20 Jahre Mauerfall: Mauerarchiv im Netz: Forscher stellen Mauerlandschaft nach
Wissenschaftler der Universität Cottbus haben mit dem Institut für Zeitgeschichte und dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt alle Mauerreste katalogisiert und im Internet veröffentlicht.
Zwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer ist die umfassendste Dokumentation ihrer baulichen Reste im Internet verfügbar. In einer jahrelangen Detailarbeit hat ein Team der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) alle Überreste des 156 km langen Grenzgebiets aufgespürt und in einer Datenbank gespeichert. "Nur Reste katalogisieren reichte uns aber nicht", sagte Projektleiter Professor Leo Schmidt vom Lehrstuhl für Denkmalpflege der BTU. "Wir wollten die Information für alle zugänglich machen."
Seit 2001 arbeiten Schmidt und seine Kollegen an dem Forschungsprojekt "Denkmallandschaft Berliner Mauer. Vom Berliner Senat bekam Schmidt den Auftrag zu sichten, was von der Mauer noch vorhanden ist. Finanziert wurde das jetzt online gestellte Geoinformationssystem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Vier fest angestellte Mitarbeiter der BTU Cottbus arbeiteten seit zwei Jahren mit Wissenschaftlern vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin sowie dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt eng zusammen. Außerdem sichteten mehrere Studenten die zahlreichen Objekte vor Ort und markierten sie mittels eines GPS-Empfängers.
Zusätzlich zu den aktuellen Bildern der erhaltenen Reste und Spuren lassen sich etwa 1.000 Fotos abrufen, die 1988/89 die Grenztruppen erstellten. Damit alle Fakten und Fotos öffentlich genutzt werden können, hat das Forschungsteam die Freeware Google maps verwendet. Nutzer der Seite können in die Karte hineinzoomen und Ausschnitte wählen. Dies soll sowohl den Blick auf die Gesamtstruktur als auch auf die Details wie noch vorhandene Lichtanlagen, Stromkästen oder Wachtürme ermöglichen. Außerdem will das Forschungsteam durch den Einsatz des Programms Google maps gewährleisten, dass "auch in Zukunft die Karte regelmäßig aktualisiert werden kann".
Bis heute wurden weit über 1.000 Reste und Spuren der einstigen DDR-Grenzanlagen katalogisiert. Aber, so Schmidt: "Wir haben noch viel mehr Material." In sechs Wochen soll die englische Version freischaltet werden. "Das ausländische Interesse ist groß." Die Städte Washington und Sydney seien bereits sehr aufmerksam auf die deutsche Forschungsarbeit geworden. Bis zum Jahr 2011 soll zusätzlich eine Publikation erscheinen, die sich mit dem Entwicklungsprozess und den Arbeiten rund um das webbasierte Konzept beschäftigt. Daniel Tubies
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