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Kolumne Marx 2.0Der gehasste Oskar

Kolumne
von Joachim Lottmann

Eine Rückkehr in die Heimat verläuft nicht immer harmonisch. Vor allem wenn es dabei um Politik geht.

N un ist Lafontaine also in sein Saarland heimgekehrt und kümmert sich um das Klein-Klein der Provinz. Das hat er nicht vollmundig und vor der Landtagswahl versprochen, um gewählt zu werden, sondern tut es jetzt, aus freien Stücken. Das ist ungewöhnlich für einen der Top Five der deutschen Politik, und ehrenhaft. Doch die Resonanz war, wir erinnern uns, wie schon so oft, verheerend. Sofort platzten die Koalitionsverhandlungen mit den Grünen, und zwar deswegen. Das sei ein Husarenritt, so ein plötzlicher (?) Wechsel von Berlin an die Saar, damit habe er alle überrumpelt, mit so einem sei nun jegliches Vertrauen zerstört. Alle Medien stießen in dasselbe Horn, alle Politiker sowieso, von den wenigen eigenen Leuten abgesehen. Die Empörung war riesig. Bild titelte in Zehn-Zentimeter-Lettern "Lafo der Zerstörer", die seriösen Medien wichen davon in nichts ab.

Warum eigentlich? Warum kann der Mann machen, was er will, und wird dafür reflexhaft gegeißelt? Ja, warum wird Lafontaine gehasst? Müntefering erklärt in der Zeit, niemand anderes als Lafontaine habe das SPD-Wahldebakel verursacht. Er habe "aus niederen Motiven" die SPD erst verlassen, dann verraten, dann Mehrheiten gegen sie organisiert.

Ich hatte und habe mit Oskar Lafontaine nie etwas am Hut, habe ihn nie gewählt oder gemocht. Aber allmählich schrillen bei mir wirklich die Alarmglocken. Was läuft hier bloß falsch? Niedere Motive - weil er alle Ämter aufgab? Verrat - weil er Jahre später eine eigene Partei gründete? Er hatte bei seiner Demission, durch Schröder zermürbt und gemobbt (und sehr wohl inhaltlich-politisch verraten), noch nicht einmal Vorwürfe erhoben, geschweige denn das Lager gewechselt oder gar persönliche Vorteile ergattert. Ganz im Gegenteil.

Wohlgemerkt, es handelt sich um den einzigen Politiker des Westens, der die Finanz- und Wirtschaftskrise vor zehn Jahren präzise voraussagte, analysierte und klug bekämpfte - bis sein Kanzler ihn damit auflaufen ließ und dem Gelächter der Banker preisgab. Wir sprechen von dem Mann, der als Einziger den Sekundentod der gesamten DDR-Industrie voraussagte, mit all den fürchterlichen Folgen, dem Absterben eines ganzen Landes. Der das womöglich verhindert hätte, und viele der 16 Jahre dröhnend-blöden Kohl, wenn nicht ein Attentat den Kanzlerkandidaten niedergestreckt hätte. Nota bene ist es auch der Bürger Lafontaine gewesen, der den Wahnsinn der Nato-Nachrüstung beim Namen nannte: Wenn schon so viele Atomwaffen im Land waren, dass man damit den Kontinent sechzigmal auslöschen konnte, wurde die Sicherheit nicht durch noch mehr Atombomben erhöht. Helmut Schmidt glaubt bis heute das Gegenteil. Und Lafo steht deswegen als Spaltpilz der damaligen Regierung in den Geschichtsbüchern.

