21 Jahre nach Lockerbie: Al-Megrahi soll Strafe absitzen

Wenn es nach US-Außenministerin Hillary Clinton geht, darf der vermeintliche Attentäter von Lockerbie nicht aus dem Gefängnis. Der zu "lebenslänglich" Verurteilte hat Prostatakrebs im Endstadium.

Die Angehörigen der Opfer glauben nicht daran, dass al-Megrahi der Attentäter war. Bild: reuters

DUBLIN taz | Der wegen des Lockerbie-Anschlags zu lebenslanger Haft verurteilte Libyer Abdelbaset al-Megrahi darf nicht freigelassen werden. Das forderte US-Außenministerin Hillary Clinton in einem Telefonat mit dem schottischen Justizminister Kenny MacAskill am Freitag. Ihr Sprecher sagte: "Frau Clinton hat erneut sehr deutlich unsere Ansicht ausgedrückt, dass al-Megrahi seine Gesamtstrafe in Schottland absitzen sollte." MacAskill erwägt eine Haftverschonung. Al-Megrahi leidet unter Prostatakrebs im Endstadium. Morgen soll die Entscheidung fallen.

Bei dem Bombenanschlag auf eine Boeing 747 der US-Fluggesellschaft Pan Am kurz vor Weihnachten 1988 starben sämtliche 259 Passagiere und Besatzungsmitglieder, elf Menschen wurden durch herabstürzende Flugzeugteile in der schottischen Kleinstadt Lockerbie getötet.

Al-Megrahi bekam aufgrund dubioser Indizien "lebenslänglich". Die Berufung wurde 2002 abgelehnt. Im April dieses Jahres ließ die schottische Kommission eine neue Berufung zu. Am Wochenende zog al-Megrahi seinen Antrag zurück. Das deutet auf einen Deal mit der Regierung hin.

Der frühere schottische Unterhausabgeordnete Tam Dalyell sagte, im Londoner Verteidigungsministerium würden "riesige Seufzer der Erleichterung" ausgestoßen. Es sei zu erwarten gewesen, dass der neuerliche Prozess Licht in die Umstände des Anschlags gebracht hätte, die bisher von den Regierungen in London und Washington erfolgreich vertuscht worden sind.

Jim Swire, Sprecher der Angehörigen, dessen Tochter Flora bei dem Anschlag starb, sagte: "Die Obama-Regierung hat eine Situation geerbt, in der ein Unschuldiger eingesperrt wurde und in einem schottischen Gefängnis stirbt. Die Haltung der USA beweist, dass man entschlossen ist, diesen Hohn auf die Gerechtigkeit fortzuführen."

Der Tory-Abgeordnete Daniel Kawczynski argumentierte, dass man al-Megrahi nicht freilassen sollte. Er sei ein wichtiges Faustpfand bei Verhandlungen mit Libyen, wenn es um die Mörder der Polizistin Yvonne Fletcher gehe, die 1984 durch Schüsse aus der libyschen Botschaft in London getötet wurde, oder auch um die Entschädigung für die Opfer der IRA, die von Libyen mit Waffen versorgt wurde.

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