DIVERSE JACKEN, REICHLICH BIER UND VERSCHIEDENE PORTIONEN KAFFEE MIT MILCH, PORTUGIESISCH ALS GALÃO UND ALS CORTADO SPANISCH
: Die ganze Bar durchsucht und aufgescheucht

VON RENÉ HAMANN

Die Sonne scheint höhnisch auf diesen Februarmorgen. Ich bin den Tränen nahe und freue mich nur auf die Couch später, aber das wollt ihr ja gar nicht wissen. Ihr wollt wissen, wie das Wochenende war.

Das begann jedenfalls gut – vier Männer aus Mannheim und einer aus dem Rheinland saßen um einen Tisch in der diesmal angenehm gefüllten Bar Nathanja & Heinrich im Norden Neuköllns und tranken diese enorm süffigen Potsdamer Stangen. Ein sehr malziges, helles Bier. Einer dieser Männer schleppte noch eine Erkältung mit, und das ist vermutlich der Grund für den verschnupften Kolumnenbeginn oben.

Auch der Freitag wollte nicht schlechter sein – obwohl ich schon gegen Mittag erfahren musste, dass mein jetzt ehemaliges Lieblingscafé die FAZ abbestellt hat, weil „zu teuer“. Wobei „zu teuer“ tatsächlich ein nachvollziehbareres Argument ist als „haben wir aus politischen Gründen nicht“, wie der zwielichtige Besitzer des neuen Lieblingscafés als Grund angab. Im Café Pfeiffers sind auch die Preise erhöht worden. Der Galăo kostet jetzt 2,10 Euro, schmeckt aber immer noch besser als die meisten Kaffeesorten andernorts. Im Café Ringo habe ich ein wenig den Nimbus des unbequemen bis unsichtbaren neuen Stammgasts, und der Cortado kostet 2,20 Euro, aber ich mag das Café trotzdem. Vielleicht der Bedienungen wegen oder der hohen Fensterfront.

Am Freitagabend saßen wir zu dritt im Holz-Kohlen. Das gestaltete sich dann absurd, weil einem von uns vorübergehend die Jacke entwendet wurde. Die war nämlich auf einem der Hocker platziert – der Jackenbesitzer, rückengeschädigt, stand lieber und verteidigte später noch den Hockerplatz seiner Jacke gegen eine Gruppe Amerikaner, die ebenfalls ihre Jacken wo platzieren wollten. Irgendwann lag ein großer Haufen Jacken auf dem Boden – nur die Jacke meines Freunds, die war weg.

Also wurde die ganze Bar durchsucht und aufgescheucht, und natürlich war gleich jeder verdächtig. Dass da einer aus dem Kiez ebenfalls ohne Jacke die ganze Zeit vor der Tür herumstand, war seltsam. Wenig später, die Amerikaner waren indes tiefer ins Barinnere vorgestoßen und Moustache, der Wirt, wollte uns ob des ganzen Ärgers fast schon die Zeche lassen – da ging plötzlich die Tür und die Jacke lag sauber gefaltet wieder auf einem Hocker. Wer sie aber dahingebracht hatte, blieb offen. Niemand hatte was gesehen. Und es war noch alles da. Es war aber auch nicht viel drin in der Jacke, außer Wohnungsschlüssel und Berlinale-Ausweis. Auf den Schock musste natürlich noch viel Bier getrunken werden!

Samstag ging es dann los. Zuerst wollte die Hermes-Paketdienststelle kein Paket annehmen, weil „nie am Wochenende“, dann begann die Nase zu laufen. Dabei hatte sie das erst vor zwei Wochen getan! Es grassiert, heißt es mal wieder. Der Winter ist diesmal einigermaßen erträglich, immerhin gab es keine längeren Perioden mit zweistelligen Minustemperaturen, dafür rollt eine Grippewelle nach der anderen durchs Land.

Samstag habe ich also halbwegs in Erholung gemacht. Fußball geschaut – in diesem Zusammenhang Dortmundfans kennen gelernt, dabei bin ich selbst seit Kindheit HSV-Anhänger. Großeltern aus Hamburg, Manni Kaltz und Horst Hrubesch, ich hoffe, das reicht als Begründung. Und am frühen Abend noch auf eine Stippvisite in einer Galerie auf der Weser namens „Rumpsti Pumsti“, weit unten, schon jenseits des „Ä“. Das war sehr schön. Alle Vinylsingles, die es je auf Platz 1 der deutschen Charts schafften, waren ausgehängt. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, sie alle zu sammeln! Ein formidabler Anblick.

Der Rest des Wochenendes war dann ein Jammern und Klagen und dazu viele Folgen „Mad Men“. Leider musste ich am Montagmorgen wieder raus. Und das Erste, was passierte, war, dass mein Rollo runterkam.

Aber das wollt ihr gar nicht wissen.