Wird er auch deswegen gehasst? Viel zu lange ist das her. Oder heute, weil er das sinnlose Morden und Bombenwerfen in fremden Ländern obszön nennt? Wir alle hören doch lieber die Lügen von brunnenbohrenden Soldaten und kleinen Mädchen, die in die Schule gehen dürfen. Den braven Polizisten, die wir ausbilden. Den Drogenanbau, den wir bekämpfen. Alles Nonsens, alles nicht wahr, aber es ist unser aller Lebenslüge. Nicht die von Oskar. Da kann man schon einen dicken Hals kriegen, nicht wahr? Warum hat dieser Kerl immer recht? Tut ihn endlich weg! Hängt ihn auf, schlagt ihn ans Kreuz - das war schon immer das Schicksal von solchen Leuten! In einem zivilisierten Land wie unserem geht das natürlich nicht. Also kann man nur hoffen, dass er nun endlich in Vergessenheit gerät. Als kleiner Fraktionsvorsitzender einer kleinen Partei im kleinen Saarland.

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27 Kommentare

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  • V
    vic

    Jede Bevölkerung bekommt die Politiker die sie verdient. Deshalb haben wir jetzt das Schreckenskabinett und nicht Oskar Lafontaine. Für den sind die Deutschen noch lange nicht reif.

    In den kommenden vier Jahren wird Lafontaines Zielgruppe dermaßen von schwarz-gelben Folterknechten bearbeitet, dass sie anschließend jemand wie O.L. nachtrauern werden.

    An seiner Stelle hätte ich aber schon lange hingeschmissen.

  • R
    reblek

    "Wir alle hören doch lieber die Lügen von ... den Drogenanbau..." Na ja, einmal dem Dativ nicht gerettet.

     

    Aber vor lauter Lob, das seine Berechtigung haben mag, wollen wir doch nicht vergessen:

    - Lafontaine war der erste Bundespolitiker, der die Streichung des Asylrechts aus dem Grundgesetz gefordert hat.

    - Und seine, freundlich ausgedrückt, Eskapaden, was Aussagen zu Migrantenfragen angeht? Schwamm drüber?

  • R
    Rainer

    Ach so, nochwas:

     

    @ Rüdiger Kalupner

     

    Lassen Sie sich nicht beirren. Ich schätze ihren Kommentar ;-))

  • R
    Rainer

    Sehr schöner Kommentar.

     

    Oskar Lafontaine ist einer der wenigen deutschen Politiker, die wirklich ökonomischen sachverstand vorweisen können.

    Das gilt auch und gerade für seinen damaligen Staatssekretär Heiner Flassbeck, von dem ich den berühmten Satz hörte: 'eine Volkswirtschaft kann nicht in Geld sparen'.

     

    Dieser eine Satz enthält mehr volkswirtschaftliches Grundverständnis als das gesamte rot-grün-schwarze Fischer-Schröder-Gemerkel in den folgenden 11 Regierungsjahren gezeigt hat.

     

    Er sollte Investmentbankern ununterbrochen als Koan eingetrichtert werden.

  • V
    vic

    @ rüdiger kalupner

    Kann ES sein DASS sie leicht einen an der MÜTZE haben?

    Mal ganz im Ernst. Wenn man diese Kommentare liest möchte mach sich den Bauch halten ob des Schwachsinns der hier verbreitet wird

  • JB
    Jochen Bülow

    Wer der Medienhatz auf Oskar Lafontaine seine Unterschrift entgegensetzen will:

     

    http://www.die-linke-rlp.de/

  • N
    Nordwind

    @ridder

    Wow, die n^xte Wiederholung Lafontaine sei ein Populist.

     

    Wenn er populistischer ist als andere Politiker bitte eine relevante vergleichende Studie nachreichen.

     

    Das nachplappern des Populismusvorwurf unterscheidet sich in diesem Fall nicht vom selbigen.

     

    Doc (was auch immer) Sie sind offensichtlich nicht in der Lage diese Kampagne zu durchschauen. Oder sind Sie gar selbst Populist?

  • AD
    Axel Dettmer

    Was viele Deutsche gar nicht ab können ist das

    einer Recht behält wo die ganze Hammelherde das

    genaue Gegenteil behauptet - und falsch liegt.

    Wenn das öfters passiert und es sich dabei um

    dieselbe Person handelt wird die aussortiert.

