S-Bahn-Chaos: Kioskbesitzer fehlen die Kunden

Die Läden an den ungenutzten Bahnhöfen klagen über starke Umsatzeinbußen.

Kein Zug, kein Umsatz: Bahnhofshändler klagen Bild: dpa

Der S-Bahnhof Bellevue ist nur noch schwer ohne Fahrrad oder gutes Schuhwerk erreichbar. Ein Schild vor der Eingangstür versperrt den Zugang: "Hier kein Zugverkehr!" Noch immer sind manche überrascht beim Anblick des Schildes und machen resigniert kehrt, um zur nächsten Bushaltestelle zu laufen. "Uns bleiben die Kunden aus", beschwert sich Taner Akkus. Mit "uns" meint der 21-Jährige seinen Kiosk, den Obsthändler und die Bäckerei daneben. Alle drei Geschäfte liegen direkt am Eingang zum Bahnhof.

Seit mehr als zwei Wochen ist nur noch ein Drittel der S-Bahnen unterwegs, einige Strecken werden gar nicht mehr bedient, unter anderem Teile der Stadtbahn. So auch der S-Bahn-Stopp Bellevue. "Heute war es besonders schlimm", meint Taner Akkus und deutet mit einem Seitenblick in das leere Ladeninnere. Im Schnitt hat der Kiosk seit Beginn des S-Bahn-Chaos 60 Prozent Einbußen gehabt, der Obsthändler nebenan immerhin noch 30 Prozent. Von den Verantwortlichen der S-Bahn, die Vermieter der Läden ist, habe sich niemand blicken lassen, nicht mal einen Brief habe es gegeben.

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg fordert Kulanz vonseiten der Bahn. Geschäftsführer Nils Busch-Petersen rät jedem Betroffenen zur Verhandlung mit dem Vermieter. Ob generell eine Chance auf eine Entschädigung besteht, kann er jedoch nicht sagen. "Man muss den Einzelfall betrachten." Außerdem müsse nach der Prüfung der Vertragsbedingungen der Beweis erbracht werden, dass tatsächlich durch den verminderten Bahnverkehr die Einbußen entstanden sind. Die S-Bahn sieht das ebenso: "Die Verhandlungen laufen individuell ab, da jeder Mietvertrag anders ist. Pauschale Entschädigungen wird es daher nicht geben", sagte der Pressesprecher der S-Bahn Berlin, Ingo Priegnitz. Man sei bemüht, besonders dringliche Fälle besonders zu berücksichtigen.

Taner Akkus dürfte einer dieser dringlichen Fälle sein, deswegen hat er nun mit seinen Nachbarn den Rat eines Anwalts eingeholt. "Mir würde es schon reichen, weniger Miete zu zahlen", betont er. DENIZ TAVLI

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