Putin will wieder Präsident werden: Und ewig lockt der Thron

Wladimir Putin überlegt, ob er 2012 nicht noch einmal als Präsident kandidieren sollte. Dann könnte er den Thron im Kreml für weitere zwölf Jahre besteigen. Eine verlockende Idee.

Fit halten für eine womöglich lange Regentschaft: Wladimir Putin. Bild: reuters

MOSKAU taz | Wladimir Putin schließt nicht aus, 2012 wieder als russischer Präsident in den Kreml zurückzukehren. Das hat der amtierende Regierungschef an einem Treffen des Waldai-Klubs am Freitagabend in Moskau angedeutet. Er werde aber nicht gegen Präsident Dmitri Medwedew kandidieren, meinte Putin mit einem rhetorischen Schwenk: „Haben wir denn bei den Wahlen 2008 konkurriert? Auch 2012 werden wir nicht gegeneinander antreten“, sagte ein gutgelaunter Putin.

Nach Aussagen verschiedener Teilnehmer soll der frühere Präsident auf die Frage nach seiner politischen Zukunft ungeduldig gewartet haben. Wenn es so weit sei, würden Medwedew und er gemeinsam eine Entscheidung treffen, die die politischen Kräfteverhältnisse, den Zustand der Regierungspartei und die eigenen Pläne mit in Betracht ziehe. „Wir finden schon eine Übereinkunft, denn wir sind vom selben Blut und haben dieselben politischen Ansichten“, versicherte Putin.

Im Rahmen des Waldai-Klubs trifft sich Putin seit 2004 einmal im Jahr mit führenden russischen und ausländischen Vertretern aus Wissenschaft und Publizistik. Er genießt es besonders vor diesem Forum, die Tür zur hermetischen Welt des Kreml für einen Moment einen Spalt weit aufzumachen.

Die Nachricht wird in Russland nicht als eine sensationelle Neuigkeit aufgenommen. Bereits vor der Wahl Medwedews 2008 wurde darüber spekuliert, ob Putin in der nächsten Amtsperiode wieder in den Kreml einziehen werde. Da die Verfassung eine dritte Amtszeit des Kremlchefs nicht vorsah, schickte der scheidende Präsident Medwedew als handverlesenen Nachfolger in den Kreml. Der Protégé verfügte weder damals noch heute über eine Hausmacht. Mentor Putin erwartet anscheinend, dass sich Medwedew für die erwiesene Gunst rückwirkend dankbar zeigt. «Als meine Amtszeit auslief, habe ich Dmitri Medwedew unterstützt, weil ich ihn für den besten Mann an der Spitze des Landes hielt, und das war richtig», sagte Putin.

Nach der Verlängerung der Amtszeit des Präsidenten im Jahr 2008 auf sechs Jahre könnte dieser nun nach einer Wiederwahl bis 2024 im Kreml regieren. Eine Mehrheit der russischen Wähler würde zurzeit eine Rückkehr des „nationalen Liders“ sicherlich begrüssen. Seine Popularität ist trotz der Wirtschaftskrise groß. Überdies sind die meisten Bürger überzeugt, dass Putin ohnehin Herr im Hause geblieben ist.

Bisher lief das Tandem Medwedew-Putin reibungslos. Zumindest erhielt die Öffentlichkeit diesen Eindruck, auch wenn beide in wesentlichen Fragen wie der Mitgliedschaft Russlands in der Welthandelsorganisation, Protektionismus oder Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds abweichende Positionen vertreten. Medwedews Appelle zur Modernisierung griff die Regierung auch nicht auf. Erst am Donnerstag zeichnete Medwedew in einer liberalen Internetzeitung zudem ein verheerendes Bild seines Landes. Zusammengefasst würde die Diagnose lauten: Russland ist korrupt, träge, ineffizient und versoffen. Seither rätseln die Russen, wem die Schelte eigentlich galt.

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