    Da bleibt man lieber unter sich. Zwar dämlich

    aber die meisten Lügen sich lieber selbst was

    in die Tasche weil ansonsten müsste man ja....

  • PW
    Peter Weigelt

    Was für ein Kommentar!

     

    Und warum hat der Schreiberling nie Oscar gewählt? Weil er selbst eine der vielen Nieten ist, der nie begriffen hat, worum es wirklich geht?

     

    Ja, Oscar hat oft früher erkannt, um was es wirklich geht. Er hat leider erst spät erkannt, dass eine Senkung der so genannten Lohnnebenkosten in Wahrheit eine Lohnsenkung ist. Aber selbst in dieser späten Erkenntnis ist er nahezu allen Schreiberlingen immer noch um Jahre voraus. Insbesondere den Schreiberlingen dieser Zeitung.

     

    Leider hat Lafontaine und die Linke immer noch nicht begriffen, dass die sogenannten Lohnnebenkosten oder Artbeitgeberbeiträge eigentlich der größte Betrug an den Arbeitnehmern darstellt.

     

    Wenn der Arbeitnhmer seinen Lohn verhandelt, dann verhandelt er natürlich inclusive des so geannten Arbeitgeberbeitrags. Und nur wenn zusätzlich noch ein Ertrag für den Unternehmer abfällt, dann erhällt er den Job.

     

    Der Arbeitnehmerbeitrag ist also nichts anderes als ein vorgezogener Gehaltsverzicht. Nur, dass über dieses Konstrukt der Arbeitgeber auch noch über Teile des Gehalts mitverfügt. Und natürlich der Staat - der per Gesetz einfach den Lohn kürzen kann. ;-)

     

    Die Kurzarbeit bezahlen in Wahrheit also allein die Arbeitnehmer - und im Fernsehen erzählen die bezahlten Volksverdummer auch noch, dass dies der Steuerzahler bezahlen müsse.

     

    Es ekelt mich vor dieser Zeitung!

  • DA
    Dr. Axel Ridder

    Nun ist der Populist Lafontaine also der Gutmensch, der selbst schon die Finanzkrise vorausgesehen hat. Er ist sehr geschickt, aber man sollte nicht vergessen, wie absolut unmoeglich er sich als Finanzminister davon gemacht hat, ohne jeden Kommentar oder Erklaerung. Parteien sind dazu da, dass man diskutiert und Mehrheitsentscheidungen erkaempft.

    Noch besser waere es, wenn man hier in der BRD endlich amerikanische Vorwahlen zur Kandidatenaufstellung einfuehrt, damit nicht 2% der Bevoelkerung an der Kandidatenauswahl teilnehmen, sondern mittelfristig 10% der Bevoelkerung. Lafontaine ist der gewiefte Parteibuerokrat mit napoleonhafter Tendenz zur Selbstdarstellung.

    Wie lange dauert es noch, bis dass die BRD zu echter Demokratie erwacht, Vorwahlen und eine Wahlreform zur Abschaffung der verfassungswidrigen Ueberhangmandate einfuehrt, damit es eine echte Chance zum Machtwechsel gibt? Siehe meinen Artikel auf webnews : “Lafontaine oder Superwahlreform” http://bit.ly/M4LEV

  • DN
    Dr. No

    Endlich, endlich bricht mal ein Kommentator eine Lanze für Oskar. Danke!

     

    Dass BILD und Spiegel (ja, ja, die muss man mittlerweile in einem Atemzug nennen) Lafo in die Pfanne hauen, war klar. Aber auch die Frankfurter Rundschau macht bei diesem Kesseltreiben eifrig mit: "Keine Lust auf Oskar" hieß es letzten Montag. Da sage ich doch: Kein Bock auf Rundschau und werde das Abo kündigen. Ist Lafo-Bashing eigentlich eine Bedingung der Anzeigekundschaft? Schön, dass es mit der taz wenigstens eine größere Zeitung in Deutschland gibt, die dagegen hält. Die taz kann eine Frankfurt-Ausgabe starten. Es gibt in Rhein-Main viele heimatlose Leser.

