Pakistan wehrt sich gegen die Taliban: Armee reagiert mit Luftangriffen

Die Taliban-Angriffe der letzten Tage beantwortet die herausgeforderte Armee mit Bomben auf die Taliban-Hochburg Südwasiristan. Am Boden drohen Verluste.

Ausnahmezustand in Pakistan: Hier sichert ein Polizist einen Checkpoint in Islamabad. Bild: ap

DELHI taz | Einen Tag nach dem Angriff auf das Armeehauptquartier in Rawalpindi bei Islamabad werden in Pakistan Rufe nach einer Großoffensive gegen die Pakistanischen Taliban (TTP) in ihrem Machtzentrum an der Grenze zu Afghanistan stärker. Eine solche Offensive stehe "unmittelbar bevor", erklärte Innenminister Rehman Malik noch am Sonntag. "Es wird keine Gnade für sie geben, denn wir sind entschlossen, sie aufzustöbern." Es gebe keine andere Wahl, als die Offensive im grenznahen Südwasiristan zu starten.

Schon in der Nacht zum Montag flog die Armee Berichten zufolge Luftangriffe auf vermutete TTP-Stellungen. Dabei seien zwei Verstecke der Militanten in den Ortschaften Makeen und Ladha zerstört und 16 Kämpfer getötet worden, sagte ein Geheimdienstmitarbeiter am Montag.

Seit Monaten bringt sich die Armee um Südwasiristan in Stellung. Sie hat Versorgungsrouten zu der Gebirgsregion abgeschnitten. In Nachbarregionen wurden Stammesmilizen bewaffnet, die mit der Armee gegen die Taliban kämpfen sollen. Bislang zögerte das Militär, in Südwasiristan einzumarschieren. Denn das Gebiet ist schwer zugänglich. Die TTP soll dort über bis zu 20.000 schwer bewaffnete Kämpfer verfügen, darunter viele ausländische "Gotteskrieger". Der nahende Winter würde eine ohnehin verlustreiche Militäroffensive weiter erschweren.

Inzwischen bekannte sich die TTP zu dem Angriff auf das Armeehauptquartier vom Wochenende. Ein Sprecher warnte die Armee davor, in Südwasiristan einzumarschieren. Eine solche Offensive führe "ins Verderben."

Doch haben die Taliban mit ihrem Angriff auf das Nervenzentrum der Armee vermutlich den Beginn der Offensive beschleunigt. Denn schon einmal reagierte das Militär auf eine Blamage durch die Taliban äußerst empfindlich. Vor einem halben Jahr marschierten Taliban-Kämpfer aus dem Swat-Tal nordwestlich von Islamabad in die angrenzende Region Buner ein.

Nur 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt patrouillierten Taliban-Kämpfer die Straßen. Regierung und Militär waren international blamiert. Die Taliban waren offenbar durch ein Friedensabkommen ermutigt, in dem Islamabad die Einführung der Scharia in der Swat-Region in Aussicht gestellt hatte. Daher marschierten Ende April starke Armeeverbände in Buner und Swat ein und zerschlugen das dortige Taliban-Netzwerk weitgehend. Für die Taliban war diese Niederlage ein herber Schlag. Doch endgültig besiegt sind sie damit noch lange nicht.

Denn immer noch kommt es im Swat-Tal und angrenzenden Regionen regelmäßig zu Anschlägen. Erst am Montag sprengte sich in der Stadt Alpuri in Shangla, einem Nachbardistrikt vom Swat-Tal, ein Selbstmordattentäter neben einem Armeekonvoi in die Luft. Berichten zufolge kamen dabei 41 Menschen ums Leben, die meisten davon Zivilisten.

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