Obamas Tibetpolitik: Dalai Lama ausgeladen
Zum ersten Mal seit 1991 wird der Dalai Lama in Washington nicht im Weißen Haus empfangen. Erst will Barack Obama Chinas Präsidenten treffen.
WASHINGTON taz | Der Dalai Lama muss Hu Jintao den Vortritt lassen. Das Weiße Haus hat das geistliche Oberhaupt der Tibeter gebeten, ein geplantes Treffen in Washington zu verschieben, damit US-Präsident Barack Obama erst auf seiner Asien-Reise im November den chinesischen Staatschef sehen kann, berichtet die Washington Post. Beobachter vermuten dahinter die Angst der US-Regierung, dass der Schmusekurs mit China gefährdet werden könnte.
Das Weiße Haus fährt offiziell die Politik der "strategischen Beschwichtigung". Außenministerin Hillary Clinton hatte vor ihrer China-Reise im Februar betont, der Einsatz für Menschenrechte dürfe "der Weltwirtschaftskrise, der Weltklimakrise und der Sicherheitslage nicht in die Quere kommen". China besitzt nicht nur den Großteil der US-Staatsanleihen und bringt somit die meisten Dollar ins Land. Peking ist für die USA auch ein wichtiger Partner im Atomkonflikt mit dem Iran oder auch mit Nordkorea.
Es ist das erste Mal seit 1991, dass der Dalai Lama auf einer USA-Reise nicht ins Weiße Haus gelassen wird. Bei seinem letzten Aufenthalt im Oktober 2007 hatte George W. Bush China verärgert, indem er sich als erster amtierender US-Präsident öffentlich mit dem tibetischen Geistlichen in der Öffentlichkeit gezeigt hatte: bei der Verleihung der Goldmedaille des Kongresses für den Dalai Lama.
Dass Obama den Tibeter vor den Kopf gestoßen habe, stritt ein Mitarbeiter des Weißen Hauses ab. Der Dalai Lama sei mit einem Treffen erst im Dezember völlig einverstanden. Und der Präsident lege keinen Wert auf symbolische Fotosessions. Er plane eine neue Strategie für Tibet. Die alte, nämlich den Dalai Lama regelmäßig zu treffen und dann von China Gespräche zu fordern, habe wenig gebracht.
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