  • L
    L.A.WOMAN

    @klaus ulrich spiegel:

     

    genau diese Analyse hätte ich mir nur e i n m a l von der taz gewünscht.

    Dank dafür.

    Oskar geht seinen Weg, und sein Ziel ist eine wiedererstandene große SPD zusammen mit den Linken.

    Erst dann, wenn die ganzen alten Schröderianer hoffentlich im off (oder Toskana) angesiedelt sind, würde eine neue Soziale Partei D wieder wählbar. Noch ein Klacks Grün dazu, und die Restgrünen könnten dann bei der FDP unterkriechen.

    In der Gangart sind sie inzwischen ja schon geübt.

  • JK
    joerg k k

    Most dangerous man in europe. fragt sich nur für wen?

    Man erinnere sich an Rolf E. Breuer (vorgänger von Ackermann) wie er sich aufregte darüber als er bei Oskar als Finanzminister vorspach und seine Wünsche? kund tat.

    Oskar sah ihn noch nicht einmal an! Recht hatte er das Oskarchen.

  • KU
    Klaus Ulrich Spiegel

    Oskar hatte viel zu spät den Lügenbaron Schröder und dessen Clique erkannt, erlebt, erlitten (die ohne ihn kaum ins Kanzleramt gelangt wären) und daraus persönliche Konsequenzen gezogen. Hat Fragen, warum er nicht wenigstens die Kampf-Macht-Position des Parteivorsitzenden behauptet habe, geradezu altruistisch begründet: das würde die Partei zerrissen haben. Ist ihr auf dem Verrottungsweg noch acht Jahre lang treu geblieben. Hat sich also als getreuer Sozialdemokrat bewiesen - während die Meute längst von Exzentriker und Egomane schrieb und den Auto-/Kriegs-/Agendakanzler, den Lakei des großen Kapitals, feierte, wegen dessen Wählerverrats- und Kapitalbedienungspolitik willen die SPD erst 11 Landtagswahlen verlor und nun im verdienten Desaster schmort.

     

     

     

    OL hatte nicht, wie Lottmann suggeriert, seine eigene Partei gegründet, sondern sich der WASG angeschlossen, die ihr Entstehen einem parteiintern opponierenden Gewerkschafterkreis verdankte, die ohne Ordnungsverfahren aus der Schröder-Clement-Schily-Münte-Steinmeier-SPD ausgeschlossen wurden, bevor sie dann eine "Wahlalternative" bildeten. Als diese mit der PDS-Führung die Schaffung einer linken Partei diskutierte, kam Oskar endlich aus seiner Bindung an die politmentale Heimat Sozialdemokratie heraus, um dem linken Projekt beizutreten, das (und darauf sollte endlich mal genauer geschaut werden:) eine Politikkonzeption verfolgt, die sich inhaltlich-zielbezogen nahezu kongruent an Godesberg 1959 und den Juso-Programmen ab 1969/70 festmacht, also lupenreine linke Sozialdemokratie verkörpert.

     

     

     

    Es lässt sich vermuten, dass Oskar einen letzten großen Entwurf einer vereinigten, den Wurzeln verpflichteten, links verorteten Sozialdemokratie betreibt, einer Wiedererstehung der von neoliberalen Käuflingen und deren opportunistischen Gefolgschaften auf nur noch 50% ihrer Mitgliedschaft wie auch Wählerschaft reduzierten, verkommenen, entehrten Partei. Selbst schon 66, wird er vielleicht das Gelingen dieses Epochen-Vorhabens erleben, aber wohl kaum als triumphaler Anführer noch persönliche Früchte daraus ziehen können. Ein absolut politisches, ergo uneigennütziges, einzigartig rares Verhalten - eine Großgefahr nämlich für die machthabenden Kreise samt Dienstleistern in herrschaftsdienernder Politik und kapitalabhängigen Medien samt deren korrupten Machern.

