LESERINNENBRIEFE
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Mangelnde Demokratie

■ betr.: „Neuer Waffendeal“, taz vom 11. 2. 13

Saudi-Arabien möchte gerne für etwa 1,5 Milliarden Euro Patrouillenboote bei der Bremer Lürssen-Werft bauen lassen. Es ist schon schlimm genug, überhaupt Rüstungsgüter zu exportieren. Damit ein autoritär geführtes Land wie Saudi-Arabien weiter aufzurüsten, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden, setzt dem noch eins drauf. Der Nahe Osten ist zudem ein Pulverfass und jede Rüstungslieferung dorthin kann die Situation vor Ort verschlimmern. Abgesehen davon zeugt es von mangelnder Demokratie, dass solch ein geplanter Milliardenauftrag am Bundestag vorbei durch den geheim tagenden Bundessicherheitsrat allein eingefädelt werden kann. Rüstungsaufträge müssen generell im Bundestag besprochen werden. JOACHIM FISCHER, Bremen

Bahnstrecken für immer weg

■ betr.: „Bahn wird nicht zerschlagen“, taz vom 31. 1. 13

Wir brauchen keine weitere Zerstücklung des Bahnnetzes. Kleinere Betreiber von Bahninfrastruktur werden diese kaum erhalten können, wenn Einnahmen durch Personen- oder Gütertransporte fehlen, und bauen diese schließlich auch zurück, sodass diese Bahnstrecken für immer weg sind. Beispiel aus Thüringen: die ehemalige Kyffhäuserbahn, wobei DB Netz und das Eisenbahnbundesamt auch nicht ganz unschuldig am Rückbau dieser Bahnstrecke sind. Mögliche gemischte Verkehre zum Erhalt von Bahnstrecken mit entsprechender Technik, Triebwagen für Güter und Personen, werden erfolgreich blockiert, ansonsten würde es ja Fahrzeuganbieter dafür geben. RALF KUKE, Erfurt

Selbstkritische Reflexion

■ betr.: „Schwarz ist keine Farbe“, taz vom 9. 2. 13

Vielen Dank an Nicola Rosendahl für diese selbstkritische Reflexion. Liebe oder was man dafür hält kann wohl kaum gelingen, wenn ein Partner für den anderen „in erster Linie schwarz“ ist und zudem jener Partner selbst – sicher aus schlechten Erfahrungen heraus, ohne dass ich ihm seine Mitverantwortung absprechen will – negative Stereotype und eine tiefe Antipathie gegen alles, was „weiß“ oder „deutsch“ ist, entwickelt hat.

Ich hoffe sehr für die Autorin, dass sie – und das wird in ihrem Text nicht klar – etwas daraus gelernt hat: nicht dass eine Liebe zwischen „schwarz“ und „weiß“ von vornherein zum Scheitern verurteilt wäre, sondern dass hier ganz besonders gilt, den anderen nicht auf eine Eigenschaft (etwa „schwarz“) zu reduzieren, sondern den ganzen Menschen in Liebe anzunehmen. Sonst bleibt es bei einer relativ kurzen Beziehung, in der die Verliebtheit schnell von gegenseitigen Verletzungen verdrängt wird. Übrigens: In einem „deutsch-afrikanischen“ Forum habe ich einmal den klugen und humanen Satz gelesen: „Ich hätte mich auch in ihn verliebt, wenn er weiß wäre.“

VOLKER SCHEUNERT, Hamburg

Besser als die Regenbogenpresse

■ betr.: „Im Reich der Nichtsnutze“, taz Wahrheit vom 7. 2. 13

Hallo Jungs (und Mädels?) von der Wahrheitseite, das ist also euer Beitrag zur Sexismusdebatte. Ihr seid ja wirklich viel besser als die Redakteur_innen der Regenbogenpresse, von euch „Regenbogentrottel“ genannt. Ihr schafft es, die Dinge beim Namen zu nennen („Busenwürstchenköniginnen“) und die porträtierten „Proll“-Frauen als „Schlampen“ ins rechte Licht zu rücken. Damit sei euch der Preis „Proll-Frauen-Bashing-Könige des Jahres“ sicher.

SILKE JARUSZEWSKI, ULLA HENDRIX, Wuppertal

Undefinierte Rechtslage

■ betr.: „Das Ende der anonymen Vaterschaft“, taz vom 7. 2. 13

Die Einschätzung von Matthias Lohre finde ich etwas blauäugig. Es mag ja sein, dass es den meisten Spenderkindern nicht um Rechtsansprüche an ihre biologischen Väter geht. Doch solange die juristischen Sachverhalte nicht geklärt sind, wird wohl kein Mann mehr so dumm sein, eine anonyme Samenspende abzugeben. Und alle die, die das bereits getan haben, sollten die betroffenen Fortpflanzungspraxen anweisen, ihre Samenspenden unverzüglich zu vernichten, und sich das am besten eidesstattlich versichern lassen. Denn es ist doch ganz klar, dass so eine undefinierte Rechtslage von Einzelnen ausgenutzt werden kann. Wer dieses Risiko eingeht, ist selbst schuld. HARTMUT GRAF, Hamburg

Unheilvolle Zusammenarbeit

■ betr.: „Weniger Geld für die Zukunft Europas“, taz vom 9. 2. 13

Die unheilvolle Zusammenarbeit Schröder/Blair setzt sich fort mit Merkel/Cameron. Durch die Verhinderung von (mehr) Europa, also von mehr governmentalen Strukturen, wird die demokratische Legitimierung Europas hintertrieben. Die Regierungen setzen sich gegen das Europaparlament durch. Gleichzeitig wird der private Sektor weiter gestärkt, in den in den letzten 20 Jahren überproportional die Erträge unseres Wirtschaftens flossen. Die Folge sind Public-private-Partnerships, denen von den Kommunen etc. feste Erträge zugesichert werden müssen, durch die die Bürger ausbluten. Die Gelder werden sicher angelegt. Damit wird die ungerechte Mittelverteilung in die Zukunft hinein festgeschrieben. K. WARZECHA, Wiesbaden