Henryk M. Broders PR-Gag: Ein Gernegroß will nach oben
Holocaust-Leugnung soll künftig nicht mehr bestraft werden, das sei eine Bagatelle und er der nächste Präsident des Zentralrats der Juden, verkündet Henryk M. Broder - der Dieter Bohlen des Feuilletons.
Henryk M. Broder als Präsident des Zentralrats der Juden? Das ist natürlich ein Witz. Und auf der nach unten offenen Skala der Broder-Witze sogar einer der besseren. "Eine lustige Fantasie" nennt Dieter Graumann, der Vizepräsident des amtierenden Zentralrats, denn auch die Kandidatur des streitlustigen Publizisten für das angesehene Amt.
Henryk M. Broder ist ein begnadeter Selbstdarsteller. Seit er in den Siebzigerjahren an der Seite von Stefan Aust bei den St.-Pauli-Nachrichten seine Laufbahn begann, überzieht er alle, die nicht seiner Meinung sind, mit beißender Polemik. Unter Stefan Aust stieg Broder zuletzt beim "Spiegel" zur Fachkraft im Muslime-Beschimpfen auf. Broder ist so etwas wie der Dieter Bohlen des Feuilletons. Wofür er genau steht, ist allerdings weniger bekannt. Außer dafür, all jene als "Antisemiten" zu beschimpfen, die Israels Kriege nicht ganz so vorbehaltlos unterstützen wie er selbst.
Dass Broder gerade jetzt die Axt an den amtierenden Zentralrat anlegt ist kein Zufall. Vor allem dessen Generalsekretär Stephan Kramer ist ihm ein Dorn im Auge. Der hatte sich nach dem Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini in Dresden und den rassistischen Äußerungen von Thilo Sarrazin sofort mit der muslimischen Minderheit in Deutschland solidarisiert. So etwas würde Broder natürlich nie machen.
Statt dessen fordert Broder vom Zentralrat einen ganz anderen Kurs. Holocaust-Leugnung solle künftig nicht mehr bestraft werden, das sei eine Bagatelle. Auch solle sich der Zentralrat nicht mehr "als das gute Gewissen Deutschlands" aufführen, schreibt Broder in seinem Hausblatt, dem Westberliner Tagesspiegel. Statt dessen fordert er ohne jeden Anflug von Ironie, der Zentralrat solle sich besser gleich zum Weltgewissen aufschwingen, sich für Baha'i im Iran, Verfolgte im Sudan und Dissidenten in China einsetzen. Die Palästinenser fehlen in dieser Aufzählung aus gutem Grund.
Zurückhaltung, Moral und Augenmaß waren nie Broders Stärken. Mit seinem PR-Gag in eigener Sache hat er sich mal wieder selbst ins Gespräch gebracht. Gut für Broder. Schlecht für die Juden, die sich durch seinen kleinkarierten Größenwahn blamiert fühlen.
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