     

     

     

    D a r u m wird Oskar diskriminiert, mit Lügen und Hetze überschüttet. Dass er angesichts dieser Treibjagd dennoch - zum wievielten Mal schon? - beharrlich wachsende Resonanz- und Wahlerfolge bewirkt, verstärkt den Hass, der aus Furcht kommt. Ein Phänomen: Trotz allen gegen ihn gerichteten Erbärmlichkeiten geht der Mann seinen Weg linkssozialdemokratischer Authentizität - in offenbarer psychischer Stabilität: Wer sonst hielte ein öffentliches Dasein unter solcher Polit- und Publizistik-Jauche aus? Je exzessiver die Anwürfe, umso stärker anscheinend die Mobilisierung mobilisatorischer Gegenkräfte. Was OL erreichen könnte, wenn man ihn "normal" behandelte oder gar journaillisch stützte, lässt sich nur vermuten. Was er trotz seiner Ausnahmesituation bewirkt, ist frappierend, alleinständig. Immerhin: Auch Lottman, der OL ja nie leiden konnte, hat da Fragen, die eigentlich Erkenntnisse sind.

  • KK
    Klaus Kosiek

    An Lafontaine finde ich bemerkenswert, dass er die Fähigkeit zur Analyse wirtschaftlicher Zusammenhänge mit stabilen "linken" Überzeugungen verbindet und in der Lage ist, Menschen zu überzeugen und für seine Positionen zu gewinnen. Joschka Fischer mag sich als "letzten Rock'n-Roller" der deutschen Politik sehen, Lafontaine ist für mich eines der letzten Exemplare von Politikern, die glaubwürdig und mit Ecken und Kanten für Demokratie, Sozialstaat und Friedenspolitik stehen.

  • HP
    Hartwig Puy

    Der neueste Spiegel 43 ist das aktuellste Beispiel für die haßerfüllte Meinungsmache gegen Lafontaine.

    Die Frage ist für mich wirklich, welche Leserkreise z.B. der Spiegel permanent mit seinen inhaltlich unsinnigen aber eben voll neoliberalen Beiträgen neu gewinnen will.

    Ich habe gestern jedenfalls mein Spiegel-Abo gekündigt, weil mir diese primitive Meinungsmache auf den Geist geht.

  • L
    Lesefuchs

    Der Mann ist kreuzgefährlich!

    Er schafft es einige Menschen aufzuwecken, die verzweifelt per Verblödungsmedien am Schlafen gehalten werden.

    Er schafft es Menschen zum Denken zu bewegen. Und was diese Regierung absolut nicht gebrauchen kann, ist ein denkendes Volk!

    Als weg mit OL, dann leben wir wieder ruhiger (wenn auch Jahr für Jahr schlechter)!

  • TL
    Thomas Lagershausen

    Wenn eine Gesellschaft sich verrannt hat, dann ist es den Aufklärern (hier Lafontaine) immer schlecht ergangen. Sprich man geht ihnen, frei nach dem bewährten Motto "Angriff ist die beste Verteidigung", ohne jeden Selbstzweifel an den Kragen.

     

    Wie schrieb der berühmte Humanist Graf Leo Tolstoi (Krieg und Frieden)in seinen Tagebüchern so wahrhaftig:

     

    "Das erstaunlichste bei alledem ist jedoch, diese Wesen nehmen keine Vernunft an, gebrauchen ihren Verstand nicht dazu, zu erkennen, was dumm und was schlecht ist, sondern im Gegenteil dazu, für alle ihre Dummheiten und Scheußlichkeiten nach einer Rechtfertigung zu suchen. Und nicht genug damit, daß sie selbst die ihnen Qual verursachenden Dummheiten und Scheußlichkeiten nicht erkennen wollen, erlauben sie niemanden aus ihrer Mitte, zu zeigen, warum man nicht tun darf, was sie tun, und warum man etwas völlig anderes tun muß und solche Qualen nicht zu leiden braucht. Sobald ein solches, seinen Verstand gebrauchendes Wesen unter ihnen auftaucht, sind alle übrigen wütend, empört, entsetzt, beschimpfen ein solches Wesen allerorts und auf jede Weise, schlagen es oder hängen es an den Galgen, kreuzigen, verbrennen oder erschießen es. Und das seltsamste dabei ist, wenn sie dieses eine Vernünftige unter all den unvernünftigen Wesen gehängt, getötet haben und es ihnen nicht mehr im Wege ist, vergessen sie allmählich, was dieses vernünftige Wesen gesat hat, denken sich an seiner Stelle Dinge aus, die es gesagt haben soll, aber nie gesagt hat."

