Homophobie in Italien: Schwulenhatz am Kolosseum
In italien kommt es immer wieder zu Übergriffen gegen Schwule und Lesben. Ein Gesetzesvorschlag gegen die Diskriminierung von Homosexuellen soll dem endlich Einhalt gebieten.
"Die Tage der Homophobie sind gezählt." Unter diesem Motto lanciert die linke Abgeordnete Paola Concia am Montag in Rom ihren Gesetzesvorschlag gegen die Diskriminierung von Homosexuellen. Ein Gesetzentwurf, der heute nötiger denn je erscheint. Denn leider sind die Tage der Gewalt gegen Schwule und Lesben in Italien alles andere als gezählt. Concias Schritt ist die Antwort auf eine ganze Reihe brutaler Übergriffe auf Homosexuelle in Rom, aber auch in diversen anderen Städten Italiens.
Aufsehen erregte vor allem ein Vorfall, der sich am 18. August vor dem "Gay Village" in Rom zutrug. Im "Gay Village" feiern Schwule, Lesben, aber auch Heteros jeden Sommer drei Monate lang bei Konzerten, Open-Air-Discos, Shows - ein willkommener Freiraum für Homosexuelle, die hier eigentlich sicher sein können, sich nicht verstecken zu müssen. Doch zwei sich küssende Männer wurden eines anderen belehrt. Ein Schwulenhasser ging mit einem abgebrochenen Flaschenhals auf die beiden los und verletzte einen von ihnen schwer.
Weitere Anschläge folgten. Am 25. August legten Unbekannte einen Brand im Eingangsbereich der römischen Schwulendisco Qube, und am 1. September schleuderten zwei von den Zeugen als Skinheads beschriebene junge Männer einen großen Kracher unter die Menschen auf der als "Gay Street" bekannten Ausgehmeile hinter dem Kolosseum, auf der sich zahlreiche Schwulen- und Lesbenlokale befinden. Und vergangene Woche spannten Unbekannte in der zentral gelegenen Via Cavour - auch dort gehen Schwule gern aus - ein großes Transparent: "Ich habe einen Traum - die Schwulen ins Kolosseum. Aber mit den Löwen!" Den ganzen Sommer über wurden Homosexuelle immer wieder auf offener Straße Opfer von brutalen Hassausbrüchen.
Doch jetzt reagiert die Szene. Am 4. September kamen, allein durch Internet und Mund-zu-Mund-Propaganda zusammengetrommelt, etwa 3.000 Schwule und Lesben zu einem Fackelzug vor dem Kolosseum zusammen, und am nächsten Freitag soll ein Sit-in vor dem Parlament folgen. Am 24. September schließlich ist eine Großkundgebung geplant, an der auch Roms rechter Bürgermeister Gianni Alemanno ebenso wie der linke Präsident der Region Latium, Piero Marrazzo, teilnehmen wollen.
Leser*innenkommentare
Thorsten Maruschke
Gast
Die Graswurzelbewegung gegen die Homophobie in Rom breitet sich aus: Auch in anderen italienischen Städten (Bergamo, Mailand, Turin, Bologna usw.) gab und gibt es immer wieder Solidaritätskundgebungen. Die Internetseite der Organisatoren:
http://fiaccolataglbt.wordpress.com/
Gegen das rechte Plakat, das Schwule zu den Löwen ins Kolosseum schicken will, haben sich am vergangenen Freitag einige Aktivisten als Löwen verkleidet und auf der Piazza Navona ein Kiss-In mit anderen Schwulen gemacht.
In einigen nicht-katholischen Kirchen wurde am Sonntag als Zeichen der Text von Daniel in der Löwengrube gelesen (Dan 6,23a: "Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, so daß sie mir kein Leid antun konnten").
Auch die Gewalt setzt sich leider fort: In Florenz wurde am Freitag abend nach einer Solidaritätskundgebung gegen Homophobie ein 26jähriger angegriffen. Sein Gesicht wurde entstellt und wird von Spezialisten der plastischen Chirurgie wieder hergestellt.
Und das in einem Land, das 2011 den Europride beherbergen soll.
Anna
Gast
@Manuel
ich bin auf der Tastatur eingeschlafen
und Schwulenjagd am Kollosseum
hört sich trotzdem seltsam an.
Manuel
Gast
@Anna:
1. Hatz, also Jagd wird schon richtig sein.
2. Satzzeichen sind keine Rudeltiere.
Anna
Gast
Soll das nicht Schwulenhass heißen???????????????????????????????????????