Japan nach der Wahl: Tokio auf Schmusekurs mit den USA

Der künftige Ministerpräsident Yukio Hatoyama rückt erstaunlich schnell von US-kritischer Haltung ab. Er will angeblich zunächst ein persönliches Verhältnis zu Barack Obama aufbauen.

Japans designierter Premierminister Hatoyama. Bild: dpa

TOKIO taz | Trotz US-kritischer Töne im Wahlkampf sieht der künftige japanische Premierminister Yukio Hatoyama im Bündnis mit Washington das "Fundament" der japanischen Außenpolitik. Nach Angaben seiner Demokratischen Partei (DPJ) stimmte er in einem zwölf Minuten dauernden Telefonat mit US-Präsident Barack Obama mit diesem darin überein, die Beziehungen zwischen beiden Ländern zu stärken und bei der Sicherung des internationalen Friedens zusammenzuarbeiten.

Hatoyama selbst wollte keine Details des Gesprächs mitteilen. Der Vorsitzende der Demokratischen Partei (DPJ) ist damit überraschend schnell auf Abstand zu seiner Forderung nach mehr Gleichberechtigung im Bündnis mit den USA gegangen.

Aus der DPJ war dazu zu hören, dass Hatoyama zunächst eine gute Beziehung zu Obama aufbauen wolle. Die beiden Politiker sollen Duz-Freunde wie Junichiro Koizumi und George W. Bush werden. "Als allererstes müssen wir sehen, ob Hatoyama eine ,Yukio-Barack'-Beziehung aufbauen kann", meinte der DPJ-Abgeordnete Kan Suzuki.

Hatoyama hat im kalifornischen Stanford promoviert und spricht fließend Englisch. Nach Ansicht politischer Beobachter in Tokio will er sich durch seine Zurückhaltung auch den Rücken vor möglichen außenpolitischen Kontroversen freihalten, um sich ganz auf die Innenpolitik konzentrieren zu können.

In ihrem Wahlprogramm verlangte die DPJ die Überprüfung eines Abkommens über einen neuen US-Militärflughafen in Okinawa. Auslandseinsätze der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte werden abgelehnt. Die Betankung von Schiffen im Indischen Ozean, die den Afghanistankrieg unterstützen, durch die japanische Marine soll aufhören.

Hatoyama hatte in einem japanischen Aufsatz, den die New York Times auf Englisch veröffentlichte, den "ungezügelten Marktfundamentalismus" der von den USA geführten Globalisierung als schädlich für den Zusammenhalt in Japan kritisiert und eine Hinwendung nach Asien angekündigt. Während China und Südkorea applaudierten, reagierte Washington aufgeregt. Am Montag hatte der DPJ-Chef erklärt, der Aufsatz sei in einer "verzerrten" Fassung erschienen.

"Hatoyama ist nicht antiamerikanisch", meint Yasunori Sone von der Keio-Universität. Doch auch in Tokio ist man schon verstimmt, weil der neue US-Botschafter John Ross erklärte, die Okinawa-Vereinbarungen seien unterschrieben und abgesegnet. "Die USA und Japan haben auf Regierungsebene absolut klargemacht, dass die Abmachung umgesetzt wird", sagte Ross undiplomatisch deutlich. Hatoyama wird nach seinem Amtstritt Mitte September Obama bei der UN-Generalversammlung und dem G-20-Gipfel treffen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.