     

    S.835/36

     

    Dieses Armutszeugnis muß man leider unserer heutigen Gesellschaft ausstellen.

  • OI
    Oskar ist der Beste

    Oskar ist eben der Beste....ernsthaft, man muss ja nicht alles richtig finden, was er sagt, gerade im Bereich der Wirtschaftspolitik wird ohne Wachstum und nur mit Umverteilung die Massenarbeitslosigkeit nicht wirklich bekaempft werden koennen.

    Lafontaines Hauptproblem ist, dass er die deutsche Seele nicht genuegend streichelt, dieser deutschen Seele ist eben das Durchhalten bis zum "Endsieg (siehe Muentefering und Steinmeier) wichtiger als ein "ich habe genug und gehe jetzt".

    In Frankreich waere Lafontaine laengst Staatspraesident und in England ein respektabler linker Politiker.

  • K
    Kommentator

    Wow, jetzt fehlen nur noch sein "Einsatz" in der (faktischen) Abschaffung des Asylrechts, seine Sympathie für Auffanglager in Nordafrika und seine Angst vor sog. "Fremdarbeitern"....

     

    ...und wir hätten hier ne nicht-einseitige und nicht-verzerrte nüchterne Analyse eines guten, aber halt auch nicht unumstrittenen Politikers.

     

    Wirklich guter Kommentar, der sich vom antisozialdemokratischen Lügen-Mainstream der meisten Massenmedien abwendet.

    Hoffentlich nicht der letzte?

     

    PUNKT!

    Sozialdemokraten stehen links.

     

    PS: @Basti:

    Bis zum letzten Wort der Satire: TOP!!! Hagen Rether for Kanzler!!

    (Gleich gebookmarkt.)

  • C
    chriwi

    Tja so sieht es aus. Die SPD Führung sucht sich lieber einen Sündenbock anstatt sich selber an die Nase zu fassen. Wer hat denn jahrelang Politik gegen die eigenen Wähler gemacht? Wer stellt sich als soziale Partei dar und erhöht erst mal kräftig die Merhwertsteuer mit oder kämpft nicht wirklich um einen Mindestlohn. Das und vieles mehr ist verantwortlich für die Niedergang. Wer das nicht sieht wie Herr Müntefering, der leugnet schlicht und einfach die Wahrheit. Warum hat denn die Linke zulauf aus den Kreisen der SPD? Weil in weiten Teilen mit der Politik der früheren SPD identisch ist.

    Da aber heutzutage andere Meinungen und Kritiken als Gefahr und nicht als Wohltat angesehen werden wird sich so schnell nichts ändern.

  • B
    Basti

    Sehr guter Artikel,

     

    eine weitere Empfehlung dazu auch:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=4ewDvam2N8U

  • EA
    Ernst August

    Genau deswegen, seinen zutreffenden Aussagen und den Hass, den er provoziert, mag und wähle ich ihn.

     

    Gruß

  • A
    Amos

    Genau so ist es! Er spricht das aus, was ihm die

    Vernunft sagt und fragt nicht erst die Interessengemeinschaften wie weit er gehen darf.

    Politik wird heute so gestaltet, dass man als Politiker erst mal schaut, was für das eigene Konto

    gut ist und den Wähler glauben machen will, dass es nicht anders geht. Sieht man auf das Wohl des Volkes und nicht nur darauf wie man seine Diäten

    aufbessern kann und als "Berater" das Volk nur verrät, dann sieht auch die Politik anders aus.

