzubekommen, wie ein "Assi" (eigene Bezeichnung) lebt und denkt.

    Man sieht an seinem Beispiel eindeutig, dass die Drogen alles kaputt machen. Was dabei rauskommt, ist dieser Herr.

    Es tut mir echt Leid, aber wenn man sein ganzes Geld für Drogen (10 Euro für Bier und Zigaretten am Tag) auf den Kopf haut, kann man doch nicht ernsthaft erwarten, dass man noch anständig angeguckt wird. Wenn ich bedenke, dass er vom Staat im Monat 300 Euro bekommt, dazu die Ersatzdroge, dann wundere ich mich nicht, dass Gefühle von Ärger beim "normalen" Steuerzahler aufkommen.

    Seine türkische Freundin tut wenigstens noch etwas.

    Seine Einstellung von der Welt ist peinlich und wirklich asozial. Und darauf stolz zu sein noch viel mehr. Ich könnte eigentlich jeden Satz von ihm kommentieren und mich stundenlang darüber aufregen. Nichts im Leben gebacken bekommen und dann so über die "Normalos" abziehen.