Sauerland-Prozess: Dritter Verdächtiger gesteht

Erstmals distanziert sich ein Angeklagter der Sauerland-Gruppe von den Terrorplänen in Ramstein und Kaiserslautern und bezeichnet sie als "einen falschen Weg". Er sei froh über die Festnahme.

Die Akten aus dem Sauerland-Prozess brauchen mehr Platz als die Verdächtigen. Bild: dpa

KÖLN taz | Im Prozess gegen die Terrorverdächtigen der sogenannten Sauerland-Gruppe hat am Mittwoch mit Daniel S. der dritte Angeklagte sein Geständnis vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf abgelegt. Er habe in den "Dschihad" ziehen wollen, sagte der 23-jährige Saarländer.

Er bestätigte, an den Anschlagsvorbereitungen auf US-Basen in der Bundesrepublik beteiligt gewesen zu sein: "Ramstein und Kaiserslautern waren meine Ziele." Allerdings habe er sich im Gegensatz zu seinen Mitangeklagten nicht an Anschlägen auf von US-Soldaten frequentierte Diskotheken beteiligen wollen, da dies keine "militärischen Ziele" seien.

Der im September 2007 aufgeflogenen Sauerland-Gruppe wird die Vorbereitung von Anschlägen gegen amerikanische Einrichtungen in Deutschland vorgeworfen.

Sch. war 2002 in islamistische Kreise im Umfeld der Moschee seiner Heimatstadt Neukirchen geraten. 2004 konvertierte er zum Islam. 2006 besuchte S. ein Ausbildungscamp der Islamischen Dschihad Union (IJU) in Wasiristan. "Ich stellte mir den Aufenthalt im Ausbildungslager als Fortsetzung der Bundeswehr auf islamisch vor", sagte er. Über seine Verhaftung zeigte sich S. erleichtert.

"Ich kann sagen, dass ich über die Festnahme froh bin", so S. "Es ist für mich ein wesentlich leichteres Leben, das ich jetzt führen kann, auch wenn es mit einigen Belastungen verbunden ist." Die Entscheidung, in den Dschihad zu gehen, würde er heute "so nicht mehr treffen". Allerdings könne er sich durchaus vorstellen, in einer regulären Armee eines islamischen Staates zu dienen.

Begonnen hatte der Verhandlungstag mit der Fortsetzung der Befragung des Angeklagten Adem Y. Der 30-Jährige rechtfertigte erneut den bewaffneten Kampf in Afghanistan und im Irak. In beiden Ländern seien Muslime angegriffen worden. "Allah hat uns das Recht gegeben, gegen die Leute zu kämpfen, die uns bekämpfen", sagte er.

Dabei mache es für ihn "keinen Unterschied, ob ein amerikanischer Soldat, ein deutscher Soldat, ein englischer oder türkischer dort ist". Offen ließ Y., ob er selbst wieder nach Verbüßung seiner Haftstrafe in den Dschihad ziehen wolle. "Das weiß ich jetzt noch nicht." Bereits in der vergangenen Woche hatte Y. ausgesagt, sein Ziel bleibe der Märtyrertod. Daran habe sich nichts geändert.

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