  • R
    Rudi

    Wort für Wort wahr! Alle Achtung für diesen Kolumnenschreiber!

  • C
    chris

    Der große "Fehler" von Lafontaine ist, dass er intelligenter als die anderen Politiker und nicht korrumpierbar ist. Er ist politisch immer seinen Weg gegangen und sich selbst treu geblieben. So ein "schlimmes" Verhalten hält all den Mitläufern und Pöstchenjägern natürlich einen Spiegel vor.. Und er wagt es, den Mächtigen im Land ans Stuhlbein zu kratzen und sich dem neolibaralen Mainstream zu widersetzen..., dafür muß er natürlich von den vier anderen neoliberalen Parteien und der gängigen Presse abgestraft werden.

    Und dann nimmt er sich noch die Frechheit heraus, die Folgen desaströser plitischer Entscheidungen vorauszusagen und recht zu behalten und den anderen das neokonservative Süppchen zu versalzen, indem er eine neue Partei gründet und Millionen Wählern damit eine Alternative bietet! Weiter so, Oskar, Du bist immer noch Parteivorsitzender und wirst nächstes Jahr auch wiedergewählt!

    Ich fand Ihren Artikel in großen Teilen wirklich zutreffend und gut.

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    Oskar Lafontaine ist in eingeweihten Kreisen noch viel gehasster, als sich irgendjemand, der n i c h t zu diesen Kreis der Wissenden gehört sich vorstellen kann. Welche Kreise meine ich hier?

     

    Das deutsche Steuerungs- und Machtsystem der Kapitalstockamaximierer ist eine Art Rumpelstilzchenherrschaft, d.h. eine geheime (Steuerungs-) Wissensherrschaft. Ihre Geschäftsführung hat ein 2%-Wachstumszwang-regime installiert - mit ganz genialen Tricks, z.B. mit den strukturell steigenden Bruttoarbeitskosten. Wenn ein unabhängiger und aufs Ganze gehender Spitzenpolitiker dieses Herrschaftsgeheimnis offenbarte und die öko-KREATIVE Alternative zu dem Wachstumszwang-Regime projektfähig macht, müßte das Rumpelstilzchen sich zerreißen - und Deutschland ist von dem Wachstumszwang-Regime der KAPITALSTOCKMAXIMIERER befreit. Dieses Rumpelstilzchen besteht auch aus den Spitzen der deutschen Groß-Gewerkschaften und der SPD, d.h. Münte und Co.

     

    Dieser, das Rumpelstilzchen entsorgende Spitzenpolitiker könnte Oskar Lafontaine sein. Er müßte nur das TOP-Geheimnis offenbaren und den Sturz der Kapitalvorherrschaft und die Einführung der nachfolgenden Akzelerationsordnung-des-KREATIVEN wollen. Bislang hakt die Realisierung dieser Gefahr an einem einzigen Punkt: der machtstürzenden Politik müßte die Lafontainsche Erkenntniswende vorausgehen. Er müßte vom LINKEN (= kapitalstockmaximierende Diender des Wachstumszwang-Regime) zum KREATIVEN (= humankapitalförderliches Wachstums-Regime) werden. Diese einfach zu realisierende Möglichkeit macht ihn so gefährlich für die verschiedenen Teile des Ancien Régime der KAPITALSTOCKMALXIMIERER. Denn die kennen ihre trickreiche Realität, deren Schwachstelle und die Kartenhausstatik ihrer Herrschaft.

     

    Wenn das hier Vorgestellt wahr ist, d.h. dass Lafontaine seine ganze revolutionäre Gefährlichkeit noch gar nicht kennt - er ist bis heute ein LINKER und noch kein KREATIVER - dann kann man sich vorstellen, wie die Spitzen des 2%-Wachstumszwang-Regime bei dem Gedanken an die Möglichkeit, dass Oskar auf den KREATIVE Option wechselt, kreideweiß wird.

     

    Wer sagt's ihm?