Erfolg mit Betriebssystem: Google drängt auch auf Handymarkt

Im Kampf gegen Apples iPhone greifen immer mehr Handy-Hersteller nach Googles "Android"-Software. Mit der Plattform kann der Netzriese Reklame an Geodaten ausrichten.

Mit einem Navigations-Chip im Handy will Google Werbung gezielter platzieren. Bild: reuters

Als Google vor nicht ganz zwei Jahren ankündigte, ein eigenes Betriebssystem für Smartphones auf den Markt zu bringen, fragte sich die IT-Szene noch, was das denn wohl bringen würde. Der Internet-Riese machte damals wie heute sein Hauptgeschäft mit Online-Werbung, die auf seinen vielbesuchten Angeboten im Netz geschaltet wird; der Verkauf von Handys gehört nicht zu seinem Kerngeschäft.

Nun scheint sich langsam das Endziel der Google-Strategie herauszukristallisieren: Aus "Android", wie die Software-Plattform heißt, entwickelt sich gerade ein ernsthafter Mitspieler im Zukunftsmarkt mobiler Geräte. Und der positioniert sich zunehmend gegen Apples höchst erfolgreiches "Wunderhandy" iPhone, das bislang ungebremst Marktanteile gewinnt.

War die Reaktion der großen Mobilfunkhersteller auf Googles Offerte anfangs noch verhalten, ändert sich das inzwischen. Fast alle großen Handy-Konzerne entwickeln jetzt mehr oder weniger offen Interesse an Android. Nachdem lange Zeit nur der für Europäer relativ unbekannte taiwanesische Hersteller HTC mit Geräten für Vodafone ("Magic") und T-Mobile ("G1", "G2") die Google-Fahne hochhielt, rücken nun Motorola, Samsung, LG und Sony Ericsson ins Android-Lager nach.

Mit Ausnahme von Palm, dessen "WebOS" erst in diesem Jahr vorgestellt wurde, und dem für Profis gedachten Blackberry bleibt nur noch der Handy-Weltmarktführer Nokia, dessen "Symbian"-Betriebssystem den Smartphone-Sektor (noch) beherrscht, ohne Android-Unterstützung. Microsoft, als letzte für die Hersteller zukaufbare Handy-Betriebssystem-Alternative, verliert mit "Windows Mobile" unterdessen immer mehr an Boden, wurde zuletzt sogar erstmals laut Zahlen des Marktforschungsunternehmens Gartner vom iPhone überholt.

Noch hat Android bei den Smartphones mit 1,8 Prozent einen verschwindend kleinen Weltmarktanteil. Doch es bewegt sich was. Wie das gehen kann, zeigt Apples iPhone, das von 2,8 Prozent im zweiten Quartal 2008 auf jetzt 13,3 Prozent schoss. Motorola, einstmals neben Nokia Weltmarktführer bei den Handys, entschied sich, von Windows Mobile komplett nach Android zu wechseln, bringt in den nächsten Monaten erste Geräte. Samsung hat bereits Modelle auf den Markt, Sony Ericsson und LG wollen folgen.

Für den an einem modernen mobilen Betriebssystem interessierten Käufer heißt das letztlich, dass das Duell in den nächsten Jahren auf iPhone gegen Android hinauslaufen könnte, sollte Nokia nicht mit etwas eigenem, etwa auf Linux-Basis, nachrücken (Symbian gilt als veraltet) und Palms WebOS sich weiterhin mehr schlecht als recht verkaufen. Für den geschäftlichen Bereich blieben Blackberry und das schrumpfende Windows Mobile.

Standard-Plattformen für Handys haben einige entscheidende Vorteile. Weil das iPhone so leicht zu programmieren und vor allem so stark verbreitet ist, existieren inzwischen fast 100.000 herunterladbare Programme für das System. Googles Android ist inzwischen bei immerhin 10.000 "Apps" angelangt, mit denen sich das Handy fast beliebig erweitern lässt.

Die Hersteller wiederum profitieren davon, dass sie sich auf den Bau der Hardware konzentrieren können und nicht hauseigene Software-Plattformen unterstützen müssen. Android enthält in der Grundausstattung alles, was man braucht, wird dazu regelmäßig mit Updates versorgt, die neue Funktionen ergänzen.

Die Frage, wie Google mit Android letztlich Geld verdienen will, beantwortet sich über den Markterfolg: Wenn erst einmal viele Millionen Nutzer mit der Plattform des Internet-Riesen mobil surfen, lohnt es sich, ihnen passende Werbung vorzusetzen. Für Datenschützer ist das allerdings eine albtraumhafte Vorstellung: Nach Reklame, die sich an den Eingaben der Nutzer in Suchmaschinen oder ihren E-Mail-Texten bei Google Mail ausrichtet, könnte der Internet-Riese auch noch die aktuelle geografische Position des Nutzers als Werbekriterium nutzen - jedes Android-Handy hat einen eingebauten Navigations-Chip. Dass Google diese Daten "anonymisiert", also nur teilweise speichert, wäre da nur ein schwacher Trost.

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