piwik no script img

Rekonstruktion des StadtschlossesSchloss, schon ab 480 Millionen Euro*

*Achten Sie auf das Kleingedruckte! Für das vom Bundestag abgesegnete Lockangebot gibt es quasi nur den Rohbau. Extras – vor allem historische – kosten extra. Und das Schloss wird Jahre später, nämlich 2016, fertig.

So soll es eines Tages aussehen - wenn da nicht das Kleingedruckte wäre... Bild: reuters, Fabrizio Bensch

Man kann derzeit fast täglich Schloss-Überraschungen erleben, die einen ganz durcheinanderbringen. Am Samstag kam die Nachricht, der neuen Bundesregierung sei das Humboldt-Forum zu teuer. Am Sonntag hieß es, die CDU-FDP-Koalition halte am Kosten- und Zeitplan sowie an der historischen Fassade fest. Und nun die Message: Die 480 Millionen Euro Kosten für den Schlossbau (plus 70 Millionen für die Einrichtung) sind quasi bloß der Rohbau. Der Zeitplan verschiebt sich. Und der Architekt Franco Stella? Non lo so!

Es war schon eine merkwürdige Veranstaltung des Bauministeriums und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) am Montag im Alten Museum. Wobei man der Stiftung keine Vorhaltungen zum Thema "Planungsstand Humboldt-Forum" machen kann. Ihr Präsident, Herrmann Parzinger, berichtete brav, dass das Konzept für die Ausstellungsräume steht. So weit, so gut.

Nichts anderes als eine Handlungsanweisung für ein maximales finanzielles und personelles Risiko war dagegen der Auftritt des Baustaatssekretärs Engelbert Lütke Daldrup. Alles unter Kontrolle, so seine Devise, um gleich die gegenteilige Strategie zu verkünden: Das Stadtschloss wird - statt wie geplant 2013/2014 - erst 2016 fertig. Lütke Daldrup: "Ich gehe davon aus, dass eine Bauzeit von fünf bis sechs Jahren realistisch ist."

Zwar bezifferte er die Kosten für die Rekonstruktion des Baus auf 480 Millionen Euro, dass damit aber nicht die historische Gestalt samt Zulagen zu kriegen ist, sagte er auch: "Wer sich mehr wünscht, muss mehr Finanzen mitbringen." Als da wären: Für die Fassade müssen bekanntlich die 80 Millionen Euro Spenden erst einmal her und für eine historische Kuppel auch noch bis zu 15 Millionen zusätzlich.

Will man barocke Portale am Schloss, fallen weitere 30 bis 40 Millionen Euro an. Für die Innenfassaden und Treppenhäuser schlagen geschätzte 30 bis 35 Millionen Euro zu Buche. Mehr Extrakosten verschlingen auch die archäologischen Ausgrabungen im Keller und die Grundierungsarbeiten für die U-Bahn-Linie 5, die direkt unter dem Schloss verlaufen soll.

Ach ja, und der Stella-Prozess wegen des falschen Vertrags und dessen Fähigkeiten? Die Zweifel an der Eignung des Architekten seien "völlig ausgeräumt", meinte Lütke Daldrup. Aber einen Kommentar, ob eine Niederlage vor Gericht zum Stolperstein für das Projekt werden könne, lehnte er ab. "Das würde nur Verwirrung stiften." Da hat er insgesamt recht. Obacht also!

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • L
    Langfristig?

    Das geld für den Schloßausbau hätte

    vielen kleinen Firmen über die kurzarbeit gerettet.

     

    Wenig Arbeitslosigkeit = Wengier Problemregionen

    = weniger enstehender Stumpdinn/Rassismen

     

    Aber genauso wie die Leuchtturmpolitik

    Sachsens in den sächsischen "nichtleuchtturmregionen" wie sächsische SChweiz den Rassimus erzeugte genauso kurzisichtig ist

    das verschwenden von Steuergeldern in

    Kurzfristige Bauvorhaben wie Schloßneubauten

    und unnötigen Straßenneubauten anstelle

    der Sorge um das bestehende Wellkulurerbe

    wie die zahlos verfallenden historischen Schlößer

    und Römerstraßen, Viadukte und Keltensieldungen

    zwischen Rhein und Nordsee

  • M
    Max

    Schöne